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Millimetergenau eingepasst: Das neue Linck-Aggregat VPM 450 versieht seit dem Jahreswechsel seinen Dienst in Leoben © DI (FH) Martina Nöstler

Ausrissfreie Seitenware

Ein Artikel von DI (FH) Martina Nöstler | 08.05.2012 - 15:24
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Millimetergenau eingepasst: Das neue Linck-Aggregat VPM 450 versieht seit dem Jahreswechsel seinen Dienst in Leoben © DI (FH) Martina Nöstler

„Das VPP-Aggregat in der V30-Linie hatte buchstäblich ausgedient“, eröffnet DI (FH) Richard Metnitzer, Betriebsleiter bei Mayr-Melnhof Holz Leoben, das Gespräch. Kein Wunder – sind doch seit der Inbetriebnahme 1996 rund 7 Mio. fm über diese Anlage gelaufen. Mayr-Melnhof Holz bewältigt den Einschnitt in Leoben mit zwei Linck-Spaner-Linien: der V30 für Zopfdurchmesser bis etwa 25 cm sowie der V40 für größere Durchmesser.
Die kleinere Linie versieht seit 15 Jahren ihren Dienst – teilweise im Dreischichtbetrieb. „Die Linie ist eigentlich auf eine Vorschubgeschwindigkeit von 120 m/min ausgelegt. Wie viele andere auch haben wir aber im Laufe der Zeit die Technik voll ausgereizt und fahren mit einem Tempo von 140 m/min“, meint Metnitzer schmunzelnd. Dies verursachte natürlich einen höheren Verschleiß. Hinsichtlich der Lagerdrehzahl war das alte Aggregat ebenfalls am Leistungslimit angelangt. Ein neues Aggregat musste her, beschloss man bei Mayr-Melnhof.

Vorteile vereint euch!

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Ausrissfreie Seitenware kann man bei Mayr-Melnhof Holz mit dem VPM 450 produzieren © DI (FH) Martina Nöstler

Infrage kam dafür nur der Lieferant der Spanerlinie – Linck. Vor zwei Jahren brachte der baden-württembergische Hersteller ein neues Maschinenmodell auf den Markt, das den Sägewerken in mehrerlei Hinsicht Vorteile bringt. Neben bogenfolgendem Einschnitt sowie diagonaler Profilierung punktet das Aggregat VPM 450 vor allem mit der Erzeugung ausrissfreier Ware.
Dies bestätigt auch Metnitzer nach viermonatiger Erfahrung mit dem neuen Aggregat. „Unsere Kunden fordern eine immer bessere Qualität, auch bei der Seitenware. Das war ebenso ausschlaggebend für unsere Entscheidung“, erklärt der Betriebsleiter.
Der Austausch erfolgte zum Jahreswechsel 2011/12. Der mechanische Umbau konnte innerhalb einer Woche durchgeführt werden – obwohl die Installation eine Herausforderung war. Aufgrund der gewachsenen Strukturen im Sägewerk waren die Platzverhältnisse sehr beengt. Das Dach musste komplett geöffnet werden, damit ein schwerer Kran das Aggregat an seine Position heben konnte. „Das war Millimeterarbeit“, erinnert sich Metnitzer. „Der Austausch hat aber reibungslos und nach Plan funktioniert.“ Mayr-Melnhof hat viel in Eigenregie erledigt. So wurde etwa zusätzlich ein Hängekran am neuen Hallendach montiert, der künftige Wechsel von Werkzeugen oder Maschinenbauteilen wesentlich erleichtern soll.

Sonderlösung

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Das VPM 450 ist in der Vorschnittgruppe hinter dem Spaner installiert © DI (FH) Martina Nöstler

Aufgrund der beengten Platzverhältnisse wurde bei Mayr-Melnhof Holz nicht das Standardaggregat eingebaut, sondern von Linck eine Sonderlösung konzipiert. „Unser ,normales‘ VPM 450 hätte nicht Platz gehabt beziehungsweise es hätten die Mitarbeiter von Mayr-Melnhof nur sehr eingeschränkten Zugang zu den bestehenden Anlagen gehabt“, berichtet Frank Horstmann, Projektleiter bei Linck. „Im Wesentlichen haben wir uns für ein anderes Vorschubaggregat entschieden“, verdeutlicht Metnitzer bei der Besichtigung im Sägewerk.
Vier Motoren mit je 75 kW liefern die Leistung für den neuen Eckenfräser. Diese sind – ebenso wie alle relevanten Hydraulikteile – außerhalb der Maschine angebracht. Bei Linck betont man vor allem die gute Einhausung und Dichtheit, damit möglichst wenig Staub austritt.
Ein Vorteil ist die Optimierung der Seitenware. Theoretisch könnte man mit dem VPM 450 einen bogenfolgenden Einschnitt oder ein diagonales Profilieren der Seitenware am Stamm realisieren. „Aufgrund der geringen Durchmesser, die wir mit dieser Linie fahren, und aufgrund zusätzlich notwendiger Folgeinvestitionen ist das bei uns vorerst kein Thema. Wir könnten aber mit relativ geringem Aufwand springende Seitenware – also links und rechts unterschiedliche Dimensionen – produzieren“, führt Metnitzer aus.
Linck hat den neuen Eckenfräser in die vorhandene Steuerung sowie Optimierung integriert. Im Falle der V30-Linie handelt sich um eine 2D-Optimierung.

Sägeblatt und Fräskopf in einem

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Betriebsleiter DI (FH) Richard Metnitzer führte durch das Sägewerk © DI (FH) Martina Nöstler

Der eigentliche Clou des neuen Aggregates ist die Werkzeugeinheit, die sich Linck patentieren ließ. Sie besteht aus einem Fräskopf sowie einem horizontalen und einem vertikalen Sägeblatt. Die Fräsmesser greifen dabei genau in die Lücke des Sägeblattes ein – dies ist nur durch eine mechanische Kopplung möglich, die mit einem extrem spielarmen Getriebe realisiert wurde. Die Sägeblätter dienen dem Vorschneiden. Der Fräser erledigt den Rest. Damit erhalten die Anwender eine saubere und ausrissfreie Holzoberfläche.
Metnitzer hebt auch die verbesserte Zugänglichkeit des neuen Eckenfräsers hervor. „Da das Vorschubaggregat auszugseitig zur Gänze seitlich verfahrbar ist, geht der Werkzeugtausch wesentlich schneller und einfacher von sich. Außerdem gelangen dadurch die Mitarbeiter besser zur Vorschnittsäge. Das bringt einen Zeitvorteil.“

Auf zu den nächsten 6 Mio. fm

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Innenleben des VPM 450: die Kreissägen sorgen für eine saubere Oberfläche © DI (FH) Martina Nöstler

400.000 fm/J werden im Zweischichtbetrieb mit der V30-Linie bei Mayr-Melnhof in Leoben geschnitten. „Mit dem neuen Aggregat sind wir bestens gerüstet“, ist Metnitzer zufrieden. Parallel zur Schwachholzlinie ist die V40-Linie im Einsatz. „Auch hier wäre eine Installation des VPM 450 möglich“, denkt der Betriebsleiter schon in die Zukunft.

In jede Anlage integrierbar

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Die Hackmesser greifen genau in die Lücke der Sägeblätter – ein 100?% synchroner Lauf der Werkzeuge ist dafür Grundvoraussetzung © DI (FH) Martina Nöstler

Bei der Konzeption des Profilieraggregats VPM 450 hat Linck, Oberkirch/DE, besonders auf eine kompakte Bauart geachtet. „Das Aggregat kann sowohl in neue Einschnittlinien eingebaut als auch in bestehende Anlagen integriert werden“, erklärt DI Manfred Leopold, Vertriebs- und Marketingleiter bei Linck. Das VPM 450 hat dieselben Abmessungen wie die Vorgängeraggregate VPF und VP 34. Damit soll ein einfaches Nachrüsten einer vorhandenen Sägelinie ohne aufwendige Umbauten möglich sein.

Linck hatte bei der Konstruktion auch eine höhere Ausbeute im Visier – bei den derzeitigen Rohstoffpreisen ein wesentlicher Investitionsfaktor. Darum gibt es das VPM 450 in zwei Ausführungen: VPM/S und VPM/N für bogenfolgenden Einschnitt beziehungsweise Diagonalschnitt.
Beim VPM/S lässt sich die Werkzeugeinheit um eine senkrechte Achse schwenken. Der bogenfolgende Einschnitt ist nun also mit einer Maschineneinheit möglich – bisher waren zwei dafür notwendig. Mit der Ausführung VPM/N können die Werkzeugeinheiten in Förderrichtung geneigt werden. Die Seitenbretter können so diagonal zur Holzauflage profiliert werden. Das vertikale Verstellmaß beträgt bis zu 26 mm pro 1 m Holzlänge. Außerdem können links und rechts unterschiedliche Dimensionen erzeugt werden, was einen weiteren Ausbeutevorteil bringen kann.
Mit dem Profilieraggregat wird der Stamm im Ganzen betrachtet und damit auch mit einem Mal berechnet, welche Schnittholzdimensionen mit welchem Wert erzeugt werden können. Laut dem Maschinenbauer wird damit zumindest dieselbe Ausbeute wie mit einer optimierenden Besäumanlage erreicht. „Das Rundholz wird in einem Durchlauf zur Gänze in die verschiedenen Sortimente fertig aufgetrennt“, verdeutlicht man. Die Erzeugung einer optimalen Hackschnitzelqualität durch die besondere Werkzeugeinheit sei ebenfalls ein großer Pluspunkt.

Mayr-Melnhof Holz Gruppe

Gegründet: 1850
Vorstand: Dr. Michael Spallart (Vorsitzender), Mag. Alfred Jechart, Gebhard Dünser
Mitarbeiter: 1900
Standorte: Leoben, Frankenmarkt, Paskov/CZ, Efimovskij/RU, Reuthe, Eppingen-Richen/DE, Gaishorn, Kalwang
Produkte: Schnittholz, BSH, BSP, BSH-Decken, Duo-, Trio- und Quattrobalken, Dreischichtplatten, Brettschichtdielen, Schalungsträger, Schalungsplatten, Briketts und Pellets
Einschnitt: über 3,3 Mio. fm/J, davon 1 Mio. fm/J in Leoben

Linck

Gegründet: 1824
Standort: Oberkirch/DE
Geschäftsleitung: Volker Geiger
Mitarbeiter: 340
Produkte: Spaner, Profilieraggregate, Sägeaggregate, Besäumanlagen, Gatter, Rundholzplatzanlagen, elektrische Schalt- und Steuerungsanlagen, Optimierungssysteme
Absatz: weltweit