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Strahlende Gesichter: Heimo De Monte, Sven Rudnick, Bettina Mayer-Toifl, Josef Feldbacher jun. und Johannes Handler von der RB Burgenland (v. li.) zeigen die ersten Pellets aus dem Burgenland © Martina Nöstler

Der regionale Nahversorger

Ein Artikel von Martina Nöstler | 28.04.2015 - 08:11
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Strahlende Gesichter: Heimo De Monte, Sven Rudnick, Bettina Mayer-Toifl, Josef Feldbacher jun. und Johannes Handler von der RB Burgenland (v. li.) zeigen die ersten Pellets aus dem Burgenland © Martina Nöstler

„Das Anfang 2013 gekaufte Biomasse-Heizkraftwerk war in einem sehr guten Zustand. Es war ein Sanierungsprojekt der Bank“, erklären Heimo De Monte und Josef Feldbacher jun. beim Holzkurier-Besuch im burgenländischen Markt St. Martin. Die beiden sind jeweils 50 %-Eigentümer des Kraftwerkes sowie auch des neu gegründeten Unternehmens FM Pellets. „Zu der Investition in ein Pelletswerk entschlossen wir uns, um die Abwärme aus dem Biomasse-Heizkraftwerk noch effizienter zu nutzen als bisher.“ Damit hat das Burgenland seit Mitte des Monats April, in dem die ersten Presslinge in den Silo rollten, sein erstes Pelletswerk.

Ökologisch und nachhaltig

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Aufgabe und Vermischung von Hackgut und Sägespänen sowie Zerkleinerung © Martina Nöstler

„Aus der Region, für die Region“ – so lautet das Motto von FM Pellets. Die Rohstoffe (Hackgut und Sägespäne in Fichte und Kiefer) bezieht man von Sägewerken aus dem südlichen Niederösterreich beziehungsweise der Steiermark. Die ENplus-A1 zertifizierten Pellets sollen überwiegend im Radius von 100 bis 150 km abgesetzt werden. „Zudem arbeiten wir mit dem Wiener Institut OFI an einer in Europa erstmalig durchgeführten Regionalzertifizierung. Das angestrebte Gütesiegel soll die Regionalität der eingesetzten Rohstoffe sowie des Pelletsvertriebes dokumentieren“, erklärt De Monte. Das Werk ist auf eine Leistung von 20.000 bis 25.000 t/J ausgelegt. Diese Menge sei an die Abwärmemenge aus der KWK angepasst. Vorerst produziert FM Pellets lose Ware. Die KWK (Heizung von Kohlbach, Wolfsberg, ORC-Turbine von Turboden, Brescia/IT) hat eine Leistung von 1100 kWel und 6,2 MWth. Eine Absackanlage ist bereits angedacht und könnte noch heuer realisiert werden.

Für den Vertrieb ist MMM Energie verantwortlich. Das Unternehmen Manfred Mayer Mineralöl aus Neudörfl verfügt seit über 40 Jahren über Kenntnisse am heimischen Wärmemarkt. Mit Niederlassungen in Neudörfl, Oberwart und Wien werden über 25.000 Kunden im Burgenland, in Wien, Niederösterreich und der Steiermark bedient. „Wir beschäftigen uns seit zwei Jahren mit dem Thema Pellets“, erzählt Bettina Mayer-Toifl. „Als Wegbereiter für energieeffizientes und ressourcenschonendes Heizen will MMM Energie nun auch bei der regionalen Versorgung mit Pellets eine führende Position einnehmen.“ Unter dem Markennamen „Heimatwärme Premiumpellets“ sieht man in enger Zusammenarbeit mit FM Pellets bei MMM Energie nun die Möglichkeit zum Einstieg in alternative und regenerative Energien. „Die Fokussierung auf heimische Produktion und regionales Liefergebiet gewährleistet in Verbindung mit vorausschauender Planung und Lager die gewünschte Versorgungssicherheit“, führt Mayer-Toifl aus, die für den Pelletsvertrieb gemeinsam mit Gerhard Gruber verantwortlich zeichnet.

Alles aus einer Hand

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Sven Rudnick erklärt die Anlagensteuerung © Martina Nöstler

Die Ausrüstung für die Pelletsproduktion stammt von Rudnick & Enners, Alpenrod/DE. Der deutsche Anbieter war als Generallieferant für die Anlagen zuständig. „Das System der Kompaktpelletierung hat uns überzeugt“, erläutern De Monte und Feldbacher. FM Pellets musste nur die Fundamentplatten betonieren. „Die baulichen Maßnahmen hielten sich in Grenzen.“ Zudem gefiel den beiden Geschäftsführern, dass Rudnick & Enners alles aus einer Hand liefert und es keine Schnittstelle zwischen den Lieferanten gab. Der Bandtrockner stammt von Swiss Combi (W. Kunz dryTec), Dintikon/CH, die Pelletspresse von CPM, Zaandam/NL. Für die Leistungs- und Qualitätsgarantie ist Rudnick & Enners verantwortlich.
Baustart in Markt St. Martin war Ende November 2014. Rudnick & Enners begann Mitte Januar mit der Montage der Kompaktpelletierung. Am 15. April purzelten die ersten Presslinge in den Silo.

Containerbauweise für raschen Start

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Der Bandtrockner von Swiss Combi sorgt für den richtigen Trockengehalt © Martina Nöstler

Rudnick & Enners fertigt die Pelletsproduktion in Containerbauweise im Werk in Alpenrod vor. „Die Container, meist 20 Fuß lang, werden komplett ausgerüstet und angeschlossen, sodass sie auf der Baustelle nur mehr miteinander verbunden werden müssen“, berichtet Prokurist Sven Rudnick beim Betriebsrundgang in Markt St. Martin. Er war für das Projekt und die Inbetriebnahme im Burgenland verantwortlich. Beim Blick auf das Areal springt ein Vorteil sofort ins Auge: Es gibt keine Baugruben. Die Fundamentplatten wurden ebenerdig betoniert, die Container aufeinandergestapelt. Damit ist eine rasche Bauweise garantiert. Darüber hinaus schafft das modulare System die Möglichkeit für spätere Erweiterungen.
Die Sägespäne und das Hackgut werden in den vorhandenen Trockenhallen zwischengelagert, bevor sie in die Aufgabestation gelangen. Schubböden sorgen für die richtige Mischung.

Neuartige Hammermühle

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Bei der Pelletspresse entschied sich FM Pellets für eine Anlage von CPM aus den Niederlanden © Martina Nöstler

Eine Siebmaschine sortiert den Rohstoff in drei Fraktionen: Der Feinanteil wird an der Hammermühle vorbeigeführt und kommt direkt in den Trockner. Die Mittelfraktion gelangt in eine neuartige Hammermühle, die Grobfraktion wird zum Schutz der nachfolgenden Maschinentechnik abgeschieden. „Diese werden in einem Schritt zu pelletierfähigen Korngrößen gemahlen. Bisher war ein zweistufiges Verfahren notwendig“, informiert Rudnick. Diese Hammermühle installierte Rudnick & Enners erstmals in einer Containeranlage.
Die feinen Späne werden im Bandtrockner von Swiss Combi auf eine Feuchtigkeit von 8 bis 10 % gebracht. Der Bandtrockner hat eine aktive Trocknungsfläche von 88 m² und verfügt über eine automatische Bandwaschanlage sowie -steuerung. Die Späneaustragung erfolgt über ein Becherwerk in zwei Container, die als Zwischenlager dienen. Ingesamt gibt es als Pufferspeicher vier Containern mit insgesamt etwa 130 m³ Inhalt. Eine Mischerschnecke vermengt die Späne mit einer definierten Menge an Stärke und Wasser. Es folgt ein Gurtbecherwerk, welches das Gemisch in den Reifebunker (zwei Container) fördert. Eine CPM-Presse des Typs 7930-4 sorgt dann mit der richtigen Menge an Wärme und Druck für die perfekten Pellets. Die Leistung der Presse liegt je nach Antriebsleistung zwischen 3,5 und 4,5 t/h. Ein weiteres Becherwerk bringt die Pellets über 28 m in die Höhe. Dort fallen sie in den Silo, in dem rund 800 t fertiges Heizmaterial für die Region gelagert werden können. Dann braucht nur der neue Pellets-Lkw von MMM Energie in die Verladestation zu fahren. Damit die Endverbraucher saubere Pellets bekommen, wird das Material vor der Verladung entstaubt und mittels Magnet werden eventuelle Metallteile ausgeschleust.
Rudnick & Enners führte neben Lieferung und Installation die komplette Steuerungstechnik durch und konnte so eine schlüsselfertige Anlage im Burgenland errichten.
De Monte und Feldbacher sowie Vertriebspartner MMM Energie sind zuversichtlich, mit den burgenländischen Pellets den richtigen Schritt getan zu haben. „Kurze Transportwege reduzieren CO2-Emissionen, sparen Kosten und schonen die Umwelt. Und die Endverbraucher wollen wissen, woher ihre Wärme stammt.“

FM Pellets

Gründung: 2014
Standort: Markt St. Martin
Geschäftsführer: Heimo De Monte, Josef Feldbacher jun.
Investitionssumme: knapp 3 Mio. €
Mitarbeiter: 6 bis 8
Pelletsproduktion: bis 25.000 t/J
Vertrieb: ausschließlich regional, Kooperation mit MMM Energie