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Sägekonzerne machen wieder Profit

Ein Artikel von Hannes Plackner | 08.04.2015 - 08:32
2014 war für die Sägewerkskonzerne in Nordamerika und Skandinavien kein schlechtes Jahr. Das zeigt die Analyse berichtspflichtiger Unternehmen. Im Umsatzwachstums- und Profitabilitätsdiagramm ergibt sich ein bekanntes Muster: Die höchsten Margen (10 bis 15%) in Europa fahren jene Konzerne ein, welche die Ergebnisse der Sägewerke mit Zellstoffproduktionen vermengen. Europäische Betriebe, welche Säge- und Massivholzwerke gesondert ausweisen, bewegen sich dagegen zwischen 3 und 5% Rentabilität. Das ist ein deutlicher Hinweis, dass sich am alten Kontinent mit Zellstoff wesentlich mehr Geld verdienen lässt als mit Nadelschnittholz.
Anders sieht die Lage in Nordamerika aus. Dort erzielen selbst reine Schnittholzdivisionen Margen bis zu 13%. Das liegt in erster Linie am guten Schnittholzpreis. Der ist von 2011 bis 2013 um 40% gestiegen (2-by-4-Bauholz) und hat das Niveau seitdem gehalten. Gleichzeitig verteuerte sich Rundholz in Nordamerika nur moderat.
Doch es gibt auch einen Lichtblick für Europa. Es wird wieder Geld verdient. Die Verlustzone haben mittlerweile alle betrachteten Unternehmen verlassen.
Bilanzanalyse Holzindustrie 2012-2014
Unternehmen (Division)NationUmsatz (Mio. €)Umsatz (Mio. €)Umsatz (Mio. €)Profit* [Mio. €]Profit* [Mio. €]Profit* [Mio. €]Profitmarge (2014)Schnittholzproduktion (1.000 m³)
201220132014201220132014
Weyerhaeuser (Wood Products)US2.9093.7903.762110,54103048,1 %6.643
UPM (Biorefining)FI1.9701.9881.93724830622312 %k. A.
West Fraser (Lumber)CA1.3661.7051.93166,3231,325913 %8.469
Stora Enso (Building and Living)FI1.6841.8671.7792975895 %4.493
SCA (Forest Products)SE1.9611.6661.76914619826915 %2.070
Canfor (Lumber)CA1.2611.6151.65455,721017010 %6.906
InterforCA7891.0261.344–2,948,833,52,5 %3.555
Metsä (Wood Products)FI90490089716,3–1,834,13,8 %k. A.
Moelven (Wood und Timber)NO610621688–5,21,422,53,3 %k. A.
Resolute Forest Products (Wood)US46452856724,138,164,111 %2.536
Södra (Timber)SE332364463–50,3–23,312,32,7 %1.939
SetraSE437436450–8,611,521,64,8 %k. A.

Zurück zu organischem Wachstum

Gegenüber 2013 hat sich das Umsatzwachstum verlangsamt. Damals legten alle großen nordamerikanischen Schnittholzproduzenten um über 25% zu. Weyerhaeusers Umsatz ging im Vorjahr sogar leicht zurück. Canfor und Resolute Forest Products wuchsen lediglich einstellig, West Fraser noch um 13%. Aus dem Rahmen der nordamerikanischen Riege fällt Interfor. Die Kanadier haben in den USA massiv zugekauft, unter anderem die ehemaligen Ilim Timber-Sägewerke in Georgia. Das bringt 31% Umsatzplus.
Wachstumskaiser in Europa ist Södra Timber. Hier macht sich der zunehmende Vollbetrieb der Linck-Linie in Värö/SE bemerkbar. Nach zwei (deutlichen) Verlustjahren sind die Schweden nun auch wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt.
Die Situation ist bei den einzelnen Betrieben also höchst unterschiedlich. Einige davon werden im Folgenden etwas genauer analysiert.

Umsatzkönig mit Wachstumshemmung

Unangefochtener Umsatzkönig in dieser Aufzählung ist Weyerhaeuser. Der US-Konzern erzielt aber nur knapp die Hälfte seiner Einnahmen mit Bauholz, den Rest mit Holzwerkstoffen und I-Trägern aus Holz. Die Schnittholzproduktion ist im Vorjahr um 1,6% auf 6,64 Mio. m3 gestiegen. Das reicht nur für Rang 3. Der Umsatz der Wood Products-Sparte sank um 0,7% auf 3,76 Mrd. €. Dabei wäre die Nachfrage sogar gewachsen, denn die Zahl der US-Wohnbaubeginne legte um 7,8% auf genau eine Million zu.

Weltgrößter Säger ist hochprofitabel

Mehr Nadelschnittholz als West Fraser produziert keiner. Um 2,7% auf 8,47 Mio. m3 stieg dessen Ausstoß im Vorjahr. Zum Vergleich: Das ist ziemlich genau jene Menge, welche 2013 in allen Sägewerken Österreichs erzeugt wurde (Quelle: ISC-Konferenz, s. Holzkurier Heft 44/14, S. 7).
West Frasers Umsatz legte 2014 ebenfalls zu: um 13,3% auf 1,93 Mrd. €. Mit einer Profitmarge von 13% ist der Konzern mit Sitz in Vancouver die profitabelste Schnittholzdivision in dieser Auflistung. In seinen 27 Sägewerken wurden im Vorjahr 269 Mio. € Gewinn erzielt. Die Kanadier haben in größerem Ausmaß Sägewerke in den USA zugekauft. Gleichzeitig werden Werke in Britisch-Kolumbien geschlossen. Dort wird das Rundholz aufgrund der Käferkalamität immer knapper. Fast ein Drittel seines Umsatzes macht West Fraser mit Southern Yellow Pine (Sumpfkiefer), die für den Südosten der Vereinigten Staaten typisch ist.

Weniger in Kanada, mehr in den USA

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Ebenfalls von Nordwest nach Südost ändert sich der geografische Fokus Canfors. Ein Sägewerk im kanadischen Quesnel wurde geschlossen, ein weiteres in Daaquam veräußert. Die immer geringer werdenden Käferholzmengen machen sich in Britisch-Kolumbien mittlerweile schon in höheren Rundholzpreisen bemerkbar. Die Southern Yellow Pine der USA hat sich im Vorjahr dagegen nur marginal verteuert. Im Oktober kündigte der weltweit zweitgrößte Schnittholzproduzent daher die Akquisition eines Sägewerks in Mississippi an. Die 38,6 Mio. € Kaufpreis kann sich Canfor locker leisten. Im Vorjahr blieb allein in der Schnittholzsparte „Lumber“ ein Operating Income von 170 Mio. €.

31 % mehr Umsatz im vergangenen Jahr

Der in Vancouver ansässige Holzkonzern Interfor deklariert sich stolz als „fastest growing lumber company in the world“. Diese Zuschreibung kommt nicht unverdient. 2013 nahm der Umsatz um 30% zu, im Jahr darauf um weitere 31%. Nahm Interfor 2012 erst 625 Mio. € ein, waren es im Vorjahr schon 1,07 Mrd. €.
Das schafft man nur mit Zukäufen. Im abgelaufenen Jahr wurden weitere Großakquisitionen bekannt gegeben: Ilim Timbers zwei US-Sägewerke in Georgia gehören nun genauso zu Interfor wie vier Werke von Simpson Lumber (zwei in Washington sowie je eines in Georgia und South Carolina). Beim Wachstum mag Interfor uneinholbar vorne sein. Die Profitmarge ist jedoch von schon unterdurchschnittlichen 5% (2013) auf 2,5% gesunken.

Umbauarbeiten beim größten Europäer

Zurück nach Europa: Stora Ensos Umsatz mit seiner Massivholzsparte „Building and Living“ sank 2014 um 4,7% auf 1,78 Mrd. €. Das Ergebnis stieg aber um 19% auf 89 Mio. €. Die EBIT-Marge legte gegenüber 2013 von 4% auf 5% zu. Stora Ensos Sägewerke sind damit unter den profitableren in Europa. Innerhalb der Gruppe erzielt die Massivholzsparte aber unterdurchschnittliche Profite. Konzernweit schaffte man 7,9% EBIT-Marge. Gewinnbringer sind vor allem die Zellstoffaktivitäten.
Zum Umsatzrückgang hat die Schließung des Sägewerks Sollenau im März 2014 beitragen. Dessen Anlagen werden nun im polnischen Murow weiterbetrieben. Mit 4,49 Mio. m3 war der börsennotierte Konzern Europas Nr. 1, was die Schnittholzproduktion anging.
Rationalisierungen in der Sparte plant der Konzern als Nächstes im Heimatland. Im ostfinnischen Varkaus werden 43 Mio. € in ein Bauelementewerk investiert. Dort will Stora Enso Holzbaukompetenzen bündeln. Im Gegenzug werden die Schließung des Komponentenwerks in Pälkäne und der Abbau von 50 Mitarbeitern geprüft.

Mehr Umsatz und wieder profitabel

Deutlich verbessert präsentierte sich die Bilanz von Södra Timber im Vorjahr. Der Umsatz der Südschweden wuchs um 27%. Das liegt primär an der um 20% auf 1,94 Mio. m3 gestiegenen Schnittholzproduktion. Die zunehmende Vollinbetriebnahme der Linck-Linie im Standort Väro macht sich bemerkbar. Erst seit September 2014 läuft das 2011 gestartete Sägewerk im Dreischichtbetrieb. Nun werden dort jährlich 600.000 m3 Nadelschnittholz erzeugt. Neben der verbesserten Auslastung zogen höhere Verkaufspreise die Ergebnisse wieder in die Gewinnzone. 12,3 Mio. € reichen aber noch lange nicht, um die Verluste der Vergangenheit auszugleichen. In den beiden Jahren davor verlor Södra in seiner Schnittholzsparte „Timber“ 73,6 Mio. €.

Verpackungskonzern investiert in Großsägewerk

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Leider keine genauen Rückschlüsse auf die Schnittholzprofite erlaubt die Bilanz von SCA. Der Division „Forest Products“ werden auch Rohpapier- und Zellstoff zugerechnet. Nur 31% des Umsatzes werden mit Massivholzprodukten erwirtschaftet. Dabei wäre gerade der schwedische Forst-, Holz- und Zellstoffkonzern interessant. Seit mehreren Jahren konzentriert sich dieser auf wenige Sägewerke – die werden aber mit Hightech ausgerüstet. Das bewiesen schon mehrere Holzkurier-Reportagen aus Bollstabruk oder Tunadal. Der Spartenumsatz stieg im Vorjahr jedenfalls um 6% auf 1,77 Mrd. €. 549 Mio. € stammten aus Massivholzprodukten. Die Schnittholzproduktion erreichte im Vorjahr 2,07 Mio. m3. Mit 15% erzielte SCA Forest Products die höchste Profitmarge aller untersuchten Unternehmen. Die Gewinne werden auch in den Massivholzbereich reinvestiert. SCA öffnete im vergangenen Jahr etwa ein Hobelwerk in Hull/UK. Nun wird Tunadal/SE um 54 Mio. € mit einer neuen Linck-Linie ausgebaut. Inbetriebnahme ist im Herbst 2016 geplant.