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Da geht noch was

Ein Artikel von Gerd Ebner | 25.06.2013 - 15:07
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Der Absatzindikator kletterte im Juni auf erfreuliche 108,3 %. Das ist gegenüber Mai ein Anstieg um 0,8 %. Der Wert liegt auch deutlich höher als im Juni 2012 (105,33 %). Da im Absatzindikator aber weder die Verkaufsmengen noch der Rundholzpreis Eingang finden, bedeutet der Anstieg nicht automatisch für alle Unternehmen eine Erlösverbesserung.

So halbwegs

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Auf die Frage, wie die Schnittholzpreissteigerungen in Italien im Juni funktionierten, kommt als Antwort: „So halbwegs“. „Halbwegs“ trifft die Situation exakt. Waren bei Rohhoblern etwa Preiserhöhungen um 20 €/m3 angepeilt, so wurde bisher die Hälfte umgesetzt. Bei diesem Sortiment lag man zuletzt mit 229 bis 239 €/m3 um 10 €/m3 über den Preisen des I. Quartals (frei Grenze).
Der Trend der Vorquartale hat sich weiter verfestigt: Der Bedarf für Bauprodukte ist gering. Mehr tut sich im Verpackungsbereich. 17 mm Seitenware notierte zuletzt zwischen 135 und 139,5 €/m3 (frei Grenze). Das sind fast um 12 €/m3 mehr als etwa im Februar. Auch einstige „Ladenhüter“, wie 12, 13 oder 14 mm-Ware, sind bei einzelnen Anbietern „ausverkauft“. Hier stehen weitere Preiserhöhungen im Raum.

Alternativen zu Italien

Doch nicht so sehr ein gestiegener Bedarf hob den Preis als vielmehr das verringerte Angebot. Einerseits produzieren die österreichischen Sägewerke derzeit weniger – freiwillig oder aufgrund von geringem Rundholzangebot. Andererseits gibt es lukrativere Alternativen zu Italien: die Levante oder selbst China.
Andere Destinationen hätten außerdem den Vorteil, dass früher und verlässlicher bezahlt wird. „Wir sollten in Italien nicht darüber reden, die Zahlungsziele von 90 auf 60 Tage zu senken, sondern von 90 Tagen auf Vorauskassa“, schlägt ein Italienkenner vor.
Mit Kopfschütteln wird von vielen Marktkennern die Preispolitik der BSH-Produzenten in Deutschland verfolgt. Alles schien für kräftige Preisanstiege im Mai zu sprechen:
    ein enormer Auftragsüberhang nach vier witterungsbedingt schlechten MonatenLamellenpreise auf Höchstniveaukeine Entlastung bei Transport-, Klebstoff- oder Energiekosten

Plus 40 €/m3 standen im Raum, aber …

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Kaum jemand widersprach ernsthaft, als ein großer Produzent im April einen Erhöhungsbedarf von 40 €/m3 plausibel errechnete. Und trotzdem kam es bisher anders: ein zögerliches, uneinheitliches Anheben in Deutschland um 20 €/m3.
Jetzt sollen es im Juli nochmals 15 bis 20 €/m3 mehr sein. „Denn auch unsere Rohware wird vom II. zum III. Quartal um bis zu 10 €/m3 teurer“, erklärt ein deutscher BSH-Produzent. Derzeit liegen die BSH-Lamellen frisch, franko bei rund 203 €/m3. Im Juli wäre ein Anstieg auf 208, 209 €/m3 denkbar. Die Kunden reagieren – statt zu Quartalspreisen will man lieber monatlich abschließen.
Anders als in Österreich macht sich die deutsche BSH-Branche Sorgen um die Lamellenverfügbarkeit. Einerseits mangelt es deutschen Sägewerken da und dort an Rundholz, andererseits zweifelt man, ob genug schwedische Ware kommen wird.
Was den deutschen Produzenten gelang, ist, eine höhere Frachtpauschale umzusetzen. Das machten auch alle österreichischen Anbieter am deutschen Markt. Nein, doch nicht alle. Eine große österreichische Holzindustrie soll noch nicht nachgezogen haben.

Wird aus Ober- nun Untergrenze?

In Italien liegt das BSH-Preisniveau annähernd zwischen 390 und 399 €/m3. Ab Juli soll aber die 400 €/m3-Marke als Untergrenze gelten.
Ein beständiges Thema bei BSH ist die italienische Marktschwäche. Zwischen 600.000 und 700.000 m3 wird 2013 der Bedarf des einstigen 1 Mio. m3-Marktes sein. Deutschland ist damit bei annähernd 1 Mio. m3/J der mit Abstand wichtigste BSH-Markt.
Die Marktverschiebungen verstärken in Deutschland den Trend zur preislichen Zweiteilung: „billiger“ Süden mit starker österreichischer Präsenz und „teurer Norden“.

Gutes 1. Halbjahr

In der Levante ging ein mengenmäßig sehr gutes Halbjahr zu Ende. Dass die Nachfrage nun merklich abkühlte, führen manche auf den frühen Ramadan (Beginn 9. Juli) zurück. Einer sieht aber eine strukturelle Abschwächung voraus. Die Krankheit des algerischen Präsidenten führt zu einer politischen Schwächung des größten österreichischen Levantekunden. Im I. Quartal lief es mit 90.000 m3 Abnahme noch gut in Algerien. Die +14 % waren aber weniger als die Exportzunahmen in alle Levantestaaten (+18 %).
In der Levante kam es heuer für die österreichischne Lieferanten zu einer Renaissance in Libyen (70.000 m3 im I. Quartal; +140 %).

Japanboom im Abflauen

In Japan ist der erste Einkaufsboom vorbei. „Bis Ende April war es überhitzt. Dann gingen die Importeure ins Lager und merkten, dass sie genug geordert haben“, umschreibt es einer bildlich. Langjährige Japanlieferanten sind aber für das III. Quartal schon gut mit Aufträgen versorgt.
Einen eigenen Blick sind die USA wert. Um 66 €/m3 gab dort der Preis seit April nach. Wie kam es zu einem solchen Preisverfall nach dem monatelangen Preishype? Die Antwort dürfte ein kurzfristiges Missverhältnis von Angebot und Nachfrage sein. In Nordamerika starteten zahlreiche stillgelegte Sägewerke erneut – offenbar zu viele in zu kurzer Zeit. An einer langfristig positiven Bedarfsentwicklung zweifeln trotzdem nur wenige.