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Fototermin: Fertigungsleiter Hubert Reichhold und Geschäftsführer Kurt Steiner mit Franz Eigner und Werner Blum von Dimter (v. li.) © Martina Nöstler

Vom Kunden zum Kunden

Ein Artikel von Martina Nöstler | 29.03.2017 - 15:33
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Fototermin: Fertigungsleiter Hubert Reichhold und Geschäftsführer Kurt Steiner mit Franz Eigner und Werner Blum von Dimter (v. li.) © Martina Nöstler

„Mit unserer herkömmlichen Standardpalette hatten wir am Markt mit großer Konkurrenz zu kämpfen“, erklärt Kurt Steiner. Er hat gemeinsam mit Edith Jandl und Wolfgang Jäger die Geschäftsführung des Kärntner Palettenherstellers Tema, Launsdorf, inne. Bis vor einem Jahr gab es in Launsdorf eine Palettenlinie, mit der man ausschließlich große Losgrößen fertigen konnte. Um sich im Angebot von Marktbegleitern abheben zu können, unterbreitete Tema einem großen Kunden ein Konzept. „Wir wollen die Industrie mit Sonderpaletten versorgen, ohne dass diese noch aufwendige Bestellungen durchführen muss. Dies bedingt, dass wir zu einem gewissen Maß Zugriff auf deren Systeme haben“, führt Steiner aus. Und hier kommt Industrie 4.0 ins Spiel.
Tema entschloss sich also aufgrund der Zusage des Kunden, in eine neue Produktion zu investieren – mit dem Ziel, einen möglichst hohen Vernetzungsgrad zu erreichen. Bei der Palettenlinie setzt Tema auf den italienischen Hersteller Corali. Das zugekaufte Schnittholz entstapelt eine Anlage von TC Maschinenbau, St. Veit/Glan. Die Hochleistungs-Kappanlage, zwei Stapelautomaten sowie die Zuführung zur Palettenlinie lieferte Weinig Dimter, Illertissen/DE. Der Palettengenerator kam vom ortsansässigen Softwarespezialisten Shel.

Produktion der Zukunft

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"Verteilerstation": hinten rechts eine der beiden Dimter-Stapelautomaten OptiCut Stacker ST?10, links daneben die zwei Paddelauswerfer sowie die Zuteilförderer auf zwei Ebenen, vorne links geht es zur Corali © Martina Nöstler

Es zeigt sich, dass Industrie 4.0 ein Megatrend ist. Davon ist man auch bei Weinig überzeugt. „Eine einfache Definition von Industrie 4.0 lautet: die Verschmelzung der physischen mit der digitalen Welt“, erklärt Dr. Mario Kordt, Geschäftsführer Weinig Dimter. Der Vorteil für die Kunden beziehungsweise Anwender sei hinsichtlich Kostensenkung und Produktivitätssteigerung enorm. „Industrie 4.0 ist allerdings keine Technologie, sondern eine Philosophie. Bei uns heißt dies W4.0 digital“, meint Kordt. Bei Weinig sieht man mit der Digitalisierung Chancen zur Verbesserung der Abläufe und Prozesse in der Holzbearbeitung und damit eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. So wird die Einzelteilfertigung profitabel. Da spielen die Anlagen der Weinig-Gruppe eine bedeutende Rolle. Bereits mit den vorhandenen Systemen sieht man sich bei Weinig gut aufgestellt, denn die Lösungen aus der Gruppe umfassen bereits heute umfangreiche Datenauswertungen, Maschinenanbindung an das Internet oder einheitliche Datenformate.

Losgröße 1, …

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Highspeed: Dimters schnellste Kappanlage, die OptiCut 450 Quantum, bei Tema © Martina Nöstler

… aber unter industriellen Bedingungen. So lautete Temas Vorgabe an die Ausrüster. „Jeder meint, Industrie 4.0 sei eine Prozessoptimierung in der eigenen Fabrik. Tatsächlich ist es aber viel mehr“, weiß Steiner. Bei Tema ist der Kunde eingebunden. Aus dessen ERP-System generiert man den Bedarf, den Tema im Produktionsprogramm zusammenfasst. Der Palettengenerator konstruiert die einzelnen Positionen des Programms, löst sie automatisch in Stücklisten, Parameter für die Palettenanlage und Schnittlisten für die Dimter-Kappsäge auf. Die Übertragung der Informationen an die einzelnen Aggregate erfolgt ebenfalls automatisch. Um eine Vorstellung des Aufwandes hinsichtlich Losgröße 1 zu bekommen: Der Kunde hat rund 6000 Palettentypen im Programm. Tema fertigt einen Großteil dieser Paletten, etwa 700.000 Stück jährlich. „Diese Menge mit der Vielfalt und der geringen Durchlaufzeit von 24 Stunden händisch zu managen, ist nahezu unmöglich“, unterstreicht Steiner.

Rationelle Produktion

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Übersicht: Am Bildschirm visualisiert Dimter die Abläufe © Martina Nöstler

Der Palettengenerator erzeugt die Schnittlisten und schickt diese automatisch an die Kappsägensteuerung OptiCom Pro. Eine Vakuumentstapelung vereinzelt die Schnittholzpakete und versorgt über zwei Querförderer die OptiCut 450 Quantum mit Rohware. In der Regel verarbeitet Tema zwei unterschiedliche Breiten mit 2,5 bis 5 m Länge. „Mit der Kappanlage sind Querschnitte bis 150 mal 50 mm möglich“, erläutert Dimter-Vertriebsleiter Werner Blum. Tema kappt Fixlängen von 48 cm bis 1,5 m. Die OptiCom-Steuerung gibt die nächste Breite vor. Das A2-Servoeinzugsaggregat mit der Variospeed-Steuerung zieht die Bretter fast lückenlos in die Kappanlage ein. Abfallstücke fallen durch den automatischen Abfallschacht nach unten und werden entsorgt. „Der servogesteuerte Sägehub sorgt für höchste Schnittqualität bei geringsten Schnittzeiten“, verdeutlicht Blum.
Die Anlage sortiert kurze Restlängen automatisch der Breite nach aus. Diese gelangen in Richtung Keilzinkenanlage. Längere Bretter, die man nicht sofort für die Produktion benötigt, werden in Standardlängen für eine anderweitige Produktion von zwei OptiCut-Stacker ST10 gestapelt. Der Großteil gelangt allerdings online zur Palettenlinie: Zwei Paddelauswerfer mit Verteilwippen sortieren die Kappstücke auf einen der vier Querförderer. Transportbänder bringen sie dann an die richtige Stelle zur Corali-Anlage. Die Steuerung erfolgt mit der Dimter-OptiCom, die mit der Palettensoftware verkettet ist.

Das Tüfteln hat sich gelohnt

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Längere Restlängen, die nicht direkt zur Palettenverarbeitung gelangen, stapeln zwei OptiCut Stacker ST?10 © Martina Nöstler

Baubeginn für die neue Palettenlinie war Herbst 2015, seit einem Jahr ist sie in Betrieb. Mit der Realisierung ist es gelungen, die Tema-eigenen Schlüsselprozesse mit jenen des Kunden zu vernetzen und so einen enormen Schritt in Richtung Kundenorientierung und -bindung zu setzen. Das System ist so ausgelegt, dass Tema schrittweise weitere Kunden integrieren kann, und es ist denkbar, es auch in Richtung Schnittholzlieferanten zu erweitern.

Tema

Standort: Launsdorf
Geschäftsführer: Edith Jandl, Wolfgang Jäger, Kurt Steiner
Mitarbeiter: 40
Umsatz: 10 Mio. €/J
Produktion pro Jahr: 700.000 Papierpaletten, 600.000 Maschinen- und Industriepaletten, 100.000 Sonderkisten und -paletten