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In vielen Varianten vorstellbar, individuell an den einzelnen Mehrgeschosser anpassbar: die Roofbox von Haas Fertigbau © Kathrin Lanz

Eins draufgesetzt

Ein Artikel von Kathrin Lanz | 29.09.2016 - 16:07
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In vielen Varianten vorstellbar, individuell an den einzelnen Mehrgeschosser anpassbar: die Roofbox von Haas Fertigbau © Kathrin Lanz

Das Holzbauunternehmen Haas Fertigbau möchte in Zukunft möglichst vielen mehrgeschossigen Bauten wortwörtlich eins draufsetzen. Mit der wohldurchdacht benannten „Roofbox“, die kürzlich am untersteirischen Unternehmensstandort Großwilfersdorf in Originalgröße präsentiert wurde, handelt es sich um eine vorgefertigte Raumzelle aus Holz. Diese lässt sich entweder auf einem Punktfundament am Boden oder eben auf mehrgeschossigen Bestandsgebäuden platzieren. Der Fertighaushersteller leistet damit einen Beitrag zur Problemlösung der urbanen Raumnot.

Verkauf an Pfeifer gehört zur Strategie

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Das Projektteam: Xaver Alexander Haas, Christoph Urschler, Michael Hainz, Karl Höfler, Robert Jöbstl, Werner Nussmüller und Josef Zügner (v. l. ) © Kathrin Lanz

Selbstverständlich stellt der Einfamilienhaussektor nach wie vor die Haupteinnahmequelle des Fertighausherstellers dar. „Nachverdichtung ist aber ein ganz wichtiges Thema. Wir brauchten für dieses Segment unbedingt ein Produkt, das wir anbieten konnten“, konstatiert Xaver Alexander Haas, der sich die Geschäftsführung der Unternehmensgruppe Haas mit Hauptsitz in Falkenberg mit seinen beiden Schwestern teilt. Als weiteren Schritt einer wohlüberlegten Unternehmensstrategie entschied sich die Haas-Gruppe im Mai, den tschechischen Sägewerksstandort Chanovice an Pfeifer abzutreten (s. Holzkurier Heft 23, S. 5). „Wir konzentrieren uns vollends auf den konstruktiven Bereich“, erläutert Österreich-Geschäftsführer Josef Zügner das Konzept und fügt hinzu: „Da liegt auch unsere Stärke, da wir ja bekanntlich als kleiner Zimmereibetrieb begonnen haben.“

Trifft Nerv der Zeit

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Angeregte Gespräche nach der Präsentation: Monika Zechner mit Xaver Alexander Haas © Kathrin Lanz

Mit der Dachbox möchte das Unternehmen für kommende Herausforderungen im urbanen Raum gewappnet sein. Im Rahmen der zweijährigen Forschung für die Roofbox haben Schätzungen ergeben, dass sich in Österreich mindestens 2500 Gebäude für eine derartige Aufstockung eignen. Damit trifft das Forschungsprojekt den Nerv der Zeit. Gefördert wurde das Projekt vom Klima- und Energiefonds der österreichischen Bundesregierung. Das Gleisdorfer Institut für Nachhaltige Technologien (AEE Intec), das Salzburger Institut für Raumordnung & Wohnen (SIR), Haas Fertigbau, TBH Ingenieur und Nussmüller Architekten haben die Roofbox gemeinsam entwickelt.

Nicht in Box zwängen lassen

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Architekt Werner Nussmüller war maßgeblich an der Entwicklung der "Roofbox" beteiligt © Kathrin Lanz

„Eigentlich ist es ganz einfach: Wir nehmen das Dach herunter und setzen ein Geschoss drauf“, veranschaulicht Architekt Werner Nussmüller scherzhaft. Dass es doch nicht ganz so einfach ist, beweist die zweijährige Forschungsarbeit für die Box, die nicht nur konstruktive und logistische Test beinhaltete, sondern auch soziologische Aspekte aufgriff. „Mit einer derartigen Aufstockung findet eine Durchmischung von verschiedenen Schichten in Altbeständen statt“, findet Nussmüller. Dennoch: „Bewohner lassen sich ungern in eine Box zwängen“, erklärt Robert Jöbstl, Projektleiter bei Haas Fertigbau. Das sei bei dem Konzept auch nicht der Fall. Durch offene Raumgestaltung, angemessene Innenraumgestaltung und große Fensterflächen sei für genügend Wohnanreiz gesorgt. Ein Balkon ist ebenfalls vorgesehen. Dennoch müsse auf jedes Bestandsobjekt individuell reagiert werden.

Aufstockung in Billrothstraße geplant

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Geschäftsführer Josef Zügner steht allen Interessierten Rede und Antwort © Kathrin Lanz

Ein solches scheint in der Salzburger Billrothstraße gefunden zu sein. Hier steckt nämlich ein Aufstockungsprojekt in den Startlöchern. Erschlossen ist das einstöckige Zusatzgeschoss mittels separaten Stiegenaufgangs an der Seite des Gebäudes. Ein Laubengang ermöglicht den Zugang zu den Wohneinheiten. Sogenannte Installationsboxen beinhalten die Haustechnik, Infrarotheizungen sorgen zusätzlich für die Beheizung der Wohnräume. Gewartet wird nun auf das Go des Wohnbauträgers. „Wir sind noch nicht am Ende unserer Forschungsarbeit“, lässt Jöbstl wissen. Ist abzuwarten, in welcher Form Haas künftig noch eines draufsetzen möchte.