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Austropapier-Vizepräsident Skilich, Studienautor Windsperger und Austropapier-Präsident Oberhumer (v. li.) nach der Studien-Präsentation © Austropapier

Veredeln vor verbrennen

Ein Artikel von Dagmar Holley | 14.09.2016 - 16:07
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Austropapier-Vizepräsident Skilich, Studienautor Windsperger und Austropapier-Präsident Oberhumer (v. li.) nach der Studien-Präsentation © Austropapier

Österreichs Holzbilanz 2014 zeigt einen Materialeinsatz von 41,2 Mio. fm, von denen nur etwas mehr als ein Drittel stofflich genutzt wurde, der Großteil hingegen energetisch, so die Daten der Österreichischen Energieagentur. Mit einem doppelt so hohen Faktor von Materialaufwand zu Erlös scheint die Forcierung der stofflichen Nutzung sinnvoll. In der Studie „Auswirkungen forcierter kaskadischer Holznutzung auf die Ressourceneffizienz und Wertschöpfung in Österreich“ des Instituts für Industrielle Ökologie, die die Interessenvertretung Austropapier am 7. September in Wien präsentierte, wurden die Nutzungsmöglichkeiten des Rohstoffes Holz analysiert. Der Ist-Situation wurden Szenarien gegenübergestellt, Wertflüsse errechnet und volkswirtschaftlich bewertet.

Erlössteigerungen durch Kaskade

Eine forcierte kaskadische Nutzung könnte die Erlöse um 6 Mrd. €/J steigern, so das Ergebnis der Studie. Dabei wird von einer vermehrten stofflichen Nutzung des Rohstoffes ausgegangen, der erst am Ende der Wertschöpfungskette energetisch verwertet werden soll. Dies soll durch eine Vertiefung der Holzverarbeitung im Inland, mehr verfügbaren Nebenprodukten, gesteigerte Altholzmengen für die Plattenproduktion und insbesondere den Energiesektor sowie verstärkter Umwandlungseinsatz in biogenen Fern- und Nahwärmeanlagen erreicht werden. „Die forcierte kaskadische Nutzung von Biomasse bringt nicht nur den größten Nutzen für Österreichs Gesamtwirtschaft, sondern auch für die einzelnen Branchen“, fasst Studienautor Andreas Windsperger das Ergebnis zusammen.

Ungeliebte Ökostromförderung

Die Papierindustrie appelliert an die Politik, den gesamtwirtschaftlichen Nutzen bei der anstehenden Novelle des Ökostromgesetzes in den Vordergrund zu stellen. „Neue Biomasse-Großkraftwerksprojekte wie jene in Klagenfurt werden die regionale Holzversorgung zukünftig weiter unter Druck setzen. Für uns als Papierindustrie bedeutet das mehr Importe und höhere Kosten. Darunter leiden letzlich die Standorte und Arbeitsplätze in ländlichen Regionen“, so Christian Skilich, Vizepräsident von Austropapier.
Max Oberhumer, seit Mai Präsident von Austropapier, setzt auf Dialog und möchte neue Nutzungsmöglichkeiten aufzeigen: „Ziel ist es, zukünftig vorrangig Holzsortimente energetisch zu verwerten, die nicht stofflich genutzt werden können, wie etwa Flurgehölze, Rinde, Wipfelstücke, und die kaskadische Nutzung zu intensivieren. Nur mehr die effizientesten Anlagen sollen Förderungen erhalten.“

Offene Fragen

Doch einige Punkte bleiben offen: Sind die Steigerungspotenziale der vorhandenen Altholz-Sammelsysteme realistisch? Sind Holzsortimente, -qualitäten und Baumarten ohne Weiteres verschiebbar? Sind die angenommenen Marktkapazitäten für zusätzliche Holzprodukte tatsächlich gegeben?