Den Lärm im Griff

Bezahlbare, städtische Grundstücke haben oft einen Haken. Die Architekten Mona Tarazi-Ertel und Andreas Ertel sahen den Nachteil ihres Grundstücks als berufliche Herausforderung und realisierten Reutlingens erstes zertifiziertes Passivhaus an der vierspurig ausgebauten Karlstraße, die täglich von rund 18.000 Kraftfahrzeugen frequentiert wird.

Ruhe hat Familie Ertel gleich in mehrfacher Hinsicht: Mit ihrem energetisch optimierten Passivhaus macht sie sich nicht nur von stetig steigenden Energiepreisen unabhängig, Der Heizwärmebedarf beträgt 18 kWh/m²a. Die luftdichte Gebäudehülle mit den effektiven Schallschutzfenstern sorgt gleichzeitig dafür, dass die Bewohner von Schmutz und Straßenlärm weitestgehend verschont bleiben. Da die Elementdecken dahingehend optimiert sind, dass sie die Trittschallübertragung zwischen den Geschossen verhindern, gilt der Schallschutz-Komfort ebenfalls für den Innenraum. Dem kubischen Flachdachbau sieht man seinen Holzanteil von außen nicht an. Holzständerwände auf einem massiv betonierten Untergeschoss tragen die schalldämmenden Brettsperrholz-Rippenelemente des Typs Ligno Rippe Q3. Bei den hochwertig im Lignotrend-Werk vorgefertigten Bauteilen aus heimischer Weißtanne sind die Gurtplatten bereits in endgefertigter Echtholz-Qualität ausgeführt. Die Rippen darüber tragen statisch. Abstände und Hohlräume zwischen den Brettlagen ermöglichen eine hohe Funktionalität, denn hier werden flexible Installationen, eine Beschwerung, Akustikabsorber oder Brandschutzlagen angeordnet. Im Wohnhaus Ertel sorgen eine Kalksplittschüttung und ein vom Hersteller definierter und geprüfter Aufbau für optimalen Schallschutz speziell im Tieftonbereich. Mit dem Natureplus-Zertifikat garantieren die Bauteile zudem einwandfreie ökologische, baubiologische sowie funktionale Qualität und sorgen für ein gutes Wohngefühl.

In den Flur- und Nebenzonen zeigen die Decken-Untersichten der „Ligno Rippe Q3“ eine geschlossene Holzoberfläche in astreiner, lebhaft gemaserter Weißtanne. In den Aufenthaltsbereichen wurden sie mit einer raumakustisch wirksamen Profilierung aus 12 mm breiten Lamellen im 4-mm-Abstand versehen, die jedoch nicht bis ganz an die Wände heranreicht. Zwar wünschten sich die Planer diese individuell gefertigte Teilprofilierung zunächst aus gestalterischen Gründen, einen weiteren Vorteil bringt sie aber gleich mit: Sie verhindert am Wandauflager die Schallübertragung in die Nachbarräume
Mit der Rohbaumontage besitzen die im Werk vorgefertigten Akustikdecken bereits ihre fertigen Oberflächen. Weitere Ausbauarbeiten erübrigen sich. Eine transparente UV-Schutzlasur schützt die ästhetischen Echtholzoberflächen dauerhaft vor dem Nachdunkeln.