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"Es ist gelungen, 5000msup2; in nur fünf Monaten Bauzeit aufzustocken."Heiko Seen, Holzunion © Kathrin Lanz

Blick in urbane Holzhöhen

Ein Artikel von Kathrin Lanz | 29.12.2015 - 07:59
Dieser Tage werden 14 Geschosse des welthöchsten Holzhochhauses in der norwegischen Stadt Bergen bezogen, gar 24 Geschosse Holzhybridbau sollen bald das Stadtbild Wiens prägen. Voller Überzeugung und technischer Details beschreiben die beiden Tragwerksplaner Rune Abrahamsen, Sweco („Treet“ in Bergen) und Dr. Richard Woschitz, RWT plus („HoHo“, Wien) ihre Holzhochhausprojekte. Diese beiden Mammutprojekte sind aber bei weitem nicht die einzigen Beispiele für herausragende Planungsleistung und Bauvolumen.

„Verdichten“ heißt das Zauberwort

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"Der Holzbau muss sich heute nicht mehr beweisen, wir verfügen über genügend Referenzobjekte."Max Renggli, Renggli © Kathrin Lanz

Mit seinem Vortrag „Holzbau findet Akzeptanz in den Städten“ vertritt Max Renggli vom gleichnamigen Schweizer Holzbaubetrieb aus Schötz/CH seine tiefste Überzeugung: „Der Holzbau muss sich heute nicht mehr beweisen, wir verfügen über genügend Referenzobjekte. Es ist unglaublich, wie sich der Holzbau derzeit entwickelt. Aber sind wir auch für alle Herausforderungen gewappnet?“ Dass Renggli diese Frage mit „Ja“ beantwortet, erklärt sich durch seine Projektbeschreibung des Freilagers Zürich. Auf 70.500m2 entstehen 800 Mietwohnungen und 200 Studentenzimmer, die sich auf zehn Neubauten und zwei bestehende sanierte Gebäude verteilen. Davon werden drei der Neubauten in Holzsystembau realisiert. Bis auf die Erschließungskerne wurden die drei sechsgeschossigen Häuser komplett aus Holz erstellt. „Das ist in dieser Gebäudehöhe eine schweizerische Pionierleistung. Ich bin davon überzeugt, dass Betontreppenhäuser ebenfalls bald der Zukunft angehören. Wir werden jedenfalls auch die Treppenhäuser vorfabrizieren.“ Beeindruckend am Fertigstellungsprozess ist das Zeitmanagement. In nur vier Monaten wurde ein 100m langes Gebäude mit einem Montagetrupp von sechs Mann auf die Beine gestellt.

Aufstockung am Bestand

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"Es ist gelungen, 5000msup2; in nur fünf Monaten Bauzeit aufzustocken."Heiko Seen, Holzunion © Kathrin Lanz

Ein ebenfalls aufgrund der Größe und Bauzeit beeindruckendes Projekt fand in Nürnberg Verwirklichung. Beim sogenannten „TM50“ - die Bezeichnung steht für Thomas-Mann-Straße 50 - gelang es, eine Fläche von 5000m2 in nur fünf Monaten aufzustocken. Das in den 1970er-Jahren erbaute Gebäude wurde mit in mehreren Werken vorproduzierten Elemente aufgestockt. Just-in-time angeliefert, mit einem Kran platziert und sofort montiert. „Es ist gelungen, eine Fläche von der Größe eines Fußballfeldes in nur fünf Monaten Bauzeit aufzustocken“, erklärt Heiko Seen, Geschäftsführer der Holzunion, Rotenburg/DE. Die Holzunion vereint fünf mittelständische Holzbauunternehmen, die ihre Kompetenzen im Verbund anbieten. „Für jeden der fünf Gesellschafter wäre dieses Projekt im geplanten Zeitraum nicht zu schaffen gewesen. Aber durch die unterschiedlichen Kernkompetenzen wurde es zu einem erfolgreichen Start der Holzunion“, ist Seen überzeugt.

Neun Geschosse als Holzbaustrategie

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"Die Strategie von Växjö sieht vor, dass 2020 50% aller Neubauten als Holzbau errichtet werden."Marie Johansson, Linné-Universität © Kathrin Lanz

Von der Aktualität und Internationalität des heurigen IHF zeugt ebenfalls ein Vortrag von Marie Johansson, Professorin an der Linné-Universität im Süden Schwedens. Die Wissenschaftlerin berichtet von drei neunstöckigen Gebäuden mit jeweils 60 Wohnungen. Der erste Bau war vor einigen Wochen einzugsbereit. Platz findet der Komplex in einer Stadt, die als Holzuniversitätsstadt gilt – in Växjö. Solcherlei Bauten sollen hier bald zum Standard gehören. „Die Holzbaustrategie dieser Stadt sieht vor, dass 2020 bereits 50 % aller Neubauten als Holzbau errichtet werden“, konstatiert Johansson. Holzbau und städtische Wohnraumkonzepte haben heute nicht nur einige Berührungspunkte, sondern greifen vielmehr ständig ineinander. Man darf gespannt bleiben, was dieses Branchensegment in Zukunft noch hervorbringt. Zu weiteren spannenden Vorträgen lesen Sie im nächsten Holzkurier mehr.