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Johann Habring, IFN-Finanzvorstand, und Christian Klinger (re.), Unternehmenssprecher, konnten über eigene gute Zahlen berichten - die Branchendaten und Förderraten geben aber weniger Anlass zur Zufriedenheit © Gerd Ebner

Solide Zahlen, trotz Bauflaute

Ein Artikel von Gerd Ebner | 21.05.2015 - 08:27
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Johann Habring, IFN-Finanzvorstand, und Christian Klinger (re.), Unternehmenssprecher, konnten über eigene gute Zahlen berichten - die Branchendaten und Förderraten geben aber weniger Anlass zur Zufriedenheit © Gerd Ebner

Ein leicht rückläufiges EGT – von 19,4 Mio. auf 14,2 Mio. € – muss beim Internationales Fensternetzwerk (IFN) als Erfolg gelten. Der Mutterkonzern des österreichischen Marktführers bei Fenstern (Internorm) ist mit seinen Unternehmen in einer Wirtschaftssparte mit anhaltendem Gegenwind tätig: dem europäischen Baumarkt. Im Vorjahr konnte IFN dank der Integration des Fassadenfertigers GIG ein Umsatzplus von 7,2% auf nunmehr 433 Mio. € erzielen. Stolz ist man auf eine Eigenkapitalquote von 65% oder rund 150 Mio. €.

Strukturbereinigung in vollem Gange
Christian Klinger, Eigentümer und Unternehmenssprecher, skizzierte das Umfeld des Fenstermarktes: „In Österreich ist die Nummer 2 von einem Sanierer übernommen worden, in der Schweiz beendete der größte Produzent seine Fertigung und in Deutschland schluckte ein Großer einen anderen Großen.“ Schuld sei überall das seit 2007 rückläufige Bauvolumen in Europa. Dass sich daran 2015 oder 2016 etwas ändern soll, wertet Klinger als Wunschdenken der Marktanalysten.
Den deutschen Baumarkt sieht Klinger seit 2011 als sehr stabil an. „Aber der Einfamilienneubau und die Sanierung stagnieren auch dort“, wurde bemängelt. Italien könnte heuer die Talsohle am Bau durchschritten haben. In Spanien brach der Markt hingegen komplett ein – wegen 1 Million leerstehender Wohneinheiten.

Stabil im Vergleich zum Vorjahr, –21% gegenüber 2009
„Im Vorjahr war der Fenstermarkt in Europa mit –0,7% gegenüber 2013 stabil. Das waren 127 Millionen Fenstereinheiten. Dazu muss man aber wissen, dass es 2009 mit 161 Millionen Einheiten noch 21% mehr waren“, stellte Klinger fest.
Kein gutes Haar ließ das IFN-Management an der österreichischen Förderpolitik: zu wenig, zu schlecht organisiert, keine ambitionierten U-Werte, falscher Ansatz … lauteten die Vorwürfe. „Binnen drei Jahren sank die Fensternachfrage um 16% - das hat es noch nie gegeben“, beklagte Klinger. Im Ein- und Zweifamilienneubau gab es gar einen Rückgang um 17%. Die private Sanierung gab von 2011 bis 2014 um 25% nach. „Alleine im Vorjahr brach der Sanierungssektor um 10% ein“, analysierte Klinger weiter. „Die Regierung wünscht sich eine Sanierungsquote von 3% des Hausbestandes. Mittlerweile sind wir aber auf 1% gesunken. Die Anzahl der Wohnbauförderungen ist seit Jahren rückläufig – darunter leiden alle. Es werden also nachweislich keinerlei Wachstumsimpulse gesetzt.“ Bei IFN geht man davon aus, dass 60% der Fenster in die Sanierung gehen, 40% in den Neubau.

Italien fördert richtig
Als Vorbild für die Förderpolitik nannte Finanzvorstand Johann Habring Italien. „Die Förderung beträgt dort 65% des Bauvorhabens. Das ist auf zehn Jahre absetzbar und gilt bis zu einer Investitionssumme von 92.000 €.“ Auch in Frankreich und Deutschland gebe es nachahmenswerte Fördersysteme.
Bei den Fensterrahmenmaterialien hat sich laut Klinger in den Vorjahren nichts verändert. Er schätzt das reine Holzfenster auf 5 bis 7% Marktanteil, Holz-/Alu-Fenster auf 20% und Kunststoff auf 66%. Der Rest verteilt sich auf andere Materialien.
Mit 150 Mio. € Eigenkapital sehen beide IFN-Verantwortlichen Möglichkeiten zu Akquisitionen. „Jede Woche könnten wir Fensterproduktionen um 1 € übernehmen“, erzählte Klingler. Er interessierte sich aber mehr für intelligente Systemzulieferer. Geografisch wäre für ihn insbesondere Großbritannien interessant.
Mit rund 80.000 Fensterproduzenten in Europa gebe es keine wirkliche Kapazitätsanpassung. Die Branche sei noch an die Bauvolumina der 2000er-Jahre eingestellt. „Gerade bei Kunststofffenstern kann jeder mit geringstem Aufwand eine Produktion starten“, wurde berichtet. Dieses harte Marktumfeld werde aber zu einer weiteren Bereinigung in Österreich führen, wurde vorhergesagt. „Die Luft wird für viele Hersteller zunehmen dünner.“