2011 war Rekordjahr

Ein Artikel von DI Gerd Ebner aus Wien | 20.06.2012 - 13:37
Die österreichische Holzindustrie erzielte mit 7,642 Mrd. € im Vorjahr den höchsten Produktionswert aller Zeiten. Die Steigerung zu 2010 betrug stolze 8,3 %, berichtete Dr. Erich Wiesner, Fachgruppenobmann Holzindustrie Österreich, stolz auf der Pressekonferenz heute in Wien. Seine Prophezeiung aus dem Vorjahr trat damit ein (s. Link 1).
Mit einem Exportwert von 5,28 Mrd. € (+5,6 %) kletterte die Exportquote auf 68 %. Da die Importe aber um 10 % zulegten, gab die Handelsbilanz mit 3,9 % leicht nach. Mit 1,56 Mrd. € ist die Holzbranche aber einer der wirtschaftlichen Aktivposten Österreichs. Die Pressekonferenz bot Gelegenheit, insbesondere branchenfremden Journalisten die Bedeutung der Holzindustrie zu vermitteln – steter Tropfen höhlt den Stein. Für die Journalistenblöcke: 10 % des österreichischen BIP stammen vom Holz.

Verlieren derzeit auf Weltmärkten
Die Veranstaltung wurde auch von Christoph Kulterer, Vorsitzender Sägeindustrie Österreich, zu einer intensiven Problemvermittlung Richtung Tagespresse genutzt. Sein Hauptthema: Unsere Produkte verlieren am Weltmarkt Anteile, weil der Rohstoff zu teuer und heuer nicht ausreichend verfügbar ist. „Rundholz kostet uns um 10 % zu viel, um am Weltmarkt bestehen zu können“, präzisierte Kulterer.
Bemerkenswert offen sprachen sowohl Kulterer als auch Wiesner die Hauptgründe für hohe Rundholzpreise und die unzureichende Verfügbarkeit an: eine zu hohe Einschnittskapazität. „Es wird eine schmerzhafte Konsolidierung geben“, sieht Kulterer voraus.

Weiterveredelung als Königsweg?
„Je weiter die Produktentwicklung aber ist, desto besser ist auch das Marktumfeld“, relativierte Wiesner. „Es steht zwar heuer am Hauptmarkt Italien ein zweiprozentiges Absatzminus bevor. Aber Brettsperrholz wird mehr, während Schnittholz verliert.“ Wiesner würde es daher freuen, wenn die Exportrate der heimischen Sägewerke sinken würde. „Denn das würde bedeuten, dass noch mehr im Inland veredelt wurde“, fügte er rasch hinzu, bevor Missverständnisse aufkommen konnten.
Im Vorjahr produzierte die heimische Sägeindustrie unverändert 9,658 Mio. m3. Für heuer wird aber bereits ein Rückgang auf 9,1 Mio. m3 vorhergesagt. Das wären fast 6 % oder 560.000 m3 weniger.

30% Holz auf Schiene – das soll so bleiben
Der Ort der Pressekonferenz – das Besucherzentrum des neuen Hauptbahnhofs in Wien – war „ein klares Bekenntnis zur Bahn“ (Kulterer). In den Vorjahren wurden die Tarife der Rail Cargo Austria (RCA) sukzessive angehoben. „Je nach Entfernung um 10 bis 35 %“, so Kulterer. Speziell im Nahverkehr war die Teuerung sehr hoch, speziell im Einzelwagenverkehr sieht Kulterer aber die RCA in der Bredouille: „Sie bekommt nicht genug, um ihre Kosten zu decken. Umgekehrt können wir nicht mehr zahlen, weil der Lkw für diese Distanzen zu günstig ist.“ Eine Lösung sieht man nun in gemeinsamen Gesprächen von RCA und Interessenvertretung mit der Politik. „Will die Politik, dass Holz weiterhin Bahn fährt, dann muss die Diskrepanz zwischen günstigen Lkw-Tarifen und teuren Einzelwagenverkehren in die gemeinwirtschaftlichen Leistungen rein“, lautet das Ziel. „Die Holzindustrie will weiterhin 30 % ihrer Verkehre auf der Schiene haben.“

Ein detaillierterer Artikel von der Pressekonferenz folgt.