Da geht was!

Ein Artikel von Georg Binder | 15.09.2016 - 13:31
Das 4-Ländertreffen hat Tradition. Seit mehr als fünf Jahrzehnten treffen sich Säger aus den Regionen Elsass, Vorarlberg, Baden-Württemberg und der Ostschweiz zu Beginn des Herbstgeschäfts. Viele Säger kommen über viele Jahre, man wertschätzt sich. Jeder versucht im rasanten Wandel der Holzbranche zu bestehen. Kein leichtes Unterfangen. Trotz gesteigerter Holzverwendung am Bau müssen Sägewerke mit Bauholzeinschnitt ihre Ertragsperspektive suchen. Sie liegt in der Spezialisierung. Überlingen an Bodensee bot am 10. September die sommerliche Kulisse und den würdigen Rahmen für die 57. Auflage des 4-Ländertreffens. Ausrichter war der Verband der Säge- und Holzindustrie Baden-Württemberg (VSH). „Mit Holz und Technik – da geht was“, bewirbt der VSH das neue dreijährige Berufsbild des „Holzbearbeitungsmechanikers“. Da geht was für die „Azubis“, aber was geht für die Säger, die Bretter, Balken und Latten schneiden? Leichte Entspannung Im Spannungsfeld Rundholzbeschaffung zeigt sich seit dem Frühjahr ein wenig Entspannung. Die Preise für Fichtenstammholz gingen laut deutscher Berichterstattung zurück, die Preise für Listenbauholz blieben stabil. Die über Jahre auseinanderklaffende Schere zwischen den indizierten Rundholz- und Schnittholzpreisen schließt sich weiter. Hochwertiges, frisches Rundholz bleibt aber weiter gefragt, entsprechend ist das Preisniveau. Die Absatzchancen bei Schnittholz stimmen generell eher optimistisch. Restholz ist aufgrund der vergangenen milden Winter weiter unter Druck.

Eiche bleibt Top

Beim Laubholz zieht unverändert die Eiche. Esche, weil lebhaft, kommt am Boden wieder mehr zum Zug. Frankreich berichtet über einen vermehrten Einsatz von Laubholzschwellen im Gartenbau. In der Schweiz ist die „Problematik“ der Buche beim Planer angekommen, Lösungen für mehr Anwendung am Bau harren weiterer Dinge.

Säger aus Deutschland fragen sich, warum sie von dieser Entwicklung ertragsmäßig nicht profitieren, owohl die Baukonjunktur insgesamt gut läuft und der Holzbau nachgefragt ist. Im forstlich zentralisierten Vertrieb mit Leitsortimenten wird ein wesentlicher Treiber der Negativentwicklung geortet. Vom Forst wird daher eine größere preisliche Flexibilität beim Anbot der Sortimente für kleinere Betriebe gefordert. Von der Politik kommt zu wenig Unterstützung für mehr regionale Wertschöpfung mit Holz. Die grün-rote Regierung in Baden Württemberg mit entsprechenden Plänen zum Naturschutz für Wälder lässt weitere Emotionen hochkommen.

Nur sägen reicht nicht mehr

Aus dieser „vierländerübergreifenden“ Erkenntnis gibt es kein Entrinnen. Der einzige Weg führt in die Nische des Spezialisten. Dabei zählt speziell der persönliche, über Jahre aufgebaute Kontakt zum lokalen Forst. Die Verarbeiter sind dann auch gewillt ein wenig mehr für ausgewählte Rundholzsortimente zu zahlen. Dafür können sie dann auch ein wenig mehr Erlös beim nach Kundenbedürfnissen zugeschnittenen Bauholz erzielen. Vorarlberger Säger probieren das bereits aus.

Holz von hier

Der VSH versucht daher mit gemeinnützigen Partnern in der Initiative „Holz von hier“ den Konsumenten zum bewussten Kauf von Holz aus der Region zu animieren. Öffentliche Stellen sollen ihre Beschaffung nach „Holz von hier“-zertifizierten Produkten ausrichten. Schließlich sind kurze Wege auch entscheidend für die CO2 Bilanz. Ins gleiche Horn stößt die Schweiz. Im abgeänderten Waldgesetz (WaG), das ab Jahresbeginn 2017 gilt, gibt es einen Paragraphen zur Förderung von nachhaltig produzierten Holz, insbesondere für Bauten der öffentlichen Hand. „Nachhaltig produziert“ steht gedanklich für Holz aus dem Schweizer Wald.

Neue Strukturen

Frankreich plant seine politischen Verwaltungsregionen von 22 auf 13 zu reduzieren. Das könnte dazu führen, dass der Elsass sich nicht nur wie ursprünglich vorgesehen mit Lothringen, sondern auch mit der Region Champagne-Ardenne vereinen müsste. Dies würde mit entsprechenden Konsequenzen für den Einfluss des Interessenverbands der Säger im Elsass einhergehen. Im VSH wiederum kursiert die Frage, ob und wenn ja, in welcher Form der Verband in Zukunft am gesamtdeutschen Verband DeSH andockt. Zwischen Stuttgart und Berlin ist noch Distanz zu spüren.

Deutschland wohnbaut, Schweiz auch

Deutschland baut rasant Wohnungen. Die Baugenehmigungen stiegen Im ersten Halbjahr 2016 um 30 % gegenüber dem Vergleichszeitraum 2015. Ähnliches berichtet die Schweiz. Mit 45.000 jährlich neu geschaffenen Wohnungen befindet sich die Neubauleistung auf sehr hohem Niveau. Da kommen die mit Jahresbeginn erwirkten Erleichterungen im Brandschutz im mehrgeschossigen Wohnbau in Holz gerade recht. Für die Schweizer Säger ist der Trend zum modernen Holzbau erfreulich, dieser schafft grundsätzlich mehr Nachfrage nach Holz.

Ein lokaler Holzbaubetrieb präsentierte sein Bausystem für Mehrfamilienhäuser. Der Anteil des deutschen Holzbaus in diesem Segment stieg von 2 % 2014 auf 3 % 2015 und auf geschätzte 5,5 % im heurigen Jahr. Welche Branche hat schon jährliche Wachstumsraten von +85 % fragt der Unternehmer die Säger. Ob das von ihm eingesetzte Holz von hier sei, das wisse er nicht. Danach habe aber auch noch niemand gefragt.