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© Martina Nöstler

Endgültiger BSP-Marktdurchbruch?

Ein Artikel von Gerd Ebner | 17.08.2016 - 07:56
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Bei Brettschichtholz sind die Kapazitäten in Mitteleuropa mittlerweile so hoch, dass Lieferzeiten von zwei, drei Wochen schon als bemerkenswert gelten müssen. Vor wenigen Jahren hätte das als selbstverständlich gegolten. Dass am vergangenen Freitag bei binderholz in Burgbernheim/DE der letzte Kubikmeter Brettschichtholz produziert wurde, damit am selben Standort eine Brettsperrholzproduktion aufgebaut werden kann, mag symptomatisch sein: Für BSP ist 2016 wohl das endgültige Jahr des Marktdurchbruchs. Versinnbildlicht wird die starke Nachfrage durch Lieferzeiten, die bei einzelnen Herstellern bis zu 15 Wochen betrug.
Bei solchen Lieferzeiten wechselten Kunden bereits ihren Stammlieferanten, einzelne Projekte wurden statt in BSP noch rasch auf BSH umgeplant.

Drei nordische BSP-Neubauten

Bei neuen BSP-Produktionen muss nochmals Burgbernheim erwähnt werden (s. Link 1). Dort soll noch heuer der Probebetrieb starten, damit man zu Beginn der 2017er-Bausaison voll lieferfähig ist. Stora Enso baut in Schweden eine neue Produktion (s. Link 2). Diese betrifft Mitteleuropa insofern, als dass Stora Enso CLT nicht mehr von Österreich nach Skandinavien transportiert, sondern hier eingesetzt werden kann. Martinsons wird heuer noch in Bygdsiljum/SE mit einer 20.000 m3/J-Produktion (einschichtig) starten (s. Link 3). Weiters dürfte der baltische Neustarter Cross Timber Systems (s. Link 4) den deutschsprachigen Markt im Visier haben.
Weitere österreichische Unternehmen haben bereits neue BSP-Produktionen in Planung.

Mehrere Ursachen

Der Bedarfsboom hat sich für die großen Produzenten schon im Herbst des Vorjahres abgezeichnet. Damals begannen zusätzlich zum kommunalen Schul- und Kindergartenbau auch die Errichtung von länger nutzbaren Flüchtlingsunterkünften sowie sehr hohe Baugenehmigungszahlen in Deutschland.
Nicht außer Acht darf man die wachsende Wohnraumnot in deutschsprachigen Großstädten vergessen: BSP kann helfen, relativ kurzfristig und unkompliziert (einfache Baustelleneinrichtung etc.) Wohnraum zu schaffen. BSP bleibt in der Stadt nicht auf die Aufstockung beschränkt.

Frankreich und Spanien unterschätzt?

Exporteure glauben auch, dass sich in Frankreich und Spanien der Absatz doch besser entwickelt hat, als man ursprünglich für 2016 annehmen durfte.
Die Addition dieser Entwicklungen führte zu einem Bedarfssprung, den das Produkt in seiner kurzen Geschichte noch nicht hatte. Und die Vergangenheit reihte schon mehrere Jahre mit 30 % Bedarfswachstum aneinander.

Kleinere Projekte summieren sich

Es gibt neben mittleren und großen Projekten deutlich mehr kleine (BSP-Menge: <100 m3). Das sind vielfach Ein- und Mehrfamilienhäuser. Die jetzigen Genehmigungszahlen in Deutschland, aber auch die Auslastungszahlen der dortigen Fertighaushersteller (bis zu zwölf Monate), lassen 2017 ein zumindest ähnlich gutes Jahr erwarten. Anders ausgedrückt: BSP hat sich endgültig etabliert. Immer mehr Architekten greifen zum nachwachsenden, CO2-neutralen Baustoff, der sich einfach einsetzen lässt.

Der Boom und die Etablierung geschehen, obwohl die Branche noch nicht alle Hausaufgaben gemacht hat: Eine echte Standardisierung fehlt. Einheitlichere Maße würden den Einsatz weiter erleichtern und den Absatz steigern.

Mehr Projekte, kaum Erlössteigerungen

Im österreichischen Ingenieurholzbau ist die Auslastung ebenfalls sehr gut. Einerseits investieren Unternehmen wieder – das ergibt größere gewerbliche Aufträge. Andererseits nehmen auch Private wieder Geld in die Hand. „Die Preise gehen aber nicht mit der Auslastung einher“, wird allerdings bereits geklagt.
Für den Objektbau stellen Lieferzeiten von bis zu 15 Wochen – wie bei Brettsperrholz – „ein großes Problem dar“. Denn so viel Zeit vergeht im Schnitt ab Auftragvergabe bis zum geplanten Liefertermin. Mittlerweile haben sich die Lieferzeiten normalisiert.