Xylexpo als Hoffnung, die Krise zu überwinden

Ein Artikel von Raimund Leitzinger | 03.03.2014 - 08:22
Mailand war eines der Zentren des italienischen Wirtschaftswunders der 1950er-Jahre, Heimat des Reifenherstellers Pirelli und der Lambretta-Roller, die maßgeblich zur Motorisierung des Landes beigetragen haben, Ort des Aufbruchs und der Hoffnung. Die Stadt, die mit dem filigranen wie zeitlos schönen "Torre Pirelli" und als krasses Gegenstück dazu dem brutalen Torre Velasca architektonische Zeichen weit über die Landesgrenzen hinaus setzte.
Die Stadt, in der 1969 mit dem Bombenanschlag auf die Banca Nazionale dell'Agricoltura die bleiernen Jahre des Terrorismus begannen, in der durch den riesigen Schmiergeldskandal beim U-Bahn-Bau 1992 das Parteiensystem zum Zusammenbruch führte. Schließlich ist sie die Heimat eines der wichtigsten Politiker der vergangenen Jahre: Silvio Berlusconi.

Kurz gesagt: keine andere Stadt hat in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts größeren Einfluss auf die Entwicklung Italiens gehabt als Mailand. Ebendort veranstaltet Acimall – der Verband der italienischen Hersteller von Maschinen und Werkzeugen zur Holzverarbeitung – auch heuer wieder die Xylexpo, die von 13. bis 17. Mai stattfindet. Genau wie Mailand hat auch die Messe in der mittlerweile 48-jährigen Geschichte ihres Bestehens Höhen und Tiefen erlebt. Die Xylexpo soll heuer vom Aufbruch geprägt sein: So wird vor allem Russland als ein Hoffnungsmarkt der Zukunft im Mittelpunkt stehen. Nach Jahren der wirtschaftlichen Krisen scheint die Talsohle erreicht zu sein, was sich auch in den Vorträgen im Rahmen der Pressekonferenz widerspiegelte.

So verwies vor allem Paolo Fontani, Eigentümer der gleichnamigen Firmengruppe (MDF und Büromöbel), in seinem Vortrag auf die Wichtigkeit, die Krise nicht nur auszusitzen, sondern selbst aktiv zu werden. Seiner Meinung nach gebe es in Italien mehrere Ansatzpunkte: Ganz wichtig sei demnach die Aufforstung. 1970 gab es noch 165.000 ha Pappelwald, während es 2013 nur noch 55.000 ha waren. Bis 2025 soll es eine kontinuierliche Aufforstung auf 110.000 ha geben. Entscheidend sei es auch, die italienische Forstwirtschaft effizienter zu machen – sowohl was die Technik als auch die Geräte betrifft. Als Vorbild sollte Österreich dienen, da dort die Effektivität der Bewirtschaftung drei Mal so hoch sei.

Großen Aufholbedarf sieht Fontani auch bei der Holz-Wiederverwertung, ein Tätigkeitsfeld mit großer wirtschaftlicher Bedeutung, aber auch starkem Optimierungsbedarf. Ein wichtiger Schritt dazu wird bei den Vorbereitungen für die Weltausstellung 2015 gemacht, die ebenfalls in Mailand stattfinden wird. Alle relevanten Pavillons werden aus Holz errichtet, wobei der Anteil an Recyclingholz sehr hoch sein wird.
Auch wenn 2014 noch schwierig wird, so waren sich die Vortragenden doch einig, dass es 2014 langsam wieder bergauf geht – mit einer signifikanten Besserung 2015 und 2016. Die Pressekonferenz war von der positiven Aussicht auf einen Aufschwung geprägt, mit dem Bekenntnis aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen.

Die Xylexpo gilt als Hoffnung, die lang andauernde Krise zu überwinden. Kein anderer Ort als Mailand wäre dafür geeigneter. Die Veranstalter erwarten 450 Aussteller aus aller Welt zur diesjährigen Veranstaltung.