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„Danach ist es wie neu“
Werkzeuginstandsetzung in Herstellerqualität
Ein Artikel von Robert Kittel | 02.05.2013 - 07:09
Die sympathische Truppe vom Oertli Servicekompetenzzentrum in Weigelsdorf kennt nur ein Ziel: Nach der Instandsetzung muss das Werkzeug mindestens so gut wie ein neues sein. Dazu setzt man dieselben Anlagen ein, wie sie bei der Produktion neuer Werkzeuge benutzt werden.
Josef Rezek, der Servicestellenleiter liebt seine Arbeit sichtlich. Firmengründer Paul Oertli sen. habe sein Unternehmen lieber als Werkzeugfabrik denn als Schmiede gesehen, erzählt er. Diesem hohen Qualitätsanspruch sind Rezek und seine sympathischen Mitarbeiter bis heute treu geblieben. Im Oertli-Servicekompetenzzentrum Weigelsdorf, werden Holzbearbeitungswerkzeuge in den Neuzustand versetzt. Bis zu zwei Mal wöchentlich werden Serviceaufträge in ganz Österreich abgeholt. Bearbeitet werden nicht nur die hauseigenen, sondern auch Fremdprodukte. „Oft sind die Kunden mit unserem Service dann so zufrieden, dass sie später Oertli-Produkte kaufen“, lächelt Rezek.
Reinigung und Zustandsprüfung
Beim Eintreffen wird jedes Werkzeug zunächst gründlich gereinigt. Dazu stehen zwei Waschanlagen bereit, die mit 160 bar Hochdruck auch angebackene Verharzungen mühelos lösen. Bei Bedarf werden empfindliche Werkzeuge und besonders hartnäckige Fälle mit Glasperlen gestrahlt: „Dabei werden nicht nur Ablagerungen entfernt, sondern auch die Oberfläche verdichtet“, erläutert Rezeks Sohn Rainer. Er ist der Experte für das Schärfen polykristalliner Diamantschneiden. Nach dieser Prozedur sieht das Werkzeug zumindest schon optisch wie neu aus. Die Schneidengeometrien gängiger Markenwerkzeuge sind in den diversen Schärfanlagen schon gespeichert. Unbekannte Produkte sind aber auch kein Problem – sie werden mittels Laser vermessen und ihre Werte direkt in die Maschine übertragen.
Diamantschärfen wie bei der Produktion
Wegen seiner Härte und Sprödheit könne man Diamant ja nicht einfach mit der Schleifscheibe malträtieren, grinst Rezek jun.: „PKD wird mit Funkenerosion bearbeitet. Man muss sich das so vorstellen, dass ein sehr heißer Funke den Diamanten oberflächlich verbrennt.“ Zeilenweise tastet der hauchdünne Draht, an dem besagter Funke entsteht, die Schneide ab. Ein langwieriger Vorgang, an dessen Ende eine spiegelblanke Schneide steht. Für geringstmögliche Toleranzen werden die Werkzeuge in HSK 63 hydraulisch eingespannt. „Wir arbeiten im Tausendstelbereich, da ist eine exakte Aufspannung, wie sie auch auf der CNC benutzt wird, wichtig.“ In Weigelsdorf kann man sogar die extremen Schneidenwinkel des Leuco P-Systemes bearbeiten: „Wir verfügen mit unserer Vollmer QX-D 400 und zwei weiteren Anlagen über die allerneueste Erodiertechnik. Für das P-System ist zusätzlich eine modifizierte Software nötig. Die hat derzeit nur die Produktion des P-Systemes und wir.“ Bei so einer Ausrüstung sei selbst die Bearbeitung der teils komplizierten Klickprofilfräser für die Bodenindustrie kein Problem, ist Rainer Rezek stolz.
Schärfen mit „Gewusst wie“
Im sogenannten „Kaltraum“ werden Hobelmesser, Bandsägen, Bohrer und Schaftfräser und mehr geschärft. Keilzinkengarnituren zum Beispiel. Die dürfe man nicht einfach nur entlang der Brust schleifen, erläutert Josef Rezek: „Dann werden die Zinken mit jedem Schärfvorgang spitzer. Wir schärfen so, dass das ursprüngliche Profil erhalten bleibt.“ Es lohne sich nicht, nur wegen ein paar Euro Ersparnis beim Schärfen Kompromisse einzugehen: „Ein falsch geschliffener Fräser kann teuer werden.“ Nach dem Schärfen wie neu Selbst bei den eigentlich einfach zu schärfenden Kreissägen könne man einiges falsch machen, betont Rezek: „Oft werden Zahnrücken und Hartmetall bündig geschliffen. Der weiche Stahl verklebt die Schleifscheibe und das Hartmetall wird dann nur noch poliert und nicht geschliffen.“ Bei Oertli wird der Zahn wie bei einer Neusäge gestaltet: „Erst wird das Stammblatt am Rücken zurückgeschliffen, dass die Schneide ein bis zwei Millimeter vorsteht. Erst danach werden Zahnbrust und Zahnrücken bearbeitet.“ Die Zahngeometrie wird dabei peinlich genau eingehalten. Analog zur Diamantabteilung werden unbekannte Sägeblätter präzise vermessen. Der eigentliche Schärfvorgang erfolgt auf einer vollautomatischen Anlage, wie sie auch bei der Sägeblattherstellung eingesetzt wird. Angesichts dieses Aufwandes kann Rezek versprechen: „Werkzeuge, die wir instand setzen, sind danach wie neu.“
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