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Knickschlepper als Trägerfahrzeug einer Traktionswinde für Harvester und Forwarder am Campus Weihenstephan © Mario Matzer

„Preisdumping beenden“

Ein Artikel von Mario Matzer | 31.03.2015 - 17:00
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Knickschlepper als Trägerfahrzeug einer Traktionswinde für Harvester und Forwarder am Campus Weihenstephan © Mario Matzer

Dass gewisse Themen unter den Nägeln der Forstunternehmer brennen, bestätigte der mit knapp 400 Leuten gefüllte Vortragssaal in Freising. „Der intelligente Wald – Potenziale von Mensch und Technik nutzen“ lautete das Motto am 19. März.
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Georg Schirmbeck, DFWR © Mario Matzer

Über die Akzeptanz der Forstwirtschaft in einer urbanisierten Gesellschaft referierte Georg Schirmbeck, Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrats (DFWR). Er mahnte, keine Negativschlagzeilen in der Branche zu verbreiten. Diese seien Wasser auf den Mühlen der „Gegner“. Bei der Douglasie wurde wissenschaftlich bewiesen, dass sie nicht – wie in Naturschutzkreisen ideologisch propagiert – invasiv wäre. Die NGO-Einschätzung über den Waldzustand stimme nicht mit der Realität überein. Katastrophenjournalismus befeuere die Situation. Fakten, die das Gegenteil beweisen, wie die Waldinventur, werden ignoriert. Schirmbeck plädierte für mehr Forstpersonal, um die naturentfremdete Gesellschaft aufzuklären. „Technikeinsatz im Wald wird kritisiert und nicht bestaunt. In der Bevölkerung nimmt das Verständnis für den Wald als Wirtschaftsfaktor ab“. Kein Zertifizierungssystem könne gute Forstleute ersetzen. Er rief daher zum Zusammenhalt und zur gemeinsamen Öffentlichkeitsarbeit des Clusters Forst & Holz auf.

Transportstrecke um 11 % gesenkt

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Martin Müller, Bayerische Staatsforsten © Mario Matzer

Einen Statusbericht über zehn Jahre Frei-Werks-Lieferung gab Martin Müller von den Bayerischen Staatsforsten. Rund 70 % der Holzmenge (3,3 Mio. fm/J) werden direkt an den Verbraucher geliefert. Dadurch erreichte der Staatsforst eine Prozessvereinfachung und schnellere Durchlaufzeiten. Das Holz werde frischer und in besserer Güte bereitgestellt. Waldlager und Holzströme bleiben überschau- und steuerbar. 46 Kundenstandorte werden täglich mit 500 Lkw-Ladungen beliefert. Dafür kooperieren die BaySF mit 200 Speditionen. Die Gesamttransportstrecke eines Sortiments wurde so um 11 % gesenkt, berichtete Müller. Als Herausforderungen für die Frächter nannte er Gewichtlimits, Lenkzeiten und Auftragsvolatilität. Der Trend gehe zur Reduktion des Leergewichts und Sattelaufliegern für die Straße. Deren Beladung geschieht auf zugänglichen Verladeplätzen, welche mit Allrad-Lkw beschickt werden. Fuhrdaten werden künftig per E-Lieferschein übertragen.

Veraltete Harvester

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Dr. Herbert Borchert, LWF © Mario Matzer

Die Ergebnisse einer Befragung über die der Strukturen von Forstunternehmern in Bayern lieferte Dr. Herbert Borchert von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft. 486 Forstunternehmer beschäftigten 5000 Personen, davon 1575 in Vollzeit. Auf einen Unternehmer entfallen knapp 1000 ha Wald. Die Stimmung unter den Forstunternehmern ist aber düster. Der überwiegende Teil beklagt zu viele gesetzliche Hürden. Gewinn wird immer seltener erwirtschaftet. Die Investitionsbereitschaft ist gering. Der Maschinenpark ist entsprechend überaltert: 8,9 Jahre haben bayerischen Harvester im Durchschnitt auf dem Buckel.

Billigere Maschinen gefordert

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Ralf Dreeke, Wahlers Forsttechnik © Mario Matzer

Ralf Dreeke von Wahlers Forsttechnik, Uffenheim/DE, referierte über Kennzahlen für die Unternehmensleistung. Ein Sechsradharvester kostete 2000 rund 350.000 € netto, erinnerte er. 2014 bezahlte man für ein vergleichbares Modell bereits 410.000 €. Bordelektronik, Abgasreinigung und Breitreifen treiben den Preis. Weder eine Senkung der Ausgaben noch eine Leiststungssteigerung oder Preiserhöhung seien gegenwärtig in Deutschland realistisch. Den Grund für Rückeschäden ortete Dreeke im Preisdumping. „Es gibt immer einen, der es billiger macht“, resümierte er und appellierte an die Hersteller, billigere Maschinen mit weniger Elektronik anzubieten. Arbeitsqualität werde im Privatwald eher geschätzt wird als im Staatswald. Dort werde laufend „Gehirnmasse“ (Förster) aus dem Wald abgezogen, hörte man aus dem Publikum.

Effektivität bei Laubholzernte erhöhen

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Prof. Eric Labelle, TU München © Mario Matzer

Der Lehrstuhl für forstliche Verfahrenstechnik der Technischen Universität München untersuchte die Harvesterproduktivität in Laubholzbeständen. Dabei ergebe sich zwischen verschiedenen Stammformen (geradschaftig, Zwiesel, Krümmungen, …) eine bis zu 20 %iger Produktivitätsunterschied, schilderte Univ.-Prof. Eric Labelle. Per Laserscanner wurde ermittelt, welchen Einfluss die Wurzelansatzgeometrie auf die Stumpfhöhe hat und welches Volumen im Wald verbleibt. Labelle plädierte für eine bessere Balance zwischen effizienter Forstwirtschaft und Naturschutz. Weiters sollen Harvester nicht nur „als Motorsäge“ verwendet, sondern deren Bordcomputer für Optimierungen genutzt werden.

Ausbildung und Optimierung

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Dr. Michael Sachse, Forestris AG © Mario Matzer

Die Ausbildung junger Mitarbeiter für Forstdienstleister in Deutschland, gehe an den Praxisanforderungen vorbei, meinte Dr. Michael Sachse vom Forstdienstleister Forestris, Tirpersdorf/DE. Er forderte den Beruf des Forstmaschinentechnikers. Über die staatlich finanzierte Forstmaschinenführerausbildung mit von Simulatoren und Praxistraining in Finnland gab Juha Korhonen von Pentin Paja. Friedbert Ritter, Landesforsten Rheinland-Pfalz zeigte, wie die Feinerschließung in Erstdurchforstungsbeständen mit Richtlasertechnologie auf dem Harvester geradlinig angelegt wird.