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Sorge um Holzwerbung in Italien

Ein Artikel von Dr. Rainer Eder | 09.03.2015 - 08:25
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Es wäre toll, wenn die Holzwerbung in Italien in vollem Umfang weiterlaufen könnte © DI Gerd Ebner

Sorgen um eine erfolgreiche Weiterführung der Holzwerbung von Promolegno nach den vielen Werbe-Erfolgen in Italien im vergangenen Jahrzehnt machen sich Österreichs Italienexporteure. So der Grundtenor beim Treffen am 6. März im Tiroler Achenkirch. Offenbar zeigen die Finanzbehörden beim südlichen Nachbarn wenig Verständnis für die steuerliche Gestaltung der Finanzgebarung. Nun wird befürchtet, dass in wirtschaftlich schwierigen Zeiten auch an der Absicherung künftiger Finanzierungen aus Österreich gerüttelt werden könnte. Bei stagnierender Wirtschaft ist das besonders kontraproduktiv.

Expo half, was nun?

„Die Orders zur Expo in Mailand gaben sensationelle Anstöße dazu, dort ab Anfang Mai alles zu zeigen, was in Holz möglich ist“, so ein erfahrener Italienexporteur. „Aber der sprühende Optimismus von Staatschef Renzi wird nicht auf die Schnelle mehr Geld etwa für Schulbauten mit viel Holz flüssig machen.“ Es sei auf keinen Fall eine rasche Besserung in Sicht. Der Bau steht völlig. Wohnungen, noch vor Beginn der Wirtschaftskrise errichtet, haben die Banken zuhauf im Portfolio. Sie sind unverkäuflich. Viele arbeitslos gewordene Menschen können das mühsam erworbene Vermögen nicht zu Geld machen. Selbst die Banken finden keine Käufer mehr. Damit liegt auch die Hauptware für den Bau darnieder. Mengenabsatz-Planungen seien überhaupt nicht mehr möglich, obwohl die Lieferanten gerne solche hätten. Es laufe ein reduziertes Tagesgeschäft Richtung Süden. Aber gerade da müsse man ständig prüfen, ob der Abnehmer noch versichert sei oder man schon bei Lieferung ins Risiko gehen müsse.

Verpackung läuft

Die Verpackung laufe bei bescheidenen Preisen mengenmäßig zufriedenstellend. Den italienischen Maschinenbauern hilft der schwache Euro, wodurch sie vor allem in Dollarräume mit großen Chancen erfolgreicher exportieren können. Allerdings schaffen etwa transportferne Lieferanten aus Deutschland oder Tschechien nicht, mit den geforderten niedrigen Preisen mitzuhalten. Sie haben im Inland bei guter Wirtschaftsentwicklung bessere Verkaufschancen als im Süden. Nur die Österreicher fahren offenbar immer wieder ihre heutigen Überkapazitäten im Verhältnis zu den gesunkenen Absatzchancen bei schwacher Wirtschaft stärker aus, was zu Mengenschwemmen und Preisdruck führt. Wer will denn da wirklich die Preise und Spannen erhöhen, wird kritisch gefragt. Etwa auch bei BSH/KVH: Da werde frei Wien zu gleichen Preisen geliefert wie frei Süditalien. Transportkosten des Öfteren völlig außer acht lassend. Irrtümlicher Weise denkend, dass dort ein ferner Entlastungsmarkt läge, der etwa Zeilen wie diese nicht wahrnähme.

Platte ist Thema, Pellets traurig

Bei der Platte gebe es noch eine ausgewogene Balance zwischen Angebot und Nachfrage, heißt es. Die Lieferzeiten hätten sich nun von im Vorjahr noch sechs auf heute unter drei Wochen verringert. Aber schon sollen neue Produktions-Kapazitäten in den Markt geworfen werden. Damit sei eine wieder unangenehme Angebots-/Nachfragesituation spätestens 2016, jedenfalls 2017 zu erwarten. Bei den Pellets haben vor allem die Österreicher als Erste in einen boomenden Markt hineingeliefert. Erstklassige Qualität, sicher leimfrei, hoher Heizwert. Heute sind Mitbewerber am Markt, die es sich bei der Produktion und den Qualitäten etwas leichter machen. Der Endkonsument, der sich ein Säckchen im Supermarkt kauft, sieht nur den Preis, nicht die Qualität des Inhalts. Damit gingen, auch mit dem zweiten milden Winter in Folge, die Absätze vor allem aus Österreich zurück. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 10% auf 22% tat ein Übriges. „Ein trauriges Kapitel“, resümiert ein Italienexporteur. Die goldenen Zeiten seien vorbei. Auch auf Wärmedämmung werde in Italien immer mehr Wert gelegt.

Entlastungsmärkte bedienen andere

Die Märkte, auf denen vielfach bedeutende Holz-Mehrgeschoßer entstehen, wie etwa Großbritannien, werden von österreichischen Unternehmern überwiegend aus in Deutschland geführten Betrieben bedient. So ist dort der Bedarf von Nadelschnittholz in den vergangenen zwei Jahren um 25% gestiegen. Eine einfache Bauordnung, gleich im ganzen großen Land, das leichtfüßige Holz auf geschütteten Böden vor allem in London und die schnelle Bauweise vor allem in der Nacht ohne umfangreiche Straßensperren machen den Holzbau-Boom dort möglich. In der Levante tun sich Lieferanten, die den schwachen Rubel, noch dazu auf Dollarmärkten im Hinterhalt haben, viel leichter, als die Mitteleuropäer. Interessanter Weise liefern die Russen genügend Holz weiter nach Europa. Abrufe Richtung China scheinen nach wie vor die Ausnahme. Zugleich werden heimische Fußbodenerzeuger sehr gut aus Russland mit Rohmaterial versorgt, aber umgekehrt stagniert der Absatz fertiger Ware völlig.

Engpass Rundholz

Der größte Wermutstropfen für die Säge- und Holzindustrie scheint nach wie vor die Rundholzversorgung zu sein. „Ist die Mobilisierung der vielen Waldbesitzer gescheitert?“, fragen sich offenbar viele, die den Erfolg der vielen Aktivitäten, etwa von FHP, kritisch beäugen. Die schwachen Kapitalmärkte, auf denen Bargeld nicht mehr verzinst werden kann, tun das Ihre. Holzgeld wird kaum mehr zum Spargeld, sondern nur direkt in eigenen Bauten umgesetzt – oder eben zum Lebensgeld für den täglichen Bedarf. Offenbar helfe selbst der teure, dreistellige Rundholzpreis nicht mehr als genügender Anreiz. Der Harvester erweise sich fast als Fluch: Da wären Lieferzeiten vom Stehendlager im Wald binnen zweier Wochen ohne Sommerverblauung in die Werke möglich. Allein die milden Winter lassen viele Forstverantwortliche nach Schlägerungsmengen von über der Hälfte des gesamten Jahres binnen weniger Monate greifen. Ab Mai werde es wieder zu Engpässen kommen. Zudem hätten sich viele Forstbetriebe in ihrer Kostenstruktur auf 70 statt 100 €/fm einstellen müssen.

Großer Wert, kleiner Preis

Philosophisch näherte sich Priv.-Doz. Dr. Ulrich Metschl, Universität Innsbruck, dem Thema Holz-Handel: „Alles hat seinen Preis, aber es hat nicht immer den entsprechenden Wert.“ Holz habe einen hohen Stellenwert, gebe ein gutes Lebensgefühl, aber der Preis? Kritisch beleuchtete Rüdiger Lex, proHolz-Werber in Tirol, die Lage: „Es fehlt nicht immer an der Gesetzgebung, es fehlt oft auch am Mut der Investoren.“ Positives Beispiel: Vielgeschoßer in Wien-Aspern. Holzwerbung müsse nach wie vor regional in den Ländern bei den Landes-Wohnbauräten ansetzen können, um erfolgreich zu sein. Zudem: „Hightech-Wandkonstruktionen beeindrucken zwar, verunsichern aber auch, weil für Laien schwer verständlich.“ Eine neue Einfachheit wie bei Ziegel und Beton sei gefragt.