13375862074978.jpg

Säger und Unternehmer aus Leidenschaft: DI Hans Bien hat vom Bürofenster einen schönen Blick auf den gut gefüllten Rundholzplatz © DI (FH) Martina Nöstler

In der Kürze liegt die Würze

Ein Artikel von DI (FH) Martina Nöstler | 21.05.2012 - 14:07
13375862074978.jpg

Säger und Unternehmer aus Leidenschaft: DI Hans Bien hat vom Bürofenster einen schönen Blick auf den gut gefüllten Rundholzplatz © DI (FH) Martina Nöstler

Vor über 20 Jahren begann man bei Bien-Holz in Lauterbach/DE mit dem Einschnitt von Palettenbrettern aus kurzem Rundholz. Bei der mittlerweile dritten Sägewerksinstallation kommt die langjährige Erfahrung, die Unternehmer DI Hans Bien teilweise schmerzlich und mit sehr viel Aufwand machen musste, sowohl den Lieferanten als auch dem Unternehmen zugute. Aufgrund der Rundholzknappheit in Hessen suchte Bien einen neuen Standort – fündig wurde er in Uelzen/DE. Im Dezember 2011 wurde das erste Holz mit der neuen Linie in Uelzen geschnitten – nur 13 Monate nach Bestelleingang bei Linck, Oberkirch/DE.
Bien ist sich bewusst, dass der Standort Uelzen kurios klingt. „Wir haben aber von mehreren Waldbesitzern in Niedersachsen die Zusage für die Lieferung von 260.000 fm/J bekommen – gesichert auf fünf Jahre“, klärt Bien auf. „Das war der ausschlaggebende Grund für Niedersachsen. Die Stadt Uelzen ist uns beim Grundstück entgegengekommen. Wir sind quasi hier im Zentrum des Holzes und kaufen im Moment im Umkreis von 100 km ein. Der Kieferngürtel in Sachsen-Anhalt ist ebenso nahe genug.“ In Niedersachsen kauft Bien zu marktüblichen Preisen. Dies ist in Lauterbach laut Bien aufgrund der großen Sägekapazitäten nicht mehr möglich – sofern man überhaupt seinen Rundholzbedarf decken kann.

Komplette Neuplanung der Linie

13375862006558.jpg

Erste Station: Die Stämme werden immer mit 2,5?m Länge aufgegeben und bei Bedarf in der Mitte gekappt © DI (FH) Martina Nöstler

Linck hat bei Bien-Holz eine von Grund auf neu entwickelte Kurzholzanlage geliefert – und das in einem Rekordtempo. „Die Bestellung für die Anlage wurde am 22. November 2010 unterschrieben, am 20. Dezember 2011 wurde das erste Holz geschnitten“, verdeutlicht DI (FH) Manfred Leopold, Vertriebs- und Marketingleiter bei Linck. Bei diesem Projekt stand das Linck-Konstruktionsteam vor einer Herausforderung: Die Rundholzlängen betragen zwischen 1,25 und 2,5 m. „Die Schwierigkeit besteht darin, das Holz in der gesamten Anlage sicher zu führen und trotzdem sämtliche Bearbeitungsschritte in gewohnter Linck-Qualität durchzuführen“, bringt es Leopold auf den Punkt. Vor allem bei 1,25 m langen Stücken grenzt der sichere Halt an einen Balanceakt, denn die Spanerscheibe allein misst knapp 60 cm im Durchmesser. „Linck hat uns ein für uns ideales Konzept geboten und realisiert“, ist Bien mit seiner Entscheidung zufrieden.
Dass die Linie den Anforderungen entspricht und der Anlagenstart gut gelungen ist, beweist ein Blick auf die Statistik. „Am 8. Mai haben wir bereits 1119 fm geschnitten“, freut sich Betriebsleiter Jörg Hellmann. Rund 1500 fm pro Tag sind das Ziel im Zweischichtbetrieb. Noch ist man bei Bien-Holz aber in der Einschulungsphase. „Viele Mitarbeiter kommen nicht aus der Sägebranche. Darum haben wir vorübergehend Personal aus Lauterbach in Uelzen im Einsatz, welches die Kollegen einschult“, erklärt Hellmann.

Alles Palette

13375862045665.jpg

Die Seitenwaren-Abtrennung nach dem neuen Fräs-Sägeaggregat VPS?35, die Seitenware wird zur Seitenwaren-Stapellinie abgezogen © DI (FH) Martina Nöstler

Im Gespräch betont Bien, dass er ausschließlich im Palettengeschäft tätig ist beziehungsweise sämtliche Dimensionen für die Paletten schneidet. „Wir werden nie etwas anderes machen“, bekräftigt der Unternehmer. Einzige Ausnahme: In Uelzen kann jetzt Kantholz mit 2,5 m Länge gesägt werden. Verarbeitet werden überwiegend Kiefer, Fichte, Douglasie und Lärche. „Wir nehmen aber auch einige Stämme Birke oder Erle mit, die bei der Durchforstung anfallen“, sagt Bien. Holz mit großer Krümmung stellt für das Sägewerk Bien kein Problem dar.
Das Holz wird am Rundholzplatz beziehungsweise bei der Aufgabe ausgeformt und in 1 cm-Schritten sortiert. „Letzteres ist wichtig, da die Anlage nicht von Stück zu Stück verstellt wird und die Steuerung einem starren Schnittbild folgt“, erklärt man bei Linck. Aus diesem Grund konnte auf eine Messung in der Kurzholzlinie verzichtet werden.

Alle Maschinen wurden neu entwickelt

13375862092398.jpg

Mit der Trennsäge TS?35 wird das Kantholz aufgetrennt und geschickt mit Rollen vereinzelt © DI (FH) Martina Nöstler

Die Abschnitte gelangen – Stock und Zopf gemischt – auf einen großen Pufferförderer mit Vereinzelung in die Sägehalle. Je nach Einschnitt werden die 2,5 m langen Hölzer mittig ausgerichtet und auf 1,25 m gekappt. Die beiden Abschnitte gelangen über zwei Zuteilscheiben auf den Längsförderer mit fünf Kettensträngen. Das entstehende „V“ bestimmt also die Lage und den Eindrehwinkel der Stämme. In der Linie passiert das Holz zuerst den Einzug mit zwei Walzenpaaren und den Profilspaner VM 35. Dieser besitzt einen neu entwickelten Messerkopf mit zwei Stufen mit je drei Messern. Das Besondere an dem neuen VM 35 sind die Scheiben mit integrierten Führungstellern. Dadurch wird eine gute Holzführung im Spaner erreicht. Mit einem Durchmesser von 580 mm eignet sich der VM 35 für Kurz- und Schwachholz.
Das entstehende Model wird von zwei Stachelwalzen um 90° gedreht und passiert gleich darauf den zweiten VM 35. Dieser ist quasi „Tür an Tür“, also ohne Lücke, mit dem Fräs-Sägeaggregat VPS 35 installiert. Im VPS 35 werden zuerst mit vier Fräsköpfen Ecken in das Holz gefräst. Die Fräser werden von je einem Standard-Drehstrommotor direkt angetrieben. Im nachfolgenden Schritt trennen vier Sägeblätter das so entstehende Seitenbrett – eines je Seite – ab. Sämtliche Werkzeugachsen sind servohydraulisch verstellbar. Bei Bedarf können die Sägen vertikal vollständig aus dem Arbeitsbereich gefahren werden. Die Seitenbretter werden links und rechts automatisch separiert und fallen auf Förderbänder in Richtung der beiden Seitenwaren-Stapelanlagen.

Noch mal von vorne

13375862109845.jpg

Hinter der Trennsäge werden die Hölzer auf zwei Nachschnitt-Kreissägen aufgeteilt © DI (FH) Martina Nöstler

Das Kantholz wird auf einfache Weise um 90° gedreht: Es wird auf einem dünnen Kettenstrang außermittig geführt und kippt alleine durch die Schwerkraft in die richtige Position. Im Anschluss daran ist erneut die Maschinengruppe mit der VPS 35 zur Seitenwaren-Erzeugung installiert. Der Ablauf ist wie bei der ersten Maschine: Ecken fräsen und Seitenbretter abtrennen.
Im nächsten Schritt folgt die Trennsäge TS 35: Das Kantholz wird – bei Bedarf auch außermittig – in zwei Halbhölzer aufgetrennt. Ist laut vorgegebenem Schnittbild kein Trennschnitt erforderlich, werden die Sägeblätter auch hier vertikal vollständig aus dem Arbeitsbereich gefahren. „Wird außermittig aufgetrennt, befindet sich die schmalere Seite immer rechts, die breite links. Das ist für den weiteren Ablauf besser“, weiß Bien. Das Auftrennen ist generell ab einem Stammdurchmesser von etwa 280 mm sinnvoll. Die zwei entstandenen Hölzer werden über den Rollengang getrennt, um 90° gedreht (immer mit der Außenseite nach oben) und zwei Nachschnitt-Kreissägen – Doppelwellen-Kreissägen mit Festeinhang – zugeführt. Dazwischen befindet sich noch eine Quertransportstrecke. In diese ist eine Querkappung installiert, die das Holz millimetergenau auf das geforderte Fertigmaß ablängt. In der Nachschnitt-Kreissäge ist der Einhang ebenfalls aus dem Arbeitsbereich verfahrbar. Dies erleichtert den Zugriff im Störungsfall.
Apropos Störungsfall: Die gesamte Spaner-Profilierlinie hat bis zur Nachschnitt-Kreissäge beziehungsweise zu den Stapelmaschinen keine einzige Pufferstelle. Das erhöht natürlich auch die Anforderungen an Linck hinsichtlich einer kontinuierlichen Leistung – und auch an Brodbaek für die nachgelagerten Stapelanlagen. Darum müssen insbesondere die Querabzüge und die Übergaben an die Stapellinien präzise wie ein Schweizer Uhrwerk aufeinander abgestimmt sein.
Steht etwa eine der Stapelungen, kann auf Betrieb mit nur einer Nachschnitt-Kreissäge umgeschaltet werden, damit die Produktion weiterläuft.

Ausbeutevorteile durch Kurzholz

1337586202715.jpg

Das Auftrennen zu Palettenbrettern wird mit zwei Nachschnitt-Kreissägen bewältigt © DI (FH) Martina Nöstler

„Langholz kann jeder sägen. Kurzholz ist eine ungleich größere Herausforderung“, ist man bei Linck überzeugt. Mit den 1,25 m entsteht aber ein wesentlicher Vorteil: Kurz ist selbst krummes Holz relativ gerade, wodurch sich eine deutliche Mehrausbeute ergibt.

Bien-Holz

Gründung: 1989
Geschäftsführer: DI Hans Bien, Ulrich Bien, Helmut Flach, Sigmund Schuster
Standorte: Birstein/DE (Verwaltung), Lauterbach/DE und Uelzen/DE (Sägewerke)

Standort Uelzen
Areal: 8 ha
Start: Spatenstich Dezember 2010, erstes Holz Dezember 2011
Betriebsleiter: Jörg Hellmann
Mitarbeiter: 40
Einschnittskapazität: 350.000 fm/J im Zweischichtbetrieb
Holzarten: Kiefer, Fichte, Lärche, Douglasie; auch Birke und Erle als „Mitläufer“
Produkte: ausschließlich Palettenbretter