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Erste Station auf der Reise durch das CLT-Werk: Aufgabe mit Querpuffer, die Pakete werden mittels Barcode eingelesen © DI (FH) Martina Nöstler

Der zweite Streich

Ein Artikel von DI (FH) Martina Nöstler | 07.05.2012 - 13:42
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Erste Station auf der Reise durch das CLT-Werk: Aufgabe mit Querpuffer, die Pakete werden mittels Barcode eingelesen © DI (FH) Martina Nöstler

Seit einigen Monaten ist das neue CLT-Werk von Stora Enso Building and Living in Ybbs nun in Betrieb. Es ist der zweite Streich des Konzerns – das erste CLT-Werk wurde 2007 in Bad St. Leonhard eröffnet. Die Erfahrungen, die man in Kärnten gesammelt hat, flossen in das neue Werk ein. Auf einen Großteil der Lieferanten vertraute man auch hier – wie etwa auf Kallfass, Baiersbronn-Klosterreichenbach/DE. Der baden-württembergische Anlagenspezialist erhielt erneut den Zuschlag für die gesamte Mechanisierung des 60.000 m³-Werkes. Welch eine komplexe Aufgabe dabei auf das Unternehmen zukam, zeigt Hans Haist von Kallfass beim Betriebsrundgang in Ybbs.
Der Lieferung von Kallfass beginnt bei der Rohwarenaufgabe: Die Pakete werden auf einem Pufferquerförderer bereitgestellt. Ein Scanner liest den Barcode auf den Schnittholzpaketen in das System ein. „Damit erfolgt ein Datenabgleich mit dem Leitsystem von ESA“, erklärt Haist. Ein Paternoster bringt die Rohware in den ersten Stock. Das Besondere hierbei: Sämtliche Maschinen sind nicht – wie sonst üblich – auf eine Stahlunterkonstruktion gesetzt, sondern auf CLT. Damit tritt man bei Stora Enso Building and Living den Beweis an, wie stabil und robust das Produkt ist.

Mehr als 50 Takte pro Minute

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Schritt für Schritt zu CLT: lagenweise Entstapelung mit Vakuumhebegerät, Beurteilung, Kappung, Zuführung zur Keilzinkung (von hinten nach vorne) © DI (FH) Martina Nöstler

Eine Vakuumentstapelung vereinzelt die Pakete lagenweise. Mitarbeiter beurteilen die Schnittholzqualität und legen, wenn nötig, einen Kappschnitt an der Stirnseite fest. Danach folgt die Feuchtigkeits- und Festigkeitsmessung von Microtec. Nicht entsprechende Hölzer werden über eine Klappe ausgeschleust. Via Bogenförderer gelangen die vereinzelten Bretter zur Keilzinkenanlage und Presse von Ledinek. Die Keilzinkenanlage ist auf eine Leistung von 50 Takten pro Minute ausgelegt. „Um eine kontinuierliche Produktion zu gewährleisten, liegt unsere Leistung vor der Keilzinkung etwas höher.“ Die Kallfass-Mechanisierung übernimmt die keilgezinkten Lamellen beziehungsweise die fertigen einschichtigen Platten dann wieder hinter der Presse.
Die Dimter-Presse liefert 1,5 lfm Platte pro Minute an die Kallfass-Mechanisierung. Bis hier ist die Produktion in sich geschlossen, es gibt also keine Zwischenlager, aus denen die Ware entnommen wird. „Vom Leitsystem erhalten wir die Information, ob es sich um eine Längs- oder Querlage handelt“, erklärt Haist. Das ist entscheidend für den weiteren Ablauf.

Zuerst die Längslage

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Die verleimten Platten werden hinter der Presse wieder von Kallfass übernommen ? hier erfolgt die Splittung in Längs- und Querlage © DI (FH) Martina Nöstler

Beim Rundgang folgen wir zuerst den Längslagen. Diese werden von einem Kran mit Vakuumsaugern in ein Zwischenlager gehoben. Wird die nächste zu fertigende Platte vom Leitsystem abgefragt, entnimmt erneut der Kran eine entsprechende Platte aus dem Lager. Gemäß der geforderten Dimension wird die Längslage zugeschnitten. Die daraus entstehenden Reststücke werden auf acht Plätzen, sortiert nach Plattenstärke, zwischengepuffert und dann an das Lager für die Querlagen übergeben. Die erforderliche Mindestlänge beträgt 2 m.
Die bis zu 16 m lange Längslage wird durch die Längslagen-Kappsäge gefördert und – in Produktionsrichtung links – vor der Bürkle-Presse platziert. Um das CLT zusammenzusetzen, ist jetzt eine Querlage erforderlich.

Jetzt die Querlage

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Die auf die geforderte Länge geschnittenen Querlagen werden gestapelt und von einem Kran in das Zwischenlager gehoben © DI (FH) Martina Nöstler

Die auf Plattenbreite abgelängten Querlagen ruhen im Zwischenlager, das vom übergeordneten ESA-System verwaltet wird. Die Platten gelangen gemäß dem Auftrag vom Zwischenlager in die Querlagenproduktion von Kallfass. „Die Steuerung stellt auf fünf Hubtischen verschiedene Dimensionen bereit. Von dort entnimmt ein Vakuumhebegerät die Platten und legt sie auf einen Kettenquerförderer“, erklärt Haist.
Eine Wendevorrichtung bringt die Platten bei Bedarf in die richtige Lage. Sie werden gegen einen Anschlag gefahren, der auf die entsprechende Plattenlänge, beispielsweise 12,3 m, eingestellt ist. Ist diese Länge erreicht, wird die Platte gekappt. Das Reststück ist wieder der Anfang der nächsten Platte, „sofern die geforderte Stärke passt“ (Haist).

Vereinigung zu CLT

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Zusammenfügen: Die Quer- und Längslagen werden vor der Presse entsprechend dem Auftrag zu einer CLT-Platte vereint © DI (FH) Martina Nöstler

Die Querlage wird nun – wie auch die Längslage – vor der Bürkle-Presse bereitgestellt. Abwechselnd von links und rechts, werden die Längs- und Querlagen zu einem Presskuchen zusammengestellt, bis die geforderte Gesamtstärke erreicht ist. Dann geht es für 20 Minuten in die Presse. Es können auch mehrere CLT-Platten übereinander in die Presse gelangen. In diesem Fall wird bei der Beleimung ein Vorgang ausgelassen. Während Presskuchen Nummer eins in der Presse verweilt, wird bereits der nächste vorbereitet. Damit ist eine kontinuierliche Produktion gewährleistet.

Der letzte Feinschliff

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Der Feinschliff: Um die überdimensionalen CLT-Platten auszubessern, werden sie aufgestellt, eine Hebebühne bringt den Mitarbeiter auf ?Augenhöhe? © DI (FH) Martina Nöstler

Hinter der Presse werden die CLT-Platten vereinzelt und zur Kosmetikstation transportiert. Hier hat sich Kallfass eine Neuheit einfallen lassen. Das CLT wird mit einem Hubtisch in eine annähernd senkrechte Position gefahren. Der Mitarbeiter kann mit einer Hebebühne, die über die gesamte Plattenlänge reicht, in jede beliebige Stellung fahren und befindet sich damit quasi immer auf Augenhöhe mit der Platte.
„Aufgrund der großen CLT-Dimension ist das eine praktische Lösung“, ist Haist überzeugt. Nach der Ausbesserungsaktion, die ausschließlich auf einer Seite erfolgt, werden die Platten noch geschliffen und auf zwei Portalbearbeitungszentren in Form gebracht.

Wundersäge

Die CLT-Reststücke, die aufgrund der Fenster- und Türenauslässe entstehen, gelangen zur Restholzentsorgung. Um die mitunter großen Teile in „mundgerechten“ Happen für den Hacker vorzubereiten, hat Kallfass eine Kappsäge geliefert, die von den Mitarbeitern bei Stora Enso auf den Namen „Wundersäge“ getauft wurde.
Mit einem Sägeblatt mit 1,2 m Durchmesser längt sie die Reststücke auf 700 mm ab. „Das klingt zwar recht einfach, kein anderer Lieferant war aber willens, so eine Säge zu konstruieren“, meint Haist abschließend.

Kallfass

Gegründet: 1949
Geschäftsführer: DI Ernst Kallfass
Standort: Baiersbronn-Klosterreichenbach/DE
Umsatz: 20 Mio. €/J
Mitarbeiter: 100
Produkte: Stapel- und Entstapelanlagen, Mehrfach-Abläng-anlagen, Sortierwerke, Hobelmechanisierungen, Leimholzwerke, Mechanisierungen für BSP-Werke
Export: 70 %