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Der Biochipfeeder greift Hackschnitzel von oben ab und misst dabei Feuchtigkeit, Korngröße und Aschegehalt © TU Graz

Kran-Prototyp hebt Hackgut von oben in den Ofen

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 24.06.2015 - 13:26
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Der Biochipfeeder greift Hackschnitzel von oben ab und misst dabei Feuchtigkeit, Korngröße und Aschegehalt © TU Graz

Die Technische Universität Graz hat gemeinsam mit der Technischen Universität München und weiteren Partnern im Rahmen eines EU-Projekts ein neuartiges Fördersystem für Hackschnitzel entwickelt. Es spart Energie, führt Hackschnitzel je nach Größe, Feuchte und Qualität bedarfsorientiert zu und vereinfacht die Wartung und Reparatur der Anlagen. Nach dem Prototyp ist bereits eine marktfähige Komplettanlage in Planung.

In Europa werden rund 700.000 dieser Biomasseanlagen von 50 bis 400 kW Leistung verkauft. Laut Prognosen wird sich diese Zahl bis 2020 verdoppeln. Häufigstes Heizmaterial sind Hackschnitzel. Wie diese in die Heizanlage kommen, sei allerdings noch verbesserungswürdig, glauben Grazer Forscher. In der Regel wird das Hackgut aus einem Bunker an der Unterseite entnommen und gelangt per Förderschnecke zum Heizkessel. Das bringe drei Nachteile, erklärt Dr. Christian Landschützer vom Institut für Technische Logistik der TU Graz: „Durch die Entnahme von unten muss der gesamte Hackschnitzel-Berg energieintensiv in Bewegung gebracht und umgerührt werden.“ Zudem füttere man die Heizanlage „quasi blind“ mit Hackschnitzeln. Es ist nicht bekannt, wie groß oder feucht die Holzstücke sind. Drittens sind Störfälle in Rührwerk und Förderschnecke zeit- und kostenintensiv. Vor der Reparatur muss der Bunker entleert werden. Forscher haben daher unter Federführung der TU Graz im Rahmen des EU-Projekts „Biochipfeeding“ ein alternatives Hackgut-Fördersystem entwickelt. Der Prototyp ist schon in Betrieb. Herzstück ist das in der Steiermark entwickelte kombinierte Greifer-Kran-System. Es ermöglicht die gezielte Hackgutentnahme an der Oberseite des Hackschnitzelbergs. Sensoren messen zudem die Feuchte, die Korngröße und die Qualität der Hackschnitzel. Per Farbe lässt sich sogar auf den Aschegehalt schließen „Wir schaffen somit eine bedarfsorientierte Zufuhr“, erklärt Landschützer. Die Entnahme von oben sei zudem energieeffizienter, da nicht das komplette Hackschnitzelgut bewegt wird. Die Wartung und Reparaturen der Anlage gestalten sich viel unkomplizierter.

Projektpartner waren HDG Bavaria im bayerischen Massing und Bios Bioenergiesysteme, Graz. An diesen beiden Standorten haben die Forscher je eine Prototypanlage in Betrieb genommen. Mit 10 mal 6 mal 6 m fassen beide 90 t Hackschnitzel. Der Testbetrieb läuft noch bis Herbst. Eine Komplettanlage ist bereits in Planung. Weitere Beteiligte sind Fraunhofer Italia Research, die HET Heiz- & Energietechnik Entwicklungsgesellschaft, Seekirchen, sowie Sinte, Cittaducale/IT.