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Die Teilnehmer der Salzburger Fachgruppentagung besuchten anlässlich der Veranstaltung das Sägewerk Deisl in Adnet © Wirtschaftskammer Salzburg

Klaffende Preisschere

Ein Artikel von DI (FH) Martina Nöstler (für Timber-Online bearbeitet) | 06.07.2012 - 00:29
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Die Teilnehmer der Salzburger Fachgruppentagung besuchten anlässlich der Veranstaltung das Sägewerk Deisl in Adnet © Wirtschaftskammer Salzburg

Die Holzindustrie in Salzburg ist wieder im Aufwind, die Salzburger Sägeindustrie hingegen kämpft noch immer mit großen wirtschaftlichen Problemen. Das war das Resümee, das die zahlreichen Teilnehmer bei der Fachgruppentagung der Holzindustrie im Sägewerk Deisl in Adnet am 29. Juni zogen.

Internationale Schnittholzpreise

Obwohl die Versorgung mit Rundholz in Salzburg noch zufriedenstellend sei, gehe die Schere zwischen Rund- und Schnittholzpreisen immer weiter auf, erklärte Fachgruppenobmann Wolfgang Hutter die Situation. Der Schnittholzpreis sei nicht in die Höhe zu bringen, obwohl die Forstwirtschaft immer die Meinung vertrete, dass hohe Rund- auch zu höheren Schnittholzpreisen führen müssten. Diese Regelung funktioniere schon seit langem nicht mehr, da die Schnittholzpreise international, und nicht regional gemacht würden.
Zusätzliche Probleme würden die Absenkungen bei den Sägenebenprodukten bedeuten. Die größte Schwierigkeit sieht Hutter jedoch in den Überkapazitäten der mitteleuropäischen Sägeindustrie und in der Weigerung, Produktionskapazitäten wenigstens teilweise zurückzunehmen. 2012 habe so angefangen, wie das vergangene Jahr geendet habe: schlechte Auftragslage seitens der Bauware, gute Auftragseingänge bei Verpackungsware, beides jedoch zu nicht zufriedenstellenden Preisen. Hutter forderte die Salzburger Säger auf, zuversichtlich und optimistisch in die nächsten Monate und Jahre zu schauen, da Holz sicher der Baustoff der Zukunft sein werde. Die strengeren CO2-Regelungen in der Erzeugung der Baustoffe und auch in der Renovierung ist Holz im Vorteil.
Betrüblich stimmt den Fachgruppenobmann, dass bei den öffentlichen Bauten immer noch zu wenig Holz eingesetzt werde beziehungsweise zu wenig öffentliche Bauten in Holz errichtet werden.

Wieder mehr Holz im Schi

Der Sprecher der Salzburger Skiindustrie, Fachgruppenobmannstellvertreter Dr. Renatus Capek, berichtete, dass in seiner Branche aufgrund des milden Winters die Umsätze stark eingebrochen seien und die gesamte Schiindustrie auf einen stärkeren Winters vor allem in den letzten Monaten des Jahres hoffe.
Außerdem erläuterte Capek, der auch Vizepräsident im Holztechnikum Kuchl ist, dass bei der Schierzeugung wieder mehr Holz verwendet werde. Als Chefverhandler berichtete er über die Kollektivvertragsgespräche, die nach schwierigen Verhandlungen mit einem relativ hohen Abschluss zu Ende gegangen seien. Aufgrund der vorhergegangenen Branchenkollektivverträge sei ein niedrigerer Abschluss nicht zu erreichen gewesen.
Über die Plattenindustrie konnte Hutter von einer im Großen und Ganzen zufriedenstellenden Auftragslage berichten. Der Fußbodenmarkt habe sich stabilisiert und man spezialisiere sich in Zukunft auf höherwertigere Produkte.

Skandinavier drängen

Dr. Stefan Pichler, Fachverband der Holzindustrie, ergänzte zu der wirtschaftlichen Situation der österreichischen Sägeindustrie, dass die Skandinavier immer stärker auf dieselben Märkte drängen würden, die seit vielen Jahren von den österreichischen Sägern beherrscht würden und mit billigen Schnittholzpreisen den Markt beunruhigen. Schweden habe mit 10 % und Finnland mit 17 % Exportsteigerung die Probleme weiter verstärkt. Dies führte dazu, dass die heimischen Säger 15 % Exportrückgang zu verzeichnen gehabt hätten. Die Einschnittmengen mussten im 1. Halbjahr zwischen 10 und 15 % gesenkt werden, da das benötigte Rundholz – im Gegensatz zu Salzburg – nicht zur Verfügung gestanden habe. Nach dem steigenden Einschlag im Vorjahr durch den Kleinwald sei trotz hoher Rundholzpreise die Menge 2012 stark zurückgegangen. Dies würde auch bei noch höheren Preisen nicht besser, befürchtete Pichler.
Der Geschäftsführer der Sägeindustrie erklärte die EU-Verordnung gegen illegalen Holzeinschlag, die das in Verkehr bringen von Holz aus illegalem Einschlag verhindern solle. Betroffen sind jene Unternehmer die erstmalig Holz oder Holzerzeugnisse auf dem EU-Markt abgeben. Das sind in erster Linie die Forstwirte, die Rundholz einschlagen, das erste Mal verkaufen und damit auf dem Binnenmarkt abgeben.
Betroffen ist aber ebenso eine Holzindustrie, die Holz von außerhalb der EU importiere, verarbeite, das Produkt verkaufe und damit das erste Mal auf dem Binnenmarkt abgebe, erläuterte Pichler. Derjenige Unternehmer, der nicht erstmalig in Verkehr bringt, muss lediglich Benennen, von wem er Holz gekauft und an wen er Holz oder Holzprodukte weiterverkauft hat. Bei Unklarheiten werde der Fachverband entsprechende Unterstützung bieten.
Pichler berichtete auch über die Verhandlungen mit der RCA, bei denen eine Preiserhöhung über die Inflationsmarke verhindert werden konnte.

Holzneubau am HTK

DI Hans Blinzer vom Holztechnikum Kuchl (HTK) gab einen Überblick über die Entwicklung des Holzausbildungszentrums in Österreich. Seit der Eröffnung der neuen Werkstättenhalle 2010 können die Schüler können praxisnah mit allen technischen Neuerungen und Innovationen vertraut gemacht werden, sodass sie beim Berufseinstieg auf dem neuesten Stand sind. Im Oktober werde die neue Turnhalle eröffnet, die zur Gänze in Holz gebaut worden sei. Die Investitionssumme betrug 2,1 Mio. €. Blinzer erklärt auch, dass die Weiterbildung am Holztechnikum sehr stark ausgebaut worden sei: In 34 Seminaren seien 514 Teilnehmer in verschiedenen Bereichen geschult worden.
DI Franz Lanschützer, Geschäftsführer von proHolz Salzburg, berichtete über die genialen Holzjobs-Tage im Oktober, die aufgrund des großen Erfolges im Vorjahr zum zweiten Mal stattfinden. Diese Tage sind als Berufserkundungen für Ausbildungen in der Forst- und Holzbranche in Salzburg gedacht. Sie würden in Zusammenarbeit mit der pädagogischen Hochschule Salzburg, dem Arbeitskreis der Berufsorientierungslehrer sowie dem Landesschulrat Salzburg durchgeführt (s. Link unten). ProHolz gibt Unternehmen, die diese Berufserkundung das erste Mal durchführen, Hilfestellung und Tipps für den Ablauf der Betriebserkundung.
Der Geschäftsführer gab einen Überblick über die positiven Auswirkungen der Aktivitäten von proHolz Salzburg. Bei Privatneubauten stehe seit Jahren die Verwendung von Holz immer mehr im Vordergrund vor allem aus ökologischer Sicht. Hier würde sich die positive CO2-Bilanz besonders auswirken. Der Aus- und Zubau bei privaten Wohnbauten würde fast nur mehr in Holz ausgeführt, berichtete Lanschützer.
Hutter, der auch Präsident des Holztechnikums Kuchl ist, konnte eine erfreuliche Bilanz ziehen, da die Abgänger aller Schulen des HTK zu 95 % nach Abschluss bereits eine Arbeitszusage hätten. Heuer hätten erstmalig Interessenten abgewiesen werden müssen, sodass eine Erweiterung der Schule, vor allem auch der HTL, unbedingt notwendig sei. Um die zukünftigen Pläne braucht die Schule die Unterstützung der Kollegen aus der Holzindustrie. Es seien zwar schon viele Mitglieder im Holztechnikum, einige würden jedoch noch fehlen. Sein Wunsch wäre, dass alle Mitglieder der Fachgruppe auch Mitglieder im Holztechnikum würden. Die Beträge aller würden für Maßnahmen, wie Renovierung, Sanierung oder Neubau des Schulgebäudes und des Stammhauses und für die Komplettsanierung der Küche, benötigt. Nach intensiver Diskussion aller Teilnehmer über die derzeitige wirtschaftliche Situation und über die Zukunft der gesamten Branche schloss Hutter die Sitzung.