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Heinola in Heinola: Geschäftsführer Kari Kiiskinen und Vertriebsleiter Juha Ropilo (v. li.) leiten das finnische Unternehmen, das wie dessen Heimatort heißt © DI Johannes Plackner

Alles aus finnischer Hand

Ein Artikel von DI Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 27.06.2012 - 13:32
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Heinola in Heinola: Geschäftsführer Kari Kiiskinen und Vertriebsleiter Juha Ropilo (v. li.) leiten das finnische Unternehmen, das wie dessen Heimatort heißt © DI Johannes Plackner

Wo sollen wir anfangen?“ Diese Frage stellt Kari Kiiskinen, Geschäftsführer von Heinola, beim Holzkurier-Besuch völlig zurecht. In Europa gibt es wohl keinen Maschinenbauer, der ein größeres Sortiment für Sägewerke anbietet. Das in dem gleichnamigen finnischen Städtchen beheimatete Unternehmen streckt sein Portfolio von der Sägelinie bis zur Trockenkammer. Zusätzlich bietet man Industriehacker für mobile Aufbauten an. Bei diesem umfangreichen Sortiment hat das Unternehmen nur 90 Mitarbeiter.
Die Leistungsfähigkeit von Heinola-Anlagen steht aber außer Zweifel. Das beweisen zwei aktuelle Installationen bei Norra Skog in Kåge/SE (Sägelinie) oder bei Versowood in Vierumäki/FI (Trockenkammern). Bei der Werkstattführung in Heinola waren zudem ein Trimmer für ER-Saha, Viitasaari/FI, und ein Besäumer für Metsä Wood, Kyrö/FI, zu sehen.

Sägelinie in Kåge für 20.000 Bloche pro Tag

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Die Aggregate in Kåge sind eingehaust, was Arbeitssicherheit und Ergonomie beträchtlich verbessert © Heinola

Als Erstes stellt Kiiskinen dann doch die Ende 2010 installierte Sägelinie in Kåge vor. Dort schneidet die nordschwedische Forstbesitzervereinigung Norra Skogsägarna zweischichtig 400.000 fm/J Fichte und Kiefer ein. Eine der größten Herausforderungen war, dass zwischen der bestehenden Entrindung und Vorsortierung nur 50 m Platz für die Sägelinie vorhanden waren. Darauf mussten die Heinola-Ingenieure eine Profilierlinie mit Kurvenschnitt und optimierten Seitenbrettern unterbringen. „Das Wichtigste für Norra war die Ausbeute“, erklärt Heinola-Verkaufsleiter Juha Ropilo. Nach dem Entrinder werden die 10,5 bis 55 cm starken Stämme von einem Sawco-Scanner dreidimensional erfasst und mit einem Rotor eingedreht. Das mittlere Blochvolumen beträgt lediglich 160 l. Typischerweise sind die Bloche 4,1 m lang. Die Einschnittoptimierung sowie die Ansteuerung der Aggregate wurden von Heinola selbst programmiert. Mit drei Profilieraggregaten, zwei Zerspanern (der zweite arbeitet bogenfolgend) und zwei Doppelwellenkreissägen lassen sich acht Seitenbretter frei optimierbar anfertigen. Der minimale Kurvenradius beträgt, abhängig vom Durchmesser, 100 bis 200 m. Die Einschnittgeschwindigkeit reicht bis 150 m/min.

Anlage spielt in der ersten Liga

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Automatisiert mit zwei Ausgängen: Die Nachsortierung stapelt selbst für die ebenfalls automatischen Trockenkammern oder führt zu einer bereits bestehenden zweiten Stapelung © Heinola

Besonders stolz ist Kiiskinen auf die reibungslose Inbetriebnahme. In Kalenderwoche 41/2010 wurde mit 2800 Stämmen pro Schicht losgelegt. Zwei Monate später war man mit 6800 bei der Zielvorgabe angekommen. „Beim kleinem Median haben die Nordschweden aber schon 10.000 Stämme pro Schicht eingeschnitten“, freut sich Ropilo. „Wir haben eine Vielzahl an Performance-Tests durchgeführt“, beschreibt Jens Flodin, Qualitätsmanager in Kåge. „Überprüft wurde unter anderem die Schnittgenauigkeit. Die Ergebnisse zeigen uns, dass Heinola in derselben Liga spielt wie andere führende Ausstatter. Die Menge der qualitativ für die Zellstoffproduktion geeigneten Hackschnitzel ist höher als mit unserer alten Linie.“ (Anm.: Skandinavische Sägewerke machen rund 20 % ihres Umsatzes mit Hackschnitzeln für die Zellstoff- und Papierindustrie.)

Bereit für täglich 2000 m³ Schnittholz

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Brandneuer Trimmer für ER-Saha: Erstmals wird eine neue Vereinzelung verwendet, bei der die Dicke jedes Brettes gemessen wird © DI Johannes Plackner

Das nächste Beispiel ist wesentlich größer, – jedenfalls, was die Ausmaße angeht. Im finnischen Kuhmo wurde beim gleichnamigen Sägewerk in den vergangenen zwei Jahren die Vorsortierung erneuert. Inklusive Paketierung misst die Heinola-Installation 160 m. In der neuen Anlage wird die Schnittware aus zwei bestehenden Sägelinien (eine für Schwachholz, die andere für normale Stämme) auftragsbezogen sortiert. Während die Seitenware nun über die bestehende Sortieranlage strömt, wird die wertvollere Hauptware der Heinola-Sortierung überantwortet. Dort untersucht ein Finscan-Scanner die Bretter im Querlauf. Eine Besonderheit in Kuhmo sind die trapezförmigen Bretter. Da die Spaneraggregate der Waldkante folgen, werden die Stämme konisch zugeschnitten. Das bringt einen perfekten Faserverlauf, was die Kunden hochwertigen skandinavischen Schnittholzes zu schätzen wissen.
Nach dem Trimmer kommen die Bretter in eine von zehn Etagen, wo sie für die Paketierung gesammelt werden. Die oberen Etagen werden in Richtung einer existierenden Paketierung entleert. Untere Lagen strömen zur neuen Stapelung mit automatischer Stapellattenlegung. Ebenso selbsttätig gehen die Pakete anschließend zum Tunneltrockner. Alternativ kann das Schnittholz gleich nach der Vorsortierung für den Verkauf als Frischholz kundengerecht paketiert werden. Insgesamt werden in Kuhmo jährlich 350.000 m³ Schnittholz erzeugt. 200.000 m3 davon laufen über die neue Heinola-Vorsortierung mit einer Taktung von 160 Stück pro Minute. Kurz nach der Inbetriebnahme schaffte Kuhmo einen neuen Produktionsrekord mit 2000 m³ Schnittholz an einem Tag: Flaschenhals adé!
Dass die finnischen Maschinenbauer als Ausstatter gewählt wurden, überrascht nicht. Seit 1980 hat Heinola bereits eine Sägelinie, Besäumer sowie Vor- und Nachsortierungen geliefert. Der jüngste Auftrag beweist, dass man auch mit langfristiger Zuverlässigkeit zufrieden ist.
Ein Sägekonzern, den man auch in Österreich gut kennt, ist UPM Kymmene. Das finnische Unternehmen bekam Ende 2011 ebenfalls eine neue Heinola-Vorsortierung für sein Sägewerk in Alholma. Hier lautete die Aufgabe, zwei ältere Vorsortierungen mit einer neuen zu ersetzen. Die Sortierqualität wurde mit einer Automatik von Lisker, Vääksy/FI, verbessert. Eine Besonderheit war, dass UPM in Alholma Abwurfboxen von einem aufgelassenen Sägewerk einbauen ließ. Der Einbau direkt vom Schwertransporter dauerte lediglich drei Tage. Schon kurz nach Inbetriebnahme wurden die Vorgaben von UPM erreicht: über 70.000 Bretter oder 1100 m³ Schnittholz pro Tag. Diese Menge wird von nur einem Mitarbeiter bewältigt.
Als Abschluss der Vorsortierungsprojekte gibt Kiiskinen einen Ausblick: Ende November wird Heinola zwei Anlagen mit je einer Paketierung ins russische Lesosibirsk liefern. Installiert werden sie im Unternehmen LDK-1. Rund 500.000 m³/J Haupt- und Seitenware werden künftig über die hellblauen Anlagen laufen.

Einstieg in Trockenkammern-Business

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Die ersten beiden Heinola-Trockenkammern stehen bei Versowood in Otava/SE © Heinola

Relativ neu für Heinola ist der Trockenkammer-Zweig. 2010 begannen die Ingenieure und Programmierer damit, eine eigenständige finnische Lösung zu entwickeln. „Wir bekamen Signale vom Markt, dass nach der Übernahme von WSAB durch Valutec Alternativen am Markt gewünscht waren“, erklärt Kiiskinen. Gleichzeitig war mit Heikki Partanen ein „absoluter Experte der Trocknungstechnologie“ verfügbar. Seit 35 Jahren beschäftigt er sich mit der Trocknung von Schnittholz. Bei Heinola nutzte er die Möglichkeit, seine Erfahrung in neue Entwicklungs- und Produktionsprozesse umzusetzen. Erster Profiteur dieser Entwicklung ist Versowood. Das Säge- und Weiterverarbeitungsunternehmen kaufte die Heinola-Trockenkammern mit Seriennummer „1“ und „2“. Ende 2011 gingen sie am Standort Otava, 200 km nordöstlich von Helsinki in Betrieb. Jede Kammer fasst 150 m³ und können beidseitig be-, beziehungsweise entladen werden. Versowood-Miteigentümer und Geschäftsführer Pekka Kopra erklärt, warum er sich für Heinola-Trockenkammern entschieden hat: „Wir haben eine lange und sehr gute Beziehung zu Heinola. Zudem unterbreiteten sie ein interessantes Angebot.“ Das Kammerdesign ist typisch skandinavisch: Ein 2 mm starkes Rostfrei-Stahlblech garantiert lange Haltbarkeit. Flexible Mineraldämmung sorgt bei Temperaturunterschieden zwischen Kammer und Außenluft von 100° C und mehr für einen niedrigen Energieverbrauch. „Am wichtigsten ist aber die Steuerung. Die haben wir komplett neu programmiert“, betont Partanen. Gerade bei Kiefer, die in Otava für Fenster- oder Möbelproduktion erzeugt wird, müssen die Vorgaben akribisch eingehalten werden. Zielfeuchte-Abweichungen sind ebenso verpönt wie Trocknungsrisse.

Jetzt wird gehackt, aber auf Finnisch!

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In der Heinola-Werkstatt werden die Hacker für die Auslieferung fertiggestellt © DI Johannes Plackner

Ein klassischer Knowhow-Transfer gelang Heinola bei seinen Hackern. Ursprünglich wurden diese für die Säge-, Furnier- oder Sperrholzindustrie entwickelt. Aus Abschnitten, Spreißel oder Schälfurnierbloch-Kernen wurden hochwertige Hackschnitzel für die Papier- und Zellstoffwerke erzeugt. Im zweiten Schritt versorgte Heinola Letztgenannte gleich selbst mit leistungsfähigen Trommelhackern.Nun setzt Heinola erfolgreich auf die am stärksten wachsende Nutzungsklasse bei Hackern – jene der Biomasseerzeugung. Diese liefert man an entweder über einen Partnerbetrieb (Tana Recycling Systems) komplett als Lkw-Hacker aus oder verkauft die Hackeinheiten einzeln an Maschinenbauer. Größere Hackschnitzel-Lohnunternehmen bauen ihre Geräte auch selbst zusammen. So konnte Ropilo einen bedeutenden Auftrag in der Schweiz an Land ziehen. Auch in Frankreich und Deutschland wird bereits mit Heinola-Hackern gearbeitet.Die Vorteile der finnischen Geräte spezifiziert der Vertriebsleiter folgendermaßen:robuste Konstruktion dank hochwertigen finnischen MaschinenbausAnlagen für hohe Kapazität mit bis zu 400 srm/h„Unsere Kunden können mit einem Hacker typischerweise drei Lkw voll auslasten“, verspricht Ropilo. Dabei denkt er an die in Finnland erlaubten 60-Tonner.

Heinola Sawmill Machinery – Facts

Gegründet: 1890
Geschäftsführer: Kari Kiiskinen
Mitarbeiter: 90
Produkte: Sägelinien, Besäumer, Vorsortierungen, Paketierer, Trockenkammern (Kanaltrockner, Kammertrockner, Mehrzwecktrockner), Nachsortierungen, Automatisierung, Wartung, Mobilhacker
Exportquote: 30 bis 40 %
Referenzbetriebe:Ziegler Holzindustrie/DE, Norra Skogsägarna/SE, Versowood/FI, Orvis/JP
Vertrieb in AT/DE/CH: Scantec, Feldkirchen/DE