Prognose sagt: +1,1%

Ein Artikel von Dinah Urban (für Timber-Online bearbeitet) | 10.12.2014 - 09:19
Noch zu Jahresbeginn waren Italiens Bauunternehmen optimistisch, doch mit dem zweiten Halbjahr begann auch die Enttäuschung. Mit einem Minus von 2,9% gegenüber 2013 wird die Bauwirtschaft heuer abschließen, lautet die Prognose im 22. Bericht des Forschungszentrums Cresme, Rom, der am 20. November in Mailand im Rahmen der 78. Euroconstruct-Konferenz präsentiert wurde. Nicht einmal durch steuerliche Anreize konnte die Zahl der Renovierungen von Privatwohnungen gehalten werden.
Rückgänge gibt es beim Neubau von Privatwohnungen (–14,5%) und bei Nichtwohngebäuden. Bei Letzteren hat der Privatsektor mit –11,9% einen größeren Rückgang verzeichnet als der öffentliche (–4,9%). Im öffentlichen Bau werden Sanierungen von Nichtwohngebäuden um 3,3% zurückgehen. Was Neubauten anbelangt, so sind die Investitionen der öffentlichen Hand um 6% gefallen. Die negative Bilanz für 2014 sei auf den Rückgang bei den Neubauten (–10,6 %) und das nur mäßige Wachstum des Sanierungsmarktes (1,7%) zurückzuführen.

1,1 % Wachstum erwartet

Nun gibt es aber zarte Anzeichen dafür, dass der Boden gefunden ist. Nach acht Jahren ständigen Rückgangs wird dem italienischen Baumarkt für 2015 ein Wachstum um 1,1% prognostiziert. Die Situation soll sich nicht nur in Europa bessern, sondern auch direkt in Italien. Die Zahl der Neubauten werde zwar weiterhin sinken (–3,4%), jedoch sollen Sanierungen mit 3,5% Wachstum der Motor für eine steigende Nachfrage sein. Der Anteil dieses Sektors (70%) am Gesamtmarktwert (170 Mrd. €) gleiche die negative Entwicklung aus und trage zum Minimalaufschwung bei.

Strukturelle Veränderungen

Der Sanierungsmarkt wird von 2015 bis 2017 die Baukonjunktur und darüber hinaus die allgemeine Marktstruktur bestimmen. Laut Experten hat der Sanierungssektor – im Gegensatz zu den Neubauten – seine eigenen Anforderungen: Kompetenzen sollten Anlagentechnik, Automation und Kontrolle sowie Verwaltung der Energieversorgung beinhalten. Es seien eigene finanzielle Instrumente erforderlich sowie eine weiterentwickelte Planung und Verwaltung.
Der Wert des Sanierungssektors allein liege bei 118 Mrd. €, wovon gut 82 Mrd. € für die außergewöhnliche Instandhaltung von Immobilien aufgewendet werden und nur 36 Mrd. € für sonstige Instandhaltungen. Von 2000 bis 2010 waren der Sanierung 56 % des Beschäftigungswachstums zu verdanken. Zwischen 2011 und 2014 hat die Krise hier jedoch zu 80% der Arbeitslosigkeit beigetragen.

Mehr öffentliche Bauten

Ein positives Signal bemerkt Cresme beim öffentlichen Bau: Infrastrukturen brauchen mehr Platz. Bei Ausschreibungen und Auftragsvergaben wird ein Wachstum von 2% erwartet. Eine Lockerung des Stabilitätspaktes unterstütze diesen Prozess, genauso wie Zahlungen für bereits fertiggestellte Bauten an Gläubiger bankrotter Bauunternehmen. Die Zahl der Aufträge für öffentliche Bauten steigt erstmals nach acht Jahren. Von 2005 bis 2013 wurde die Talfahrt nur durch ein minimales Wachstum um 0,5% im Jahr 2007 unterbrochen.

Technologischer Fortschritt

In den kommenden drei Jahren wird der italienische Baumarkt vor allem durch Renovierungen, Restaurierungen und Anpassungen gekennzeichnet sein. Erwartet wird eine neue Generation von Fachleuten, die imstande sind, viele Technologien anzuwenden – von digitalen Technologien bis hin zu erneuerbaren Energien.