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Die Kontizink-Anlage schafft bis zu 50 Verbindungen pro Minute © DI (FH) Martina Nöstler

Für CLT in Form bringen

Ein Artikel von DI (FH) Martina Nöstler | 19.06.2012 - 11:07
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Hier beginnt der Ledinek-Part: Eintaktung in die Keilzinkenanlage Kontizink für horizontale Zinken © DI (FH) Martina Nöstler

Es ist wohl einer der größten Neubauten in der Holzindustrie 2011/12 in Österreich: das CLT-Werk von Stora Enso Building and Living in Ybbs. Auf einer Fläche von 11.500 m² verrichten seit einigen Monaten die Maschinen ihren Dienst. Baubeginn war Mitte 2011, im Februar konnte das erste Holz verarbeitet werden. Seit Mai produziert man sogar im Zweischichtbetrieb. Stora Enso Building and Living hat bereits Erfahrung mit der Herstellung von CLT: Seit 2008 betreibt die Holzindustrie ein Werk am Standort Bad St. Leonhard. Da dem noch relativ jungen Holzprodukt eine sehr gute Zukunft bescheinigt wird, entschloss man sich, eine zweite Produktion zu starten. Das geplante Produktionsvolumen gibt man bei Stora Enso in Ybbs mit 60.000 m³/J an.

Zuschlag für südliche Nachbarn

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Die Kontizink-Anlage schafft bis zu 50 Verbindungen pro Minute © DI (FH) Martina Nöstler

Bei der Lieferung von Keilzinkenanlage, Presse und Hobelmaschine samt dazugehöriger Mechanisierung konnte sich in Ybbs der slowenische Maschinenbauer Ledinek, Maribor/Sl, durchsetzen. Nach vier Monaten Produktion im Vollbetrieb zieht Ing. Franz Kraus, technischer Leiter der zentraleuropäischen Werke bei Stora Enso, ein positives Resümee. „Ledinek hat uns das beste Konzept geboten und das Preis-Leistungs-Verhältnis war für uns interessant. Außerdem waren wir sehr zufrieden mit Ledinek bezüglich Offenheit für kreative Ansätze“, begründet Kraus die Entscheidung für das slowenische Unternehmen.
In Ybbs wird überwiegend Fichte verarbeitet. Kiefer kann in den Mittellagen eingesetzt werden. „Auf Kundenwunsch können wir aber prinzipiell alle Nadelholzarten verwenden“, erklärt Kraus. Derzeit kommt die Rohware zum Großteil aus dem Sägewerk in Ybbs. Werden die Mengen im CLT-Werk gesteigert, greift man auch auf die zwei anderen niederösterreichischen Sägewerksstandorte Brand und Sollenau zurück.

100 % Leistung seit Februar

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Durchlaufpresse mit 120?kN Presskraft und zweimal drei Räderpaaren © DI (FH) Martina Nöstler

Der Part von Ledinek beginnt nach der Vorsortierung der Rohlamellen durch die Anlagen von Kallfass, Baiersbronn-Klosterreichenbach/DE (s. Link unten), und erstreckt sich bis nach der Hobelmaschine. „Wir haben mit der Konstruktion der Anlagen im Juni 2011 begonnen, Liefer- und Montagebeginn in Ybbs war im Oktober 2011“, erzählt Bernhard Fandl. Er hat seitens Ledinek das Projekt bei Stora Enso Building and Living federführend betreut. Seit Februar liefern die Ledinek-Maschinen 100 % der Leistung.

Überwiegend Eigenversorgung

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Die fliegende Ablängsäge kappt die keilgezinkten Lamellen auf das gewünschte Endmaß © DI (FH) Martina Nöstler

Die Rohware ist eingangsseitig 1,8 bis 4,1 m lang – überwiegend aber 3 m. Die zu bearbeitenden Querschnitte reichen von 80 bis 200 mm Breite bis zu 19 bis 50 mm Stärke. Das Holz kommt meist aus dem eigenen Hobelwerk in Ybbs und ist bereits entsprechend den Anforderungen im CLT-Werk vorsortiert.
Nach der Paketaufgabe und einer Vorkontrolle durch einen Mitarbeiter sowie einer Holzfeuchte-, Dichte- und Längenmessung passieren die Lamellen vereinzelt die Kontizink von Ledinek: Hierbei wird das Holz – in Blickrichtung des Produktionsflusses – zuerst links, dann rechts bearbeitet. Vor den Fräswerkzeugen mit 350 mm Durchmesser und 15 mm Zinkenlänge sind jeweils ein Zerspaner und ein Randzinkenfräser im Einsatz. Die Beleimung erfolgt direkt im Anschluss an den Fräsvorgang mit einer Kammbeleimung von Oest, Freudenstadt/DE.
Die keilgezinkten Hölzer werden längs in die Presse eingetaktet. „Die Durchlaufpresse schafft mit zweimal drei Räderpaaren eine Presskraft von 120 kN“, erklärt Fandl. Die Keilzinkenanlage ist auf eine Leistung von bis zu 50 Verbindungen pro Minute beziehungsweise eine Geschwindigkeit von 150 m/min in der Durchlaufpresse ausgelegt.
Hinter der Durchlaufpresse installierte Ledinek eine fliegende Ablängsäge, welche die keilgezinkten Lamellen auf das gewünschte Maß kappt. Im nachfolgenden Aushärtelager wird das Holz nicht im Film, sondern für die Dauer der Aushärtezeit einzeln transportiert, um ein Verkleben der Lamellen zu verhindern. In U-Form gelangt die Ware zu der Hobelmaschine, die sich in einer Lärmschutzeinhausung quasi unter dem Aushärtlager befindet (s. Bild oben).

Saubere Oberfläche

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Für eine saubere Oberfläche sorgt die Superplan-Lamellenhobelmaschine © DI (FH) Martina Nöstler

„Die Superplan-Lamellenhobelmaschine ist mit vier Spindeln und allen bei Ledinek standardisierten Vorzügen ausgerüstet“, informiert Fandl. Dazu gehören beispielsweise die direkt angetriebenen Hobelwellen und deren axiale Verschiebung um 150 mm hinter das Führungslineal oder die axiale Verstellmöglichkeit aller Spindeln. „Letztere bringt vor allem Vorteile hinsichtlich Standzeit der Messer“, weiß Fandl. Die Vertikaleinheiten sind schwimmend ausgeführt.
Ausgangsseitig wurden die Hobelmaschine und die nachfolgenden Transporteinheiten an die Anforderungen der Schmalseitenbeleimung angepasst.
Die meisten Anlagen wurden in Ybbs auf eine CLT-Unterkonstruktion in einer Arbeitshöhe von 3,8 m montiert. Sämtliche Daten für die Produktion und Maschineneinstellungen werden von einem übergeordneten Leitsystem von ESA zur Verfügung gestellt. Der Produktionsablauf erfolgt im Wesentlichen automatisch. „Im Bereich der Ledinek-Anlagen – von der Keilzinkung bis zum Lamellenhobel – ist lediglich ein Mitarbeiter zur Überwachung im Einsatz“, verdeutlicht Fandl im Holzkurier-Gespräch. Je nach Ein- beziehungsweise Ausgangslänge sind mit dieser Anlage laut Ledinek bis zu 50.000 lfm pro Schicht möglich.

Stora Enso Building and Living, Ybbs

Geschäftsführer: Mag. Herbert Jöbstl
Mitarbeiter: 400
Einschnitt: 1 Mio. fm/J
Weiterverarbeitung: Trocknung, Hobelware, Brettschichtholz, CLT (Cross Laminated Timber)
Start CLT-Produktion: Februar 2012
Produktionsfläche: 11.500 m²
Kapazität: 60.000 m³/J