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Prof. Dirk Jaeger begrüsst die Teilnehmer des 37. Freiburger Winterkolloquiums im Audi-Max der Albert-Ludwigs-Universität © Robert Spannlang

Stillgelegte Wälder

Ein Artikel von Robert Spannlang, aus Freiburg/DE | 31.01.2017 - 08:10
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Prof. Dirk Jaeger begrüsst die Teilnehmer des 37. Freiburger Winterkolloquiums im Audi-Max der Albert-Ludwigs-Universität © Robert Spannlang

Seit 2009 sei Deutschland wieder Nettoimporteur von Rohholz, erklärte Prof. Matthias Dieter vom Thünen Institut, Hamburg, bei seinem Referat im gut gefüllten Audi-Max der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. „Derzeit werden 5 Mio. fm Nadelrohholz netto eingeführt“, konstatierte er. Die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt, welche die deutsche Bundesregierung 2007 verabschiedete, legt eine Quote von 5 % der Waldfläche fest, die aus der Nutzung zu nehmen ist. Namhafte Umweltgruppierungen drängen aber auf 10 %. Die Frage sei nur, ob die dadurch zwangsläufig weiter steigenden Importe und längeren Transportwege tatsächlich dem Umweltschutz dienlich seien, bemerkten Teilnehmer bei Diskussionforen. Das Exportwachstum Deutschlands bei Holzprodukten ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Zunehmende Stilllegung und Extensivierung der Forstwirtschaft in Deutschland werde zu einer Ver-lagerung der Holzproduktion ins außereuropäische Ausland führen, da auch in Europa das Holz zunehmend knapper wird, prophezeite Dieter in Freiburg.

Verbraucht der Westen zuviel Holz?

Durch globale Warenströme hätten vor allem reiche Länder den Verbrauch natürlicher Ressourcen wie Holz in andere, oft ärmere Länder ausgelagert, stellte Jun.-Prof. Stefan Pauliuk von der Universität Freiburg fest. Dabei definiert der Begriff „globaler Land-Fußabdruck“ jene Waldfläche, die für die Gestaltung unserer gesamten Energie- und Materialbereitstellung verbraucht wird. „In sehr vielen Produkten des täglichen Lebens steckt Holz in der einen oder anderen Form“, so Pauliuk. 2007 lag dieser Fußabdruck eines durchschnittlichen Deutschen bei rund 2,7 ha/Jahr. Auf Deutschland hochgerechnet sei das mehr als die sechsfache Fläche des gesamten Bundesgebietes. Pauliuks Fazit: Die stoffliche Nutzung von Holz sowie andere Energiequellen fördern: Solarkraftwerke etwa würden pro Fläche bis zu 50 mal mehr Energie umwandeln als Wälder.

Schlagruhe und Schlagfertigkeit

Manche Referenten warnten auch davor, gesellschaftspolitische Ansprüche – etwa möglichst klimafitte und möglichst extensiv genutzte Wälder – gegeneinander auszuspielen. Tenor vieler Tagungsteilnehmer: Stillgelegte Wälder erfüllen die wichtige Funktion als Referenzflächen bewirtschafteter Bestände, doch gäbe es deren in Deutschland bereits genug. „Waldrefugien, Bannwälder, Habitatsbaum-gruppen, Biosphärengebiete, Natura 2000-Flächen, Nationalparke – all das gibt es schon. Wie weit sollen Waldeigentümer ihre Bewirtschaftung noch einschränken?“, fragte Herbert Dold von Dold Holzwerke, Buchenbach. Sein leidenschaftlicher Appell: „Der Naturschutz soll doch endlich zufrieden sein und uns in Ruhe das tun lassen, was wir schon in der Vergangenheit zum Wohle aller erfolgreich getan haben.“„Bringt die Stilllegung von Wäldern denn wirklich mehr Biodiversität?“, fragte Peter Hauk, Baden-Württembergs Minister für Ländlichen Raum. „Die Frage wurde noch nicht einmal ausreichend dikutiert.“