Wie lange gibt es noch deutsche Sägewerke? Diese provokante Frage muss man sich stellen, wenn man die sinkenden Unternehmenszahlen und die jüngsten Sägewerks-Betriebsergebnisse ansieht.
351 größere Sägewerke
Umsatzrückgang 2015
Bewusst, was passiert?
Von weniger Einschnitt leben
Ob es eine Einschnitt-Überkapazität gibt und wie hoch diese tatsächlich ist, kann Schmidt nicht beantworten. „Fakt ist: Die Säger mussten in den Vorjahren lernen, mit verminderter Produktionsauslastung positiv zu wirtschaften.“ Die Nadelschnittholz-Produktion dürfte 2015 auf 20,3 bis 20,4 Mio. m3 zurückgegangen sein (–2 %). 23,9 Mio. m3 waren es im Rekordjahr 2007.2016 dürfte laut Schmidt zu einem „weiteren Konsolidierungsjahr“ werden. „Vom schmäleren Ende her geht es rasend schnell – kleinere Betriebe verschwinden lautlos“, bedauert Schmidt.
Schleichender Waldumbau
Heuer sei die Rundholzversorgung entspannter als in den Vorjahren, da von einem vermehrten Schadholzanfall ausgegangen werden muss. „Aber Holz wird knapper, da es als längerfristigen Trend den Waldumbau gibt. In Regionen wie dem Sauerland sind die Folgen schon real. In einem Jahrzehnt werden es wohl alle Nadelholzsäger spüren“, sagt Schmidt voraus. Nur regional kommt es noch zu Vorratsaufbau in den Wäldern (auf Steilhängen). Bei Starkholz (\>50 cm BHD) wächst der Vorrat ebenfalls.Die Eile, für Hartholz endlich neue Produkte zu entwickeln, teilt Schmidt nur bedingt: „Man muss bedenken, dass größere Mengen erst in 40, 50 Jahren auf den Markt kommen.“ Bei der Eiche gebe es insbesondere wegen der Rundholz-Exporte Versorgungsprobleme.
Stilllegungsnutzen beweisen!
Bei den Hartholzsägern könnte der Rohstoff auch knapp werden. „Von Flächenstilllegungen sind hauptsächlich Buchenwälder betroffen. Davon erwarten sich Umweltschützer mehr Biodiversität als in bewirtschafteten Wäldern. Dafür fehlt aber jeglicher Beweis – es gibt noch kein Monitoring.“ Die Brennholznutzung knabbert das Rohstoffpotenzial zusätzlich an. „Das wird sich aber wohl bald ändern. Brennholzöfen sind keine effiziente Verbrennungsart.“Bereits kurzfristig werden die Säger wohl am Aufschwung des Holzbaus partizipieren können. „Der Wohnbau-Bedarf wird zunehmend auch vom Holzbau gestillt. Die Bauträger haben die Vorzüge insbesondere bei Aufstockungen und im seriellen Bau schon erkannt.“ Schmidt appelliert daher an mehr Branchenselbstbewusstsein. „Wir sollten uns nicht nur über Sonderfälle und Leuchtturmprojekte definieren. Bisher gefielen wir uns in der Rolle der Sonderlinge – wir können aber deutlich mehr.“
Damit es aber zum massenhaften Holzeinsatz komme, müsse alles daran gesetzt werden, dass der Planungsaufwand dem von Stahl oder Beton entspreche, sprich: deutlich reduziert werde. „Normung, Bereitstellung, Produktunterlagen“, lautet der Word-Rap von Schmidt. „Künftig sollten wir auf die technischen Vorteile, die Produkteigenschaften, die präzise Vorfertigung und – jawohl – auch auf die Wirtschaftlichkeit verweisen.“ //