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Unternehmensberater Klaus Radenbach (li.) mit Norsk Trevare-Geschäftsführer Ivar Horsberg Hansen © Dinah Urban

Die Last der Krone

Ein Artikel von Dinah Urban | 08.04.2015 - 08:06
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Unternehmensberater Klaus Radenbach (li.) mit Norsk Trevare-Geschäftsführer Ivar Horsberg Hansen © Dinah Urban

Heftiger Schneefall des bereits ausklingenden Winters legte den Verkehr in und um Oslo am 26. März lahm. Zwei Stunden verspätet empfing Ivar Horsberg Hansen den Holzkurier in Begleitung von Unternehmensberater Klaus Radenbach in der Verbandszentrale von Norsk Trevare. „Die Infrastruktur Oslos ist sehr empfindlich, da die Einwohneranzahl innerhalb der vergangenen 13 Jahre um ein knappes Drittel gestiegen ist und sich die Stadt nicht flächenmäßig ausbreiten kann“, erklärt Radenbach. Neubauten gebe es viele, aber nicht genug, wie Hansen ihm zustimmt. Im vergangenen Jahr sank deren Anzahl in ganz Norwegen um 10 %.

Die 320 Mitglieder des Verbandes, der fast alle Türen-, Fenster- und Treppenhersteller sowie Innenausbauunternehmen vereint, machen das meiste Geschäft mit Renovierungsmaßnahmen. „Nur etwa ein Drittel der norwegischen Fensterproduktion wird für Neubauten geordert“, führt Hansen als Beispiel an. „Erfreulicherweise sind diese zu 80 % aus Holz. Es zeichnet sich allerdings ein Trend zu Holz-Alu-Fenstern ab.“

Im Treppenbau habe die Eiche im vergangenen Jahr Anteile gewonnen. „Wenn Bauherren sich für eine Holztreppe entscheiden, dann soll es immer öfter eine exklusivere Variante sein als die traditionelle Kiefertreppe. Diese Holzart findet sich dann meist nur noch weiß lackiert in Wangen wieder.

10 % mehr Import innerhalb eines Jahres

Die norwegischen Hersteller bekommen mehr und mehr Konkurrenz aus dem Ausland. 2014 stieg der Import im Jahresvergleich um 10 %. Dabei machen ihnen Mitbewerber aus dem eigenen Land das Leben schwer, indem sie Fenster, Türen, Treppen sowie Küchen- und Badmöbel im Ausland produzieren lassen, einführen und zu günstigeren Preisen verkaufen. Norwegische Produzenten können da nicht mithalten. Grund dafür sei etwa der steigende Wechselkurs der Norwegischen Krone von 7,2 auf zuletzt 8,6 €/NOK. Der Wert von Fenstern, die nach Norwegen eingeführt wurden, stieg 2014 beispielsweise um 19 % auf 464 Mio. NOK (53 Mio. €). Diese stammten überwiegend aus Polen, Schweden und Dänemark, deren Export nach Norwegen um bis zu 80 % (Schweden) angestiegen ist, wie aus einer Übersicht des Verbandes hervorgeht.

Währenddessen haben die heimischen Hersteller mit Überkapazitäten und hohen Lohnkosten zu kämpfen. „Es wird in nächster Zeit immer wichtiger werden, die Automatisierung von Produktionsprozessen in den Betrieben voranzutreiben“, weiß Hansen. „Anders können die norwegischen Hersteller wahrscheinlich nicht bestehen. Zumindest wurden die Marktpreise, etwa für Fenster, 2014 wieder etwas angehoben.“

Türenmarktentwicklung macht Hoffnung

Eine recht positive Entwicklung zeichnete sich im vergangenen Jahr bei den Türen ab. Trotz eines Produktionsvolumen-Rückgangs bei Innentüren um 1 % wuchs deren Umsatz um 3 %. Außentüren verzeichneten ein um 5 % höheres Volumen bei immerhin 1 % mehr Umsatz.

u = 0,8 W/m²K in Planung

Auf Norwegens Fensterlieferanten kommen weitere Herausforderungen zu: „Eine in Planung befindliche, strengere Energieverordnung sieht für 2017 einen für Neubauten geltenden u-Wert von 0,8 W/m²K vor. Bisher liegt dieser bei 1,2“, informiert Hansen. „Das ist einer unserer Aufgabenschwerpunkte: Wir informieren unsere Mitglieder über gesetzliche Neuerungen und vertreten unsere Branche in diversen Gesetzesausschüssen mit einer Stimme.“ Eine weitere wichtige Dienstleistung sei die Marktforschung, informiert der Geschäftsführer der seit 75 Jahren bestehenden Vereinigung.

Kontakte knüpfen mit Hilfe aus Oslo

Holzwaren- und Holzwerkstoff-Hersteller, die in Skandinavien verkaufen wollen, haben einen Ansprechpartner in Oslo. Als Dienstleister für die Holzindustrie und den Holzhandel vermittelt das Beratungsunternehmen Hardwoods seit 2002 Kontakte. Inhaber Klaus Radenbach berät seine Kunden bezüglich Marktuntersuchungen, Produktentwicklung und Lieferantenauswahl. Zahlreiche Kontakte in den Absatzmärkten Norwegens, Schwedens und Dänemarks konnte er in mehrjähriger Verbandsarbeit erlangen.

Der erfahrene Holzwirt unterstützt seine Kunden außerdem dabei, ihre Geschäftstätigkeiten konform mit der europäischen Holzhandelsverordnung zu gestalten.