Experiment im Sägewerk

Ein Artikel von Kathrin Lanz (für Timber-Online bearbeitet) | 26.08.2015 - 15:48
Als vor einigen Jahren ein neuer Betriebsleiter in das Sägewerk van Roje, Oberhonnefeld/DE, kam, war klar, dass damit nicht nur ein Generationswechsel eingeleitet wurde. Es sollte auch Veränderungen im Führungsstil geben: mehr Partizipation, mehr Kooperation im Team und mehr Verantwortung der Mitarbeiter für unternehmerische Ziele. Um diese Veränderung zu unterstützen, entschied man sich für eine in der Holzbranche noch ungewöhnliche Maßnahme der Personalentwicklung: ein Coachingangebot.

Relevant für die sinnvolle Weiterentwicklung sind gerade die „weichen“ Faktoren: Zu prüfen ist, ob die Chemie zwischen den Angestellten stimmt, ob Mitarbeiter sich gern engagieren und eigenständig nach Lösungen suchen. Zudem: Wie kann die Mitverantwortung für unternehmerische Ziele gesteigert werden? Bei van Roje entschied man sich 2013 auf Anregung des neuen Betriebsleiters für ein Experiment: ein Angebot an mehrere Mitarbeiter der mittleren Führungsebene, individuelle Coachings in Anspruch zu nehmen.

Den Auftrag übernahm Robert Erlinghagen, selbstständiger Coach und Organisationsberater aus Betzdorf an der Sieg/DE. Dabei hatten die Teilnehmer Gelegenheit, ihre Rollen im Unternehmen durchzudenken und sich mit ihren persönlichen Stärken und Schwächen auseinanderzusetzen. „Coaching ist in der Holzbranche eine bislang kaum verbreitete Personal- und Organisationsentwicklungsmaßnahme. Das Format unterscheidet sich erheblich von klassischen Fortbildungen, in denen Wissen vermittelt wird“, weiß Erlinghagen. Denn nicht der Berater legt die Themen fest, sondern der Klient. Dieser bearbeitet seine eigenen Fragen. Die teilnehmenden Führungskräfte nutzten die Gelegenheit, sich persönlich und professionell weiterzuentwickeln: einerseits, indem sie sich auf die Übernahme zusätzlicher Verantwortung eingelassen haben, andererseits, indem sie sich ermutigt fühlten, gewohnte Denkwege zu verlassen. Die Maßnahme hat die Bereitschaft unterstützt, gerade dann, wenn es einmal stressig wird, weniger übereinander und mehr direkt miteinander zu reden.