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Verona präsentiert sich: Die Progetto Fuoco stellte in sechs Hallen Neuheiten der Heiztechnik vor © Christoph Zeppetzauer

Preis vor Qualität

Ein Artikel von Dr. Christian Rakos, proPellets Austria | 13.03.2014 - 17:47
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Verona präsentiert sich: Die Progetto Fuoco stellte in sechs Hallen Neuheiten der Heiztechnik vor © Christoph Zeppetzauer

Beeindruckend waren die Qualität und Internationalität des Publikums. Alle bedeutenden Stände boten Informationen in Italienisch und Englisch an. In den Gängen der Messe konnte man zahllose relevante Personen der internationalen Pelletsszene treffen, selbst aus Übersee. Aufgrund eines Treffens des European Pellet Council waren auch viele Verbände anwesend. Der Andrang der Fachbesucher wie auch der Endkunden am Wochenende war enorm. Alles vermittelte den Eindruck einer florierenden Geschäftsentwicklung, zumindest im Bereich der Heizgeräte.

Pelletsproduzenten zurückhaltend

Zurückhaltend war die Stimmung nur bei den ebenfalls zahlreich anwesenden Pelletsproduzenten und -händlern. Der warme Winter hat in den wichtigsten Märkten in Europa zu einem Überangebot geführt und Produzenten und Handel sind besorgt, dass es zu einem Preisverfall komme. Abgesehen von dieser Problematik, ist aber bei Pellets Optimismus angesagt. Nach neuesten Schätzungen des italienischen Pelletsverbandes AIEL wurden 2013 in Italien 3,2 Mio. t Pellets verkauft. Der Bestand an Pelletskaminöfen liegt bei 1,9 Millionen Stück. Auffällig war die breite Präsenz der Marke ENplus, die sich überraschend schnell auch am italienischen Markt als entscheidende Qualitätsauszeichnung durchsetzte. Die größte Veränderung gegenüber 2012 war die unübersehbar steigende Bedeutung der Heizkessel. Alle wichtigen Kaminofenhersteller boten auch Kesselmodelle an, da derzeit die Nachfrage nach Kesseln rascher steigt als nach Kaminöfen. Auffällig war auch die offensiv kommunizierte technische Aufrüstung – viele Unternehmen warben mit Emissionswerten, Prüfzeugnissen und Wirkungsgraden. EN303-5 scheint für viele Unternehmen erreichbar zu sein und auch die Grenzwerte der 2. BImschV. werden von manchen Geräten eingehalten und als Qualitätsmerkmal verkauft.

Preis vor Qualität

Spricht man mit Komponentenlieferanten, die auf der Messe ebenfalls gut vertreten waren, relativiert sich der Eindruck der Qualitätsorientierung. In der Praxis spielt Qualität gegenüber dem möglichst niedrigen Preis d eine untergeordnete Rolle. Billigste Komponenten werden ohne Rücksicht auf Lebensdauer oder Stromverbrauch verbaut, sogar auf Sicherheitseinrichtungen wird fallweise verzichtet, um ein paar Euro einzusparen. Dementsprechend ist der italienische Markt von extrem niedrigen Preisen gekennzeichnet. Pelletskaminöfen werden ab 1000 €, Pelletskessel ab 3000 € verkauft. Selbst aufwändige, moderne Kombigeräte für Stückholz und Pellets mit Wasserwärmetauscher gibt es ab 5000 €. Was die Brennstoffversorgung betrifft, sind italienische Modelle derzeit fast alle auf die Befüllung mit Sackware ausgelegt, da es kaum Lieferanten loser Ware gibt. Das könnte sich ändern: Es waren bereits drei Silo-Lkw am Freigelände ausgestellt und AIEL zeichnete in einer feierlichen Zeremonie, in der alle neuen ENplus-Zertifikate ausgeteilt wurden, fünf zertifizierte Lieferanten von loser Ware aus. Sieht man sich die Zentralheizungsgeräte am italienischen Markt an, lassen sich verschiedene technische Ansätze unterscheiden: Warmluftöfen, die über Zusatzgebläse und Leitungen verfügen, über die warme Luft in andere Räume geblasen werden kann, Zentralheizungs-Kaminöfen, „Heizkessel“, die im Grunde Kaminöfen ohne Sichtfenster sind, und Kessel, die zumindest über eine Rostreinigung und eine Entaschung verfügen. Österreichische vollwertige Kessel sind eine Klasse für sich. Der exorbitante Preisunterschied zu den italienischen Lösungen wirft freilich die Frage auf, bei welchem Produkt die Kunden schlussendlich landen werden. Waren es bis vor wenigen Jahren große deutsche Kesselhersteller, welche die Österreicher als Bedrohung wahrnahmen, so zeichnet sich ab, dass die Italiener auf wichtigen Exportmärkten (Beispiel Frankreich) österreichischen Kesselproduzenten zusetzen werden. Den aktuellen Kesselboom in Italien werden sie wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit für sich entscheiden.

Wie reagiert man auf Billiglösungen?

Angesichts dieser Marktsituation ist es fraglich, ob es die heimischen Hersteller schaffen, technisch abgespeckte und dennoch brauchbare Lösungen auf den Markt zu bringen. Diese müssten einen geringeren Preisunterschied zu den italienischen Lösungen aufweisen. Bleibt man bei der „Mercedes“-Strategie, muss man hoffen, später enttäuschte Kunden der italienischen Konkurrenz zu bekommen. Letztere Strategie birgt das Risiko, dass die Italiener rasch lernen könnten, die gravierendsten Fehler auszubügeln und dann billige praktikable Lösungen anzubieten. Keine Konkurrenz für die österreichischen Hersteller zeichnet sich bei gewerblichen Kesseln ab – da spielen hohe Zuverlässigkeit, Effizienz und Aschemanagement eine große Rolle – man muss sich sicher noch länger nicht vor der italienischen Konkurrenz fürchten.