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Die Forderungen nach einer flächendeckenden Öffnung der Forststraßen für Mountainbiker führten zu heftigen Diskussionen bei den Waldbesitzern © Heidelbauer

Kommt Waldeigentum unter die Räder?

Ein Artikel von Martin Heidelbauer | 28.05.2015 - 18:00
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Die Forderungen nach einer flächendeckenden Öffnung der Forststraßen für Mountainbiker führten zu heftigen Diskussionen bei den Waldbesitzern © Heidelbauer

„Durch die vielfältigen Funktionen des Waldes kommt es vermehrt zu Konflikten zwischen den Interessengruppen. Wichtig ist hier, in einen offenen Dialog zu treten. Der Wald kann vieles schaffen, wenn intelligent geplant und umgesetzt wird“, eröffnete Carl von Croÿ, Obmann der Land&Forst Betriebe Steiermark, die Veranstaltung.
Der Waldbesitzer Ulrich Stubenberg, Forstamt Gutenberg, führte als anschauliches Beispiel für Freizeitnutzung in seinem Forstbetrieb den Grazer Ausflugsberg Schöckl an. Dort nutzen viele Besucher die Natur für unterschiedliche Aktivitäten, wie Paragleiten, Drachenfliegen, Mountainbiken, Wandern, Downhill-Mountainbiken oder Spazierengehen, auf engstem Raum. Konflikte sind deshalb vorprogrammiert. „Am stadtnahen Schöckl sind viele Anliegen unter einen Hut zu bringen. Dazu zählen die wirtschaftlichen Interessen der Forstwirtschaft, die Almweide und der Jagdbetrieb. Außerdem müssen die Wünsche der Freizeitnutzer und des Tourismus berücksichtigt beziehungsweise bestmöglich gelenkt werden“, erläutert Stubenberg. Weiters wurden am stadtnahen Ausflugsberg Sendeanlagen, Gastronomiebetriebe und eine Seilbahn errichtet. „Während es mit Drachenfliegern und Paragleitern praktisch keine Probleme gibt, weisen die Downhill-Mountainbiker ein erhöhtes Konfliktpotenzial auf“, betonte der Waldbesitzer. Die Downhiller fahren fast ausschließlich im Gelände. Dadurch werden Wanderer in ihrem Naturerlebnis und Jäger im Jagdbetrieb massiv beeinträchtigt.

Vertragliche Lösungen anstreben

„Ich habe von Anfang an versucht, vertragliche beziehungsweise privatrechtliche Lösungen herbeizuführen, was mir unter Einbindung aller Betroffenen auch gut gelungen ist. Mit Tourismusverantwortlichen wurden die freigegebenen Forststraßen für Radfahrer vereinbart. Die Verträge regeln die zeitliche und räumliche Nutzung und reduzieren die Haftungsprobleme“, erklärte Stubenberg. Die Beschilderung der Downhill-Strecke erfolgt auch abseits der Radstrecke, um Wanderer auf mögliche Radfahrer aufmerksam zu machen. „Eine generelle Freigabe der Forststraßen für Mountainbiker wäre eine Enteignung der Waldbesitzer. Dies würde Lenkungsmaßnahmen im Wald unmöglich machen“, kritisierte Stubenberg.

Alpenverein unterstützt flächendeckende Öffnung

„Wir stehen für, Wege ins Freie’, Erlebnis und Erholung sowie freie Betretbarkeit. Behördliche Sperren müssen berücksichtigt werden. Wir sind für ein ausgewogenes freies Betreten und stehen nicht für Sport-Events. Eine flächendeckende Öffnung der Forststraßen für Mountainbiker mit gewissen Einschränkungen wäre besser als Einzellösungen“, meinte Dr. Norbert Hafner, Vorsitzender des Steirischen Alpenvereins. Dagegen gab es sowohl am Podium als auch im Publikum großen Widerspruch. So werde beispielsweise auf die wirtschaftliche Nutzung der Forststraßen, die vor allem Arbeitsplatz sind, vergessen, hieß es. Und auch die Haftungsfrage oder Auswirkungen auf den Lebensraum von Tieren und Pflanzen seien bei diesem Vorstoß nicht mitgedacht.

Gemeinsames Skitourenprojekt

„Um den zunehmenden Skitourentourismus in der Umgebung von Hohentauern zu lenken, haben wir gemeinsam mit Tourismusverbänden, Gemeinden, Wildbiologen, Alpenvereinen und Berufsjägern geeignete Skitouren-Routen entwickelt“, schilderte OFM Karl Jäger, Benediktinerstift Admont, Forstverwaltung Trieben. Damit will man insbesondere die Wildrückzugsgebiete und sensible Kulturflächen vor den Variantenskifahrern schützen. Durch die Windwürfe sind große Freiflächen entstanden, die zum Leidwesen des Forstbetriebs für Abfahrten genutzt werden. Nun wurden die Aufstiegsrouten beschildert und eigene Abfahrten angelegt.

Radfahrer stört Wild mehr

„Eine Störung des Wildes in seinem Lebensraum muss nicht mit dem Menschen verbunden sein. Auch ein Wolf kann das Schalenwild beunruhigen“, führte Wildbiologe Dr. Hubert Zeiler aus. Gravierende Störungen können beispielsweise Äsungsunterbrechungen im Winter sein. Dies kann für Auerwild problematisch sein. Auch er sieht aus wissenschaftlicher Sicht eine Gefahr für den Lebensraum Wald bei einer generellen Wegefreiheit. „Der Eingriff eines Radfahrers in das Ökosystem ist viel größer als der eines Wanderers. Tourismuslenkung ist daher ein wesentlicher Beitrag zum Tier- und Naturschutz. Nur konkrete Projekte vor Ort haben Erfolg“, analysierte Zeiler.

Erster Schritt des Dialogs

„Wenn man die Forststraßen für Radfahrer freigegeben würde, werden auch die sensiblen Waldböden befahren. Das Gesetz wäre dann irreversibel. Dies gilt es zu bedenken“, verdeutlichte Croÿ. Die abgehaltene Veranstaltung sei ein erster Schritt des Dialogs und die Diskussion werde weitergehen.