13768924685564.jpg

Mit bis zu 140 m/min flitzt das Schnittholz aus der Linck-Sägelinie in Richtung Vorsortierung, wo es für die Trocknung gestapelt wird © Linck

Grüne Technik, Weißes Meer

Ein Artikel von Hannes Plackner | 19.08.2013 - 08:25
13768924685564.jpg

Mit bis zu 140 m/min flitzt das Schnittholz aus der Linck-Sägelinie in Richtung Vorsortierung, wo es für die Trocknung gestapelt wird © Linck

Eines der größten Holzverarbeitungszentren Europas ist im deutschsprachigen Raum kaum bekannt. Es liegt an der Mündung der Nördlichen Dwina ins Weiße Meer. Sein Name ist Archangelsk. Es beherbergt 350.000 Einwohner sowie eine Reihe von Sägewerken und Papierproduzenten, die zusammen wohl über 5 Mio. fm/J verarbeiten. Neu seit vergangenem Jahr ist eine Sägelinie von Linck.

Zwischen Wald und Weißem Meer

13768925085731.jpg

Hightech aus Deutschland: Das russische Sägewerk investierte in bewährte Anlagentechnik © Linck

Die „Erzengelstadt“, wie Archangelsk eingedeutscht heißen würde, befindet zwischen dem 64. und 65. nördlichen Breitengrad. Ähnlich arktisch liegen etwa Reykjavík auf Island oder Anchorage in Alaska. Über ein halbes Jahr lang erreicht die Durchschnittstemperatur kein positives Vorzeichen. Für die Holzverarbeitung ist dieser Standort saukalt, aber ansonsten perfekt. Gleich hinter der Stadt beginnen die endlosen Wälder voll mit feinjährigem Nadelholz. In der Metropole am Weißen Meer sorgen ein Seehafen sowie Bahn- und Autobahnverbindungen für gute Logistik. Und dazwischen werden in mehreren Sägewerken Bloche zu hochwertigem Schnittholz veredelt.

Zehn Aggregate bei neuer Linie

Der russische Sägewerkskonzern Lesozavod 25 betreibt zwei Werke in der Region Archangelsk. 2005 wurde nördlich der Dwina-Mündung im Werk Maimaksa eine Linck-Linie in Betrieb genommen. Dazu gesellte sich im IV. Quartal des Vorjahres eine weitere Linck-Installation im neuen Werk Ziglomenski auf der Südseite der Flussmündung. Die Russen revidieren damit fleißig etwaige Qualitätsbedenken. Mit dieser Ausstattung arbeiten Sie auf dem globalen Topniveau.
Bei der jüngsten Installation handelt es sich um eine Profilieranlage mit Optimierung. Folgende Aggregate wurden im Vorjahr von den Linck-Technikern montiert:
    Spaner 1 (Typ: VM 45)Drehvorrichtung 1 (DV 55)Spaner 2 (VM 45)Profilieraggregat 1 (VPF 340)Profilieraggregat 2 (VPF 340)Vorschnittsäge (CSMK 285 A1/B1)Drehvorrichtung 2 (DV 55)Profilieraggregat 3 (VPF 340)Profilieraggregat 4 (VPF 340)Nachschnittsäge (CSMK 285 A1/B1)
Der Rundholzplatz und die Schnittholzsortierung wurden von Hekotek, Harjumaa/EE, gebaut. Den Entrinder lieferte Valon Kone, Lohja/FI. Der Scanner für die Schnittholzsortierung stammt von Finscan, Espoo/FI.

Optimierung in der Sägelinie

Auf die Ausbeute wird auch am Weißen Meer hohes Augenmerk gelegt. Vor der Sägelinie werden die Bloche mit einem 3D-Scanner vermessen. In Sekundenbruchteilen berechnet die Linck-Software daraus den Eindrehwinkel sowie die optimale Lage und Dimension der Seitenware. Die bewährten Stachelwalzen drehen die Bloche entsprechend ein. Die Profilieraggregate stellen sich so ein, dass die Ausbeute bei den Seitenbrettern ein Maximum erreicht. Bis zu acht Stück Seitenware werden von den Blochen abgetrennt.
10 bis 50 cm Durchmesser haben die Bloche. Die Sägelinie ist auf Rundholz von 3 bis 6,3 m Länge ausgelegt. Lesozavod sägt aber in der Regel von 4 bis 6,2 m ein. In Nordwestrussland sind die Rundholzpreise deutlich niedriger als in Mitteleuropa. Trotzdem zahlt es sich aus, die Ausbeute mit ausgeklügelter Technik zu verbessern.

Hackschnitzel in die Papierindustrie

Einen nicht unerheblichen Umsatzanteil nordischer Sägewerke machen die Sägenebenprodukte aus – insbesondere für die Papier- und Zellstoffindustrie. Lincks Spanerköpfe liefern diesen Rohstoff genau in der richtigen Qualität. Sie werden an die Archangelsk Pulp and Paper Mill geliefert. Ein weiteres Geschäftsfeld wird das Sägewerk bald mit einer eigenen Pelletsproduktion erschließen.

Wartungsfreundlich mit Werkzeugwechsler

Für den effizienten Austausch der Sägebüchsen hat Linck in Ziglomenski ein Werkzeugwechselsystem integriert. In Verbindung mit den sich weit öffnenden Sägeaggregaten lässt sich der Austausch leicht, sicher und schnell ausführen.
Den Vorschub regelt Linck automatisch. Mit 40 bist 140 m/min rauscht das russische Rundholz durch die Aggregate. Die Geschwindigkeit hängt vor allem vom Durchmesser ab. Mit dieser Anlage ist im Zweischichtbetrieb der Einschnitt von 700.000 fm/J möglich.
Mit beiden Linck-Linien erzeugt Lesozavod 25 heuer rund 450.000 m³/J Schnittholz. Damit peilt die zur Titan-Gruppe gehörende Aktiengesellschaft einen Jahresumsatz von 70 Mio. € an.

LESOZAVOD 25

Gründung: 1898
Geschäftsführer: Dmitry Krylov
Produktion: 450.000 m³/J Fichten- und Kiefernschnittholz
Umsatz: 70 Mio. €/J
Werk Ziglomenski: Rundholzplatz und Sortieranlage von Hekotek, Entrinder von Valon Kone, Sägelinie von Linck, Schnittholzscanner von Finscan

LINCK

Gegründet: 1824
Standort: Oberkirch/DE
Geschäftsleitung: Volker Geiger
Mitarbeiter: 300
Produkte: Spaner, Profilieraggregate, Sägeaggregate, Besäumanlagen, Gatter, Rundholzplatz-Anlagen, elektrische Schalt- und Steuerungsanlagen, Optimierungssysteme

Interview mit Lesozavod 25-Geschäftsführer Dmitry Krylov

Holzkurier: Warum haben Sie sich für eine Linck-Linie im neuen Sägewerk in Ziglomenski entschieden?

Dmitry Krylov: Lesozavod 25 hat schon 2005 eine Linck-Anlage in Maimaska in Betrieb genommen. Diese hat sich von Anfang an als zuverlässig und bedienerfreundlich herausgestellt. Die Qualität des Schnittholzes ist sehr hoch. Daher war es logisch, auch in Ziglomenski den Auftrag Linck zuzusprechen. Zudem vereinfacht es die Qualitätssicherung und Wartung, wenn in zwei Sägewerken die gleiche Technik zum Einsatz kommt.

HK: Welches Rundholz verarbeiten Sie?

Krylov: In der Regel werden Fichten- und Kiefernbloche mit 13 bis 40 cm Durchmesser und 4 bis 6,2 m Länge eingeschnitten.

HK: Wie viel müssen Sie in Archangelsk für den Rohstoff zahlen?

Krylov: Das Rundholz kostet frei Werk durchschnittlich 2050 bis 2300 RUB. (Anm.: 47 bis 52,7 €/fm).

HK: Wird das Schnittholz am Standort weiter veredelt?

Krylov: Nach der Sägelinie werden die Bretter getrocknet, nach Dimension und Qualität sortiert und verpackt.

HK: Wohin werden die Pakete anschließend exportiert?

Krylov: Unsere Hauptmärkte sind Frankreich, Deutschland, die Niederlande, Belgien, Großbritannien und Ägypten.

HK: Wie lief die Investitionsentscheidung und Inbetriebnahme ab?

Krylov: Die Entscheidung für die neue Sägelinie fällte die Geschäftsführung 2010. Im IV. Quartal 2012 haben wir die Anlage in Betrieb genommen. Seitdem wird das Produktionsvolumen kontinuierlich erhöht. Mit der Leistung sind wir sehr zufrieden.

HK: Sind weitere Investitionen in Ziglomenski geplant?

Krylov: In naher Zukunft soll eine Pelletsproduktion entstehen.
13768929853651.jpg

Die Fichten- und Kiefernbloche werden vor dem ersten Spaner präzise eingedreht. Dann passieren sie einen Wender, einen zweiten Spaner, je zwei Profilieraggregate sowie eine Vor- und Nachschnittsäge - während der Verarbeitung wird die Ausbeute der Haupt- und Seitenware optimiert © Linck

13768930151699.jpg

© Linck

13768930298130.jpg

© Linck

13768930741548.jpg

© Linck

13768930919532.jpg

© Linck