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Eichenfurnier am Küchenblock © Martina Nöstler

Es war ein tolles Jahr

Ein Artikel von Gerd Ebner | 25.10.2016 - 08:03
„Wir blicken auf ein gutes Jahr zurück und sind sehr zufrieden“, seltene Worte hörte man auf der Fachausschusssitzung des österreichischen Holzhandels am 21. Oktober in Dornbirn. Und weiter: „Es gab schon lange nicht mehr solche Zuwächse.“

Die Überraschungen

Mehrere Aspekte der positiven Wirtschaftsentwicklung überraschten die Unternehmer:
    Das Wachstum ist seit September 2015 konstant.Es betrifft den Tischler- und Holzbausektor gleichermaßen.Die Steigerungen waren durchgehend.Nahezu alle Produkte gingen gut – selbst der Furnierabsatz war im Plus.Der Türenbereich wuchs deutlich.Der Absatz der Dreischichtplatte war so stark wie noch nie.

Unbekannte Gründe

Die Händlerrunde fand keine Erklärung, was diesen Boom auslöste: Sehr geringe Zinsen oder die Steuerreform wurden als mögliche Ursachen genannt.
In Westösterreich sieht man nun ein gewisses Abflauen der Nachfrage. Die Projektanfragen für das Frühjahr 2017 sind geringer als im Vorjahr. „Aber zuerst freuen wir uns über ein gelungenes Jahr 2016“, wurde für das eigene Wohlempfinden eingefordert.
Im Osten Österreichs erkenne man ebenfalls, dass es etwas ruhiger wird. „Wir sind aber durchaus optimistisch, dass es im kommenden Jahr ähnlich weitergeht.“
Salzburg und Tirol haben gute Sommer- und Wintersaisonen hinter sich. Der Tourismus wird daher weiterhin investieren. Die oberösterreichischen Sitzungsteilnehmer sehen bereits seit dem I. Quartal eine leichte Abflachung der Nachfrage. Nach einem trotzdem guten Jahr 2016 seien die Tischler nun nicht mehr so optimistisch für das kommende Jahr.

Zitat

„So schnell der Boom kam, so rasch kann er auch vorbei sein. Aber jetzt genießen wir einmal ein gutes Jahr 2016.“ Ein Holzhändler

Handel kämpft mit Eichenboom

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Eichenfurnier am Küchenblock © Martina Nöstler

In der Runde wurde beklagt, dass man nicht alle Marktchancen nutzen könne: „Es gibt keine Eichen-Landhausdiele. Die Produzenten können die Nachfrage nicht mehr befriedigen. Wer jetzt bestellt, wird im Februar beliefert“, wurde beklagt. „Die Endverbraucher ordern, als gäbe es außer der Eiche keine anderen Holzarten mehr.“
Mittelfristig werde die Eiche so teuer, dass sich zwangsweise Alternativen auftäten. „Warum nicht wieder furnierte Eichenböden? 2 mm-Nutzschicht ist doch völlig okay“, schlug einer vor.

Was gefragt ist, ist nicht zu bekommen

Man habe das Problem, dass dort, wo die höchste Nachfrage herrsche, mittlerweile das Angebot zu knapp sei: Neben der Eiche trifft das noch auf die Zirbe und auch die Lärche zu. „Der Rohstoff ist so teuer, dass man als Händler im Wiederverkauf nichts mehr verdient“, redete einer Klartext.

Sortierung ändert sich merklich

Bei der Rundholzübernahme sinken die Qualitätsansprüche, was das Eichenrundholz faktisch nochmals verteuert. „Wenn ich nur das wieder hätte, was ich früher als Eichenindustrieholz verkaufte“, beklagte einer entgangenen Reichtum.
Positiv beeinflusst wird der Absatz generell auch vom wirtschaftlichen Aufschwung in den angrenzenden östlichen Ländern bis nach Rumänien und Bulgarien: „Dort wächst alles stabil. Es gibt keinerlei Absturzgefahr.“

Im Süden nichts Neues

Die Stimmung wurde etwas eingetrübt, als die Italienexporteure zu Wort kamen. Der südliche Nachbar werde „immer schwächer. Die Kaufkraft sinkt, die Zahlungsmoral gibt weiter nach. Alles konzentriert sich auf die wenigen Unternehmen mit guter Bonität“, wurde attestiert. „Es gibt nichts Neues – weder im Guten noch im Schlechten“, urteilte ein anderer. Der Deckungsbeitrag würde für die Händler ständig sinken. Die Nachfrage nach Bausortimenten sei in Italien am Boden. „Nur wo es staatliche Programme gibt, passiert am Bau etwas: bei Schulen, Sanierung oder im Erdbebengebiet.“

Sichere Bezahlung

Der Verpackungssektor wuchs heuer. „Hier sind noch Quartalsabschlüsse zu guten Konditionen möglich. Der Handel liefert den Produzenten Riesenaufträge, die pünktlich binnen 14 Tagen bezahlt werden“, erklärte einer Handelsaufgaben par excellence.
Gefragte Schnittholzsortimente stammen aus hochwertigen Bereichen: 0/I, 0/II oder Klotzware. „III/IV ist mittlerweile in Italien unverkäuflich“ wurde als Kontrast angeführt.

Unsere Märkte wachsen nicht

„Die Produktionsdisziplin hielt den Nadelschnittholz-Markt heuer in Balance“, nahm Dr. Carl-Erik Torgersen, Vorsitzender des Holzhandels, von der Internationalen Nadelschnittholz-Konferenz in Paris mit. Entsprechend guter Dinge sind die Produzenten für die Jahresbilanz 2016 und das kommende Jahr. Der geringe Output Europas wird von Mehrmengen in Nordamerika und Russland kompensiert. Diese Mengen finden Absatz – etwa in China oder am US-Baumarkt.
„Der Weltverbrauch steigt, speziell in Asien“, erläuterte Torgersen und führte exemplarisch China, Indonesien oder Indien („400-Millionen-Mittelschicht“) an. „Die Wachstumsmärkte sind also außerhalb unserer üblichen Lieferdestinationen“, stellte Torgersen fest. Er verwies darauf, dass weder in Europa noch in der Levante für 2017 von einem Aufschwung ausgegangen werden könne. „In der Levante herrschen leere Kassen, volle Häfen und eine Bedarfsflaute seit dem Ramadan“, erfuhr Torgersen in Paris.
Auf der Internationalen Nadelschnittholz-Konferenz (ISC) war kein einziger Funktionär aus Großbritannien anwesend – „erstmals überhaupt“ (Torgersen). Entsprechend gab es wenig Neues von einem Markt, den etwa die Skandinavier mit 1,5 Mio. m3/J beliefern, aber so schnell wird sich dort nichts ändern.

Wenig Zuversicht in USA

Die Kanadier erfreuen sich nun in der Zeit ohne Zollabkommen „an einem freieren Zugang zum US-Markt“. Aus den USA verblüffte Torgersen eine eher pessimistische Vorschau der US-Delegation. Diese erfreute sich nicht an tollen Hausbauzahlen, sondern war eher wegen des Präsidentschaftswahlkampfs deprimiert.
Die italienische Delegation war ebenfalls wenig zuversichtlich. Sie sieht Wirtschaftstreiber – wie die Industrie – als zu unproduktiv an. Verliert Ministerpräsident Matteo Renzi am 4. Dezember sein Referendum, droht überdies ein politischer Stillstand.
„Aus unseren Exportmärkten, Italien und der Levante, schaut es also leider trist aus“, schloss Torgersen. //