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Ein hölzerner Triumphbogen wurde zum Auftakt des fünften Holzbau-Forums in Nancy eingeweiht © Tophoven, Jacob-Freitag

Holzbau triumphiert

Ein Artikel von Dr. Jonas Tophoven, Susanne Jacob-Freitag | 04.06.2015 - 16:58
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Ein hölzerner Triumphbogen wurde zum Auftakt des fünften Holzbau-Forums in Nancy eingeweiht © Tophoven, Jacob-Freitag

Mehr als ein Jahrzehnt lang hat der Holzbau in Frankreich stark zugelegt. Nun wankt der Markt und stellt selbst die Grundlagen der Existenz dieser Bausparte infrage. Wie auch in anderen Ländern basiert der französische Holzbau auf dem Markt für Einfamilienhäuser, der in einer Krise steckt. Während es bisweilen auch öffentliche Auftraggeber den Holzbauunternehmen ermöglichten, ihr Können bei immer größeren Objekten unter Beweis zu stellen, werden nun auch diese Aufträge seltener.
Was bleibt, sind etwa Aufträge in Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft, welche die spezialisierten Holzbaubetriebe mit teils kompletter Digitalisierung vor große Herausforderungen stellen. Das FBC will hier Anregung und Wissenspool in einem sein, um den Holzbau als zukunftsweisende Branche weiterhin konkurrenzfähig zu halten. Rund 1100 Teilnehmer zog das Forum an und verzeichnet damit gegenüber dem Vorjahr einen Zuwachs um 40 %. Gastland war diesmal Slowenien.
Der dreitägige Kongress startete mit der Besichtigung von Holzbauprojekten in der Umgebung von Épinal und den Vogesen. Zwölf Themenfelder mit insgesamt fast 60 Vorträgen gaben anschließend einen weitreichenden Einblick in die relevanten Holzbauaktivitäten in Praxis, Normung und Politik. Mit einem eigenen Themenblock trug das Forum auch der Bemühung in Frankreich Rechnung, Brettsperrholz auf breiter Basis einzuführen. Der mehrgeschossige Holzbau, Niedrigenergie- und Passivhausstandards sowie die Verwendung von möglichst lokal gewachsenem Holz waren ebenso Themen wie das Bauen mit Buche oder das Sanieren, Renovieren, Erweitern und Aufstocken mit Holz.

Ausblick in die Holzbauzukunft

Einen Ausblick auf den Holzbau der Zukunft gab als Auftakt eine Videobotschaft der Ministerin für Wohnen, territorialen Ausgleich und Agrarwirtschaft, Sylvia Pinel, die nicht persönlich anwesend sein konnte. Darin stellte sie den für die Holzbaubranche entwickelten Plan vor. Er soll den stockenden Holzmarkt beleben, etwa durch Förderung von Sanierungen in Holzbauweise vor dem Hintergrund des energieeffizienten Bauens. Entsprechend viele Bestimmungen wurden bereits zugunsten des Holzbaus geändert und vereinfacht. Noch vorhandene Einschränkungen sollen laut der Ministerin weiter gelockert werden.
Ergänzend dazu stellte Christian Piquet, Präsident von France Bois Région, die Inhalte der Initiative „Chartes 21“ vor. Diese wurde von kleinen und mittelständischen Unternehmen gegründet, um Qualitätskriterien im Holzbau zu definieren. Das neue Gütesiegel „Bois français“ (französisches Holz) wurde ebenfalls vorgestellt. Durch einheitliche Qualitätskriterien für die ausgezeichneten Holzprodukte soll damit die Nutzung heimischer Holzvorräte gefördert werden.
Frank Mathis, Präsident der Initiative Adivbois, sprach über die weitreichenden Pläne der 2014 ins Leben gerufenen Initiative zur Erneuerung des französischen Holzbaus im Rahmen des Plans „Nouvelle France industrielle“ (Neuorientierung der französischen Industrie), der 2013 von der Regierung angestoßen wurde und mit 10 Mio. € finanziert wird. Der Plan bezieht sich vor allem auf das mehrgeschossige Bauen mit Holz. Die Umsetzung erfordere die Einbindung der gesamten Holzbaubranche und ziele unter anderem darauf ab, technische Regeln zu erstellen, zu aktualisieren oder zu vereinfachen. „Erste Änderungen in den Regelwerken sind auf dem Weg. 15 Projekte sind in den vergangenen anderthalb Jahren realisiert worden. Weitere zeichnen sich ab“, resümierte Mathis den aktuellen Stand.

Triumphbogen wirbt für Holz

Vor den Referaten der parallelen Themenblöcke weihten die Veranstalter den hölzernen Triumphbogen ein, den die Zimmerer der „Compagnons du Devoir“ auf dem Vorplatz des Kongresszentrums errichtet hatten. In diesem von Beton, Stahl und Glas geprägten Umfeld stellte der kunstvoll gefügte Holzbau einen wohltuenden Kontrast dar.
Der in der Veranstaltung vermittelte Eindruck eines prosperierenden Holzbaus in Frankreich steht durchaus im Gegensatz zur Lage der Bauwirtschaft. Fast möchte man meinen, der Holzbau nehme eine Sonderstellung ein. Das Interesse an dem Kongress und der enorme Andrang dürfen sicherlich als positive Zeichen gelten, dass die Zukunft des Holzbaus in Frankreich erst richtig beginnt.