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Österreichs Nadelsägerundholz-Importe aus den wichtigsten europäischen Lieferländern (quartalsweise, in 1.000?fm) © Holzkurier

Versiegender Holzfluss

Ein Artikel von DI Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 16.07.2012 - 10:47
Im I. Quartal verzeichnete Österreich den geringsten Nadelsägerundholz-Import der vergangenen fünf Jahre. Nur mehr 970.000 fm kauften die rot-weiß-roten Sägewerke aus dem Ausland zu. Zum Vergleich: Im I. Quartal 2007 importierte man noch 1,5 Mio. fm Rundholz. Im selben Zeitraum des Vorjahres waren es zumindest noch 1,1 Mio. fm. Gemittelt heißt das: Seit fünf Jahren sinkt Österreichs Rundholzimport jedes Quartal im Durchschnitt um 80.000 fm.

Zweitgrößter Importeur der Welt

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Österreichs Nadelsägerundholz-Importe aus den wichtigsten europäischen Lieferländern (quartalsweise, in 1.000?fm) © Holzkurier

Ein Blick auf das Importdiagramm (s. oben) zeigt den Grund für diese Entwicklung: Österreichs Rundholzversorgung hängt im wesentlichen von Deutschland und Tschechien ab. Dieses Rundholz befeuerte Österreichs Aufstieg zur Nadelschnittholz-Weltmacht. 2008 bis 2010 war die Alpenrepublik nach China der zweitgrößte Nadelrundholz-Importeur der Welt, zeigen die Daten der FAO. Es gibt wohl keine andere Industriebranche, wo Österreich als bevölkerungsmäßig 93-größtes Land in den vordersten Rängen mitspielen kann. Doch die Außenhandelsstatisik zwingt zur Frage: Kann das so bleiben?

Deutsches Rundholz fehlt

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Importmengen der größten europäischen Nadelrundholzimporteure sowie China und Japan (Säge- und Industrierundholz) © Holzkurier

2007 importierte Österreich 6,1 Mio. fm Nadelrundholz. 55 % (3,37 Mio. fm) stammten aus Deutschland. 32 % (1,96 Mio. fm) steuerte Tschechien bei. Kleinere Mengen kamen aus der Schweiz (4,1 %), Slowenien (2,8 %) und Polen (1,9 %). Bezogen auf den Gesamteinschnitt kamen 2007 erstaunliche 34 % des Nadel-Sägerundholzes aus Importquellen. Anders ausgedrückt: Jeder fünfte Stamm, der damals in Österreich eingeschnitten wurde, war in Deutschland gewachsen, jeder neunte Stamm in Tschechien. Die überragende Bedeutung der Bundesrepublik sollte sich in den darauffolgenden Jahren rächen. Deutschlands Liefermengen fielen aufgrund des dortigen Kapazitätsaufbaus – vor allem in Süddeutschland – sukzessive:
• 2008: 2,55 Mio. fm (entspricht 51 % der österreichischen Nadel-Sägerundholz-Importmenge)
• 2009: 1,72 Mio. fm (34 %)
• 2010: 1,68 Mio. fm (34 %)
• 2011: 1,36 Mio. fm (30 %)
• Im I. Quartal 2012 liegt die Importmenge deutschen Nadelrundholzes mit 347.000 fm erneut 10 % unter dem Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Tschechien liefert konstanter

Als verlässlicherer Lieferant erwies sich Tschechien. Seit 2007 bleibt die Liefermenge mit rund 1,8 bis 2 Mio. fm ziemlich konstant. Bei insgesamt sinkenden Rundholzimporten baut Tschechien seine Bedeutung aus. Im Vorjahr kamen bereits zwei Fünftel der österreichischen Importmengen von dort. Seit dem II. Quartal 2009 ist Tschechien Österreichs Rundholzversorger Nr. 1 (mit einer Ausnahme: IV. Quartal 2010).
Zeitweise schien die Slowakei eine signifikante Rundholzquelle für Österreich zu werden. 2009 und 2010 wurden jeweils über 600.000 fm auch sturmholzbedingt beim nordöstlichen Nachbarn gekauft. Das III. Quartal 2009 war mit 218.000 fm die Rekorperiode. Davon blieb wenig übrig. Im Vorjahr kamen aus der Slowakei nur mehr 372.000 fm. In der Folge löste Slowenien die Slowakei im Vorjahr als drittwichtigstes Lieferland ab. Mit 43.000 fm im I. Quartal zeigt der Trend weiter nach unten.
Von Bedeutung ist auch Schweizer Rundholz. Die Eidgenossen verkauften im Vorjahr mit 223.000 fm mehr als drei Mal so viel als 2010.
Andere Quellen konnten die österreichischen Sägewerke niemals in wirklich bedeutsamen Maß anzapfen. 2011 kamen aus Polen 98.000 fm, aus der Ukraine 93.000 fm und aus Rumänien 35.000 fm. Diese drei Länder in Summe stellen im Vorjahr also nicht mal anderthalb Prozenz der österreichischen Einschnittmenge von 17 Mio. fm.

Hier nagt der Holzwurm: Rundholz fehlt und kommt nicht wieder

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Nagender Holzwurm © Archiv

Die österreichische Sägeindustrie muss schrumpfen. Ganz einfach deshalb, weil die inländische Rundholzversorgung nicht mehr signifikant gesteigert werden kann, während der Importmengen massiv zurückgeht. Das schmerzt die selbstbewusste Branche, denn aufgrund der schwierigen Versorgungslage gibt es für sägefähige Bloche einen eindeutigen Verkäufermarkt. Österreich zählt zu den teuersten Rundholzregionen der Welt. Diese Entwicklung kommt nicht überraschend.

Bedeutende Sturmholzkalamitäten (500.000 fm aufwärts) sind in Mitteleuropa seit 2008 nicht mehr angefallen. Zudem wurde in der vergangenen Dekade in Bayern (Klausner, Pröbstl, Weinzierl, Ziegler, ...) und Tschechien (Stora Enso, Mayr-Melnhof, Haas, ...) massiv Kapazitäten aufgebaut. Über weitere Sägewerksinvestitionen in Tschechien wird zumindest laut nachgedacht. Gleichzeitig wird der Transport immer teurer. Rumänien, Polen und die Ukraine werden als Versorgungsländer damit zunehmend unattraktiv. Das größte Problem der österreichischen Säger ist aber, dass Deutschland vom Rundholz-Exporteur, zum -Nettoimporteur wurde. Grenznahe deutsche Sägewerke bezogen im I. Quartal bereits 96.000 fm Rundholz aus Österreich. Diese werden dann zumeist in Bayern eingesägt und finden ihren Weg oft als KVH- oder BSH-Rohware ihren Weg zurück nach Österreich.

Wie die Branche auf diese Entwicklung reagieren soll, ist unklar. Die Forderung nach einem Kapazitätsabbau ist sicher richtig, bloß: Wer fängt damit an? Wer kann sich das leisten?