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"Spezialisiert man sich zu sehr, kann man relativ schnelluntergehen."Hannes Dietrich, Mareiner Holz © Kathrin Lanz

100%iges Öko-Bekenntnis

Ein Artikel von Kathrin Lanz | 15.02.2017 - 08:48
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"Spezialisiert man sich zu sehr, kann man relativ schnelluntergehen."Hannes Dietrich, Mareiner Holz © Kathrin Lanz

Holzkurier: Seit Jahren ist Mareiner Holz nun im Geschäft. Was hat sich im Lauf der Zeit getan?
Hannes Dietrich: Wir betreiben seit gut sechs Jahren kein Sägewerk mehr. Diese Entscheidung fiel fast zu spät, aber gerade noch rechtzeitig. Heute verarbeiten wir 20.000 m3 Schnittholz im Jahr. Die Rohware wird zur Gänze zugekauft und nach Bedarf veredelt. 70 % unserer veredelten Produkte gehen ins Ausland. Thermoholz bieten wir seit 15 Jahren an und vertreiben zwischen 3500 und 4000 m3. Die Entwicklung vom Sägewerk zur Holzmanufaktur war sehr turbulent. An dieser Stelle möchte ich meine Mitarbeiter lobend erwähnen. Das macht nicht jeder mit, denn es war kein leichter Weg.

Und auch von Bauherrenseite werdem immer höhere Ansprüche an die Qualität des Holzes gestellt, oder? Was muss Holz heute leisten?
Gerade bei Terrassen ist der Anspruch wirklich hoch. Neben der mechanischen Beanspruchung sind Terrassen hohen Temperaturschwankungen von –25°C bis hin zu +55°C in Extremfällen ausgesetzt. Nässe kommt noch hinzu. Trotz aller dieser Einflüsse sollen Holzterrassen auch noch jahrelang gut aussehen. Der eine Weg zu diesem Ziel sind Tropenhölzer. Gegen den haben wir uns bei Mareiner Holz immer gewehrt. Wir haben uns für den ökologischen Weg entschieden. Unsere Behandlungen sind absolut ohne Chemie, wir verkaufen keine Tropenhölzer und keine WPC.

Gibt Ihnen der Kunde Recht? WPC haben in den vergangenen Jahren ja zumindest einen Schub bekommen.
Ja, WPC haben sich sicherlich am Markt eta- bliert. Ich glaube aber – und das ist meine persönliche Meinung –, dass hier der Zenit erreicht ist. Der andere Weg, von dem Sie sprachen, ist modifiziertes Holz, Thermoholz. Wie funktioniert dieses Produkt? Bei uns läuft Thermoholz sehr gut, auch im Innenbereich. Gut die Hälfte der Verkaufsmenge geht in die Innenschalung.

Reklamationen bezüglich Geruchsbelästigungen haben Sie dabei nicht?
Nein, hatten wir noch nie. Wir arbeiten sehr viel im öffentlichen Bereich und der Gastronomie. Auch hier gibt es keinerlei negative Rückmeldungen. Modifiziertes Holz erfreut sich großer Beliebtheit.

Wie dicht gestaltet sich das Feld der Hersteller veredelter Hölzer in Österreich?
Der Markt ist groß genug für alle Anbieter. Mit unserem Mitbewerb herrscht ein reger Austausch. Dieses Netzwerk ist für uns insbesondere für den Informationsaustausch sehr wichtig.

Welche Unternehmensstrategie verfolgen Sie?
Zu Beginn haben wir das Ziel verfolgt, den Holzfachhandel zu beliefern. Im Lauf der Zeit haben sich einige etabliert, die sich mit uns und unseren Spezialitäten identifizierten. Heute arbeiten wir häufig mit Architekten zusammen, um so früh wie möglich am Projekt dran zu sein. Zudem sind wir international aufgestellt und haben eine hohe Produktdiversität. Spezialisiert man sich zu sehr, kann man relativ schnell untergehen. In Saudi-Arabien statten wir gerade 50 Backstores mit Thermoholzfassaden aus, in den USA führen wir Aufträge für Skihotels aus, in Russland planen wir die Innengestaltung von Showrooms.

Inwiefern unterscheidet sich die Nachfrage im Ausland von jener im Inland?
Schon innerhalb Österreichs unterscheidet sich der Marktanspruch. So bemerken wir ein deutliches West-Ost-Gefälle. In Westösterreich kommen wir mit neuen Produkten schneller voran als im Osten. Oder zum Verständnis von Vergrauung: Im Westen ist das überhaupt kein Thema, da ist das Wissen um Holz ausgeprägter. Darüber hinaus ist der Prophet im eigenen Land weniger wert. Das Ausland ähnelt dem Westen, es ist unkritischer. Die internationale Markteinführung funktioniert aber prinzipiell dort besser, wo veredelte Produkte noch nicht so bekannt sind.

Danke für das Gespräch!