14823028137149.jpg

Geschäftsführer Gangolf Hosenfeld mit seiner Tochter Anna-Lena im neu errichteten Sägewerk © Martina Nöstler

„Da könnte ich den ganzen Tag zusehen“

Ein Artikel von Martina Nöstler | 21.12.2016 - 07:48
14823028137149.jpg

Geschäftsführer Gangolf Hosenfeld mit seiner Tochter Anna-Lena im neu errichteten Sägewerk © Martina Nöstler

Der Brand im Sägewerk Gebrüder Hosenfeld im gleichnamigen Ort nahe Fulda am 11. Juli 2015 galt als einer der größten in der Holzbranche im deutschsprachigen Raum. Jetzt, eineinhalb Jahre später, zeugen nur noch wenige Relikte am Areal von dieser Katastrophe. Die Brandursache ist bis heute nicht restlos geklärt. Die Ermittler gehen von Brandstiftung aus. Am 12 ha großen Geländen blieben nur der Rundholzplatz, die Pelletsproduktion sowie das Bürogebäude übrig. Der Feuer vernichtete auf über 7 ha das Sägewerk samt Sortierung, Trockenkammern, Hobelwerk und Lagerhallen.

Unterstützung von allen Seiten

1482302834951.jpg

Wenn schon, denn schon: Bei der Konzeption der neuen Sägehalle achtete Hosenfeld auf genügend Platz sowie auf ausreichend Tageslicht © Martina Nöstler

Stand der Aufbau sofort wieder fest? „Natürlich zweifelt man kurz. Ich habe aber am nächsten Tag mit den Mitarbeitern gesprochen und sie hielten und halten zum Unternehmen“, erzählt Geschäftsführer Gangolf Hosenfeld. Genauso wie seine Kinder: Anna-Lena und Christian setzten beide mit ihrem Studium aus und halfen ihrem Vater beim Wiederaufbau. Große Unterstützung in dieser Hinsicht bekam Hosenfeld auch von seinem Versicherungsmakler, Vohrer aus Stuttgart. Die beiden Prokuristen Uwe Raul (Technik) und Marco Röhrs (Verkauf) kümmerten sich um das Tagesgeschäft und hielten Hosenfeld den Rücken frei.
Das Sägewerk ist seit Langem in der Branche als Lärchenspezialist bekannt und bedient mit den Produkten (etwa Rohhobler, Holz im Garten, Blockware) Händler, Fachhändler und Weiterverarbeiter. „Nur so können wir in unserer Größenordnung überleben. Mit den großen Industriebetrieben können und wollen wir nicht mithalten“, betont Hosenfeld. Größer zu bauen, wollte er aus mehreren Gründen nicht: Die osthessische Gemeinde Hosenfeld liegt in einem sehr „sägerstarken“ Gebiet nahe Lauterbach und nur unweit des Sauerlandes. Das bedeutet, dass das Rundholzaufkommen endlich ist. Mit einer Einschnittvergrößerung hätte man zudem die Peripherie ändern und mehr Mitarbeiter aufnehmen müssen.

Drei Sägewerke angemietet

14823028324368.jpg

Zuführung: Vor der Halle gibt es zwei Aufgabedecks für das Rundholz (rechts) sowie links die Förderer für den Modelrundlauf © Martina Nöstler

Unmittelbar nach dem Brand mietete man drei stillgelegte Sägewerke, um den Ausfall zu überbrücken. Ein Teil der Mitarbeiter fuhr mit Sammeltaxis zu den drei Standorten und konnte so etwa 70 % des normalen Einschnitts von 100.000 fm/J aufrechterhalten. Und auch die Kunden blieben Hosenfeld treu. „Den raschen Start haben wir ebenso den Lieferanten zu verdanken, die mit viel Engagement den knappen Zeitplan einhalten konnten“, sagt Hosenfeld und freut sich. Ende August sägte man den ersten Stamm und die Hosenfeld-Mannschaft kehrte wieder zur Gänze ins eigene Werk zurück.

Glaubensfrage

14823028391841.jpg

Vorschrift: Um auch künftig versichert zu sein, musste Hosenfeld eine Sprinkleranlage einbauen © Martina Nöstler

In das neue Konzept ließ der Säger seine langjährige Erfahrung einfließen: 2008 baute man die Sortierung samt Besäumer um, 2012 erweiterte Hosenfeld die Spanerlinie und erst 2014 gab es beim Gatter große Umbauten. „Natürlich überlegten wir, eine Bandsägenanlage anzuschaffen“, gibt er zu. „Letztlich entschieden wir uns für eine Spaner-Kreissägenlinie im Rundlauf. Es ist eine Glaubensfrage“, meint Hosenfeld und schmunzelt. Die Bandsäge hätte eine völlig neue Technologie bedeutet und der Neustart hätte vermutlich länger gedauert. „Mit der Spaner-Kreissägenanlage kennen wir uns aus. Sie ist für unsere Sortimente die richtige Wahl“, erklärt der Geschäftsführer. Mit der Linie lassen sich Stämme von 2,5 bis 6,5 m Länge sowie Durchmesser bis knapp 70 cm schneiden. Für stärkere Hölzer hat der Säger ebenfalls schon eine Lösung in der Schublade, die 2017 realisiert werden soll. Hosenfeld wählte folgende Ausrüster:
    Linck: Spaner-KreissägenlinieEWD: Hochleistungs-BesäumerH.I.T.: Boxensortierung und PaketierungAlfha: SteuerungJörg Elektronik: VermessungRudnick & Enners: RestholzentsorgungBrunner & Hildebrand: TrockenkammernBSS: SprinkleranlageBSI Winter: Rundholzzubringung und Stahlbau

Durchdachte Linie

14823028297212.jpg

Führungsteam: Gangolf Hosenfeld mit seinen Prokuristen Uwe Raul (li.) und Marco Röhrs (re.) © Martina Nöstler

Noch im Herbst 2015 rollten die Bagger an und trugen die Brandüberreste samt den Maschinenfundamenten ab. Ein kleines Detail am Rande: Der Beton wurde geschreddert und für den Untergrund des neuen Sägewerks verwendet. Beim Neubau der Halle waren Hosenfeld neben einer sauberen Maschinentechnik zwei Dinge wichtig: ausreichend Platz, auch zwischen den Maschinen, und viel Tageslicht. Außerdem gibt es in der Hallemitte keine Stützen, was ebenso Freiheit bei eventuellen künftigen Umbauten schafft. Noch eine zwingende Neuheit gibt es im Sägewerk Hosenfeld: eine Sprinkleranlage. Ohne diese gibt es keine Versicherung mehr. Beim Rundgang verweist Hosenfeld beispielsweise auf die beiden Rundholzaufgabedecks, eine zusätzliche Stapelung für Hauptware und die insgesamt wirtschaftliche Produktion: Den gesamten Einschnitt bewältigen zwei Mitarbeiter, hinzu kommen ein „Springer“, ein Arbeitsvorbereiter sowie drei Personen in der Stapelung und Sortierung. Bei der Besichtigung ist ersichtlich, dass die Anlagen weitgehend störungsfrei laufen. Während das Holz in der Sortierung an uns verbeiströmt, meint Hosenfeld zufrieden: „Da könnte ich den ganzen Tag zusehen.“
Diesen unermüdlichen Einsatz in einem wirtschaftlich herausfordernden Umfeld sowie die Spezialisierung auf Rotholz bewegte die Redaktion des Holzkurier, das Sägewerk Gebrüder Hosenfeld zum Sägewerk des Jahres 2017 zu küren.

Gebrüder Hosenfeld

Standort: Hosenfeld/DE
Gegründet: 1914
Geschäftsführer: Gangolf Hosenfeld
Mitarbeiter: 50
Einschnitt: 100.000 fm/J (Plan ab 1017)
Holzarten: ausschließlich Rotholz (etwa 50 % Lärche; Douglasie und Kiefer)
Produkte: sämtliche Sortimente von Blockware bis Palettenholz
Export: rund 20 % in die EU