Von Neu-, Um- und Pseudobauten

Ein Artikel von Gerd Ebner | 19.05.2015 - 15:18
Eine Messe ist immer ein Stimmungsbild der jeweiligen Branche. Wenn das auch auf die Ligna 2015 zutrifft, dann steht das Barometer auf „Aufheiternd“. Selbst in der geprüften mitteleuropäischen Sägewerksbranche wird wieder etwas investiert – aber auch demontiert, verkauft und geschlossen …

Konzentration bei Ausrüstern

Vorerst stehen die Zeichen bei den Maschinenherstellern auf Zusammenschlüssen: Jüngste Beispiele waren die Übernahme des europäischen Sägewerksausrüsters Söderhamn Eriksson durch das US-Unternehmen USNR oder zuletzt die Integration von Woodeye in die Springer-Gruppe (s. Links).

Ukraine – wo noch gebaut wird …

Es gibt auch in Europa Neubaupläne für Millionensägewerke, zumindest in der Ukraine: Noch heuer soll dort das erste Holz geschnitten werden. Das Sägewerk ergänzt in Korosten den MDF-Standort (250.000 m3/J) von Art-Progress, einem Unternehmen des ukrainischen Oligarchen Leonid Yurushev (s. Link 2).
Nur rund 280 km entfernt wird in Lutsk ein deutlich kleineres Sägewerk (120.000 fm) errichtet werden. Aber auch in Lutsk will man das Sägerestholz teilweise vor Ort verarbeiten: mit einem 25.000 t/J-Pelletswerk. Sägewerksneubau Nummer 3 ist in der Ukraine ein Projekt der Sorbes-Group in Kostopil (100 km von Korosten). Die Unternehmensgruppe betreibt dort bereits ein Spanplattenwerk.
Weiterhin in den Startlöchern steht das Ukraineprojekt der Holzindustrie Schweighofer. Das Betriebsgelände ist für die Errichtung eines neuen Sägewerkes vorbereitet.

Weiteres deutsches Sägewerk in USA?

Spricht man von Sägewerksneubauten, so ist man sofort beim Thema US-Süden. Hier errichtet/betreibt die Klausner-Gruppe zumindest zwei Sägewerke. Ob auch German Pellets unter die Sägewerksbetreiber gehen wird, ließ sich auf der Ligna noch nicht restlos klären. In Woodville, Texas, produziert man nach Unternehmensangaben 500.000 t/J Pellets. Hier könnte ein Sägewerk entstehen. Planungen für zwei 10 Mio. €-Aufträge gibt es, aber mehr noch nicht …
Mit dem Start des Klausner-Sägewerks in Florida und dem USNR-Einstieg in Europa kommt es erstmals zu einer richtigen Durchmischung der europäischen und US-Sägewerkskonzepte. Weiters ist die Maschinenfabrik Springer mit Gero Springer mit einem Büro in Vancouver/CA vertreten.
Schon hat sich Linck, etwa in Kanada, mit einer weiteren Sägewerkslinie gegen US-Konkurrenz durchgesetzt (s. Link). Überhaupt scheint sich das Unternehmen aus Oberkirch auf den unsortierten Einschnitt á la USA einzustellen.
Ob sich nun europäische Technik eher in den USA oder US-Technik in Europa durchsetzen wird, wird sich zeigen. Jedenfalls gibt es auch in Brasilien einen Sägewerksneubau mit ausschließlich europäischer Technik.

Auslaufen lassen statt Neustart?

Von einer Kapazitätserweiterung im Sägewerksbereich in Mitteleuropa war in Hannover nichts zu hören. Im Gegenteil: Mit den jüngsten Ankündigungen der Klenk Holz AG und der Klausner-Gruppe steht eine Einschnittverringerung im Raum. Zwei Standorte stehen im Fokus (s. Links):
    OberrotSaalburg-Ebersdorf (= Friesau)
Beide Sägewerke symbolisierten das Wiedererstarken der deutschen Sägeindustrie in den 1990er- und 2000er-Jahren. Damals wurde kräftig investiert und modernste Einschnitttechnik installiert. Seither tat sich in beiden Werken investitionsmäßig wenig bis nichts.
Für Oberrot steht die Option im Raum, eine eingelagerte Linck-Linie als Ersatz für die derzeit laufenden drei Linien zu nutzen. Man hat offenbar schon Anlagenteile der neuen Linie als Ersatz in alten Linien verbaut. Die derzeitigen Maßnahmen dienen laut Unternehmensangaben „einer Optimierung von Prozessen und organisatorischen Abläufen sowie der Erhöhung der Wertschöpfung“.
Angesichts der Konzentration der Klausner-Gruppe auf Nordamerika wäre es für Saalburg-Ebersdorf und den zweiten Standort Kodersdorf keine Überraschung, wenn man diese Werke schleichend auslaufen ließe. Bestätigung gibt es dafür aber noch keine.

Option 3 für Wiesenau?
In Österreich stellt sich dieser Tage die Frage nach dem Weiterbetrieb des Sägewerkes in Wiesenau. Dieses Werk wurde im I. Quartal „temporär stillgelegt“. Damit ergeben sich zwei Möglichkeiten: endgültige Schließung oder Fortbetrieb. In Hannover machte Hälfteeigentümer Dietmar Riegler auf eine dritte Möglichkeit aufmerksam: den Fortbetrieb des Sägewerkes durch einen neuen Eigentümer. Darüber soll es kurzfristig eine Entscheidung geben.

Blick ins Stamminnere - nun direkt vor dem Einschnitt
Vor dem Einschnitt ins Stamminnere zu blicken – davon träumt jeder Säger. Bereits vor vier Jahren wurde das Thema auf der Ligna aufgegriffen. Mittlerweile sind alleine in Mitteleuropa Röntgensysteme bei Egger in Brilon (Holtec in Kooperation mit Bintec und Jörg Elektronik) oder im elsässischen Sägewerk Siat (Microtec mit dem CT.Log) in Hochleistungssägewerken im Einsatz. Bei HIT Torgau kommt demnächst ein Röntgenscanner in unmittelbarer Nähe des Einschnitts: In Echtzeit wird hier erstmals die Stammwiedererkennung umgesetzt. Ende Juni soll die Microtec-Anlage voll laufen.

Wenige Weiterverarbeitungsprojekte
Im Weiterverarbeitungsbereich tut sich in Mitteleuropa bald einiges bei der Holzindustrie Ladenburger. Diese erhält etwa eine 145 t SMB-Rotationspresse (s. Link). Leistungsstark und „Losgröße 1“ sind hier die Parameter. Weitere Installationen sind dort unter anderem als Ersatz für den Brandschaden im Oktober 2014 in Bopfingen geplant.