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Levante-Exporte 1. Halbjahr, 2012-2015 aus Sicht der wichtigsten Exportländer © Holzkurier/Plackner

Zweigeteilter Levantemarkt

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 20.10.2015 - 06:29
Europas Flächenländer des Nordens führen die meisten Holzexportstatistiken an. Das gilt insbesondere in der Levante. Schweden, Finnland und Russland sind die „Großen 3“ der Holzlieferungen nach MENA (Middle East and Northern Africa), wie die Levante auf Englisch genannt wird. Gemeinsam zeichneten sie im 1. Halbjahr für 62 % der verschifften Nadelschnittholzmenge verantwortlich. Und die ist beachtlich: 8,11 Mio. m³ wurden allein in den ersten sechs Monaten zwischen Casablanca und Muscat in Empfang genommen.

Dreiteilung bei Lieferantenstruktur

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Levante-Exporte 1. Halbjahr, 2012-2015 aus Sicht der wichtigsten Exportländer © Holzkurier/Plackner

Während wir in der Vorwoche die Millionenmengen aus Sicht der Importländer betrachteten, zählt heute der Blick auf die Exporteure. Deren größter ist Schweden (1,8 Mio. m³ von Jan–Jun, +4,6 % gegenüber Vorjahreszeitraum). Drei Viertel dieser Menge gehen nach Nordafrika. Mit Abstand größter Kunde ist Ägypten, wo im 1. Halbjahr 761.000 m³ Nadelschnittholz landeten. Diese Abhängigkeit verlangt von den Lieferanten aber Flexibilität. Die Mengen variierten binnen zwei Jahren zwischen 431.000 (2013) und 859.000 m³ (2014, immer 1. Halbjahr). Noch mehr Holz liefert nur Russland nach Ägypten. Mit 1,02 Mio. m³ überschritt diese Geschäftsbeziehung als einzige in der Exportmatrix die Millionengrenze. Russland ist angesichts seiner Größe untypisch fokussiert. Ägypten nimmt 63 % seiner Levanteexporte ab. Danach kommt der Iran mit 23 % (383.000 m³). Der Rest sind Kleinmengen. In Summe steigerte Russland sein Volumen nach Nordafrika und in den Mittleren Osten im 1. Halbjahr um 12 % auf 1,64 Mio. m³.
Finnland hat in den vergangenen Jahren mengenmäßig fast auf seine Nachbarn aufgeschlossen. Im 1. Halbjahr verkauften finnische Sägewerke 1,55 Mio. m³ (+8,9 %) in die Levante. Ähnlich wie in Schweden landen über zwei Drittel der Menge in Nordafrika. Allerdings hat sich Finnland eine treue (und zahlungskräftige) Kundschaft in Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Israel aufgebaut. Zwei weitere Besonderheiten zeichnen Finnlands Levantestatistik aus. Erstens gab es 2013 keinen Dämpfer in den Exportmengen wie in Schweden und Russland. Zweitens hängt Finnland stärker von der Levante ab. 39 % seiner gesamten Nadelschnittholzexporte landen in dieser Region, wesentlich mehr als von Schweden (27 %) oder Russland (15 %).

Die zweite Riege aus Zentraleuropa

Im Mittelfeld haben sich ebenfalls drei Länder breitgemacht. Rumänien, Österreich und Deutschland liefern jährlich zwischen 800.000 und 1,7 Mio. m³ in die Levante. Sie eint, dass sie eine noch heterogenere Kundenstruktur haben, als nordische Länder.
Rumänien liefert primär nach Vorderasien. Größte Kunden sind Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Nordafrika hat für das Karpatenland nur eine untergeordnete Bedeutung. Rumäniens Levanteexport ist im 1. Halbjahr um 22 % zurückgegangen. Das ist insofern schlecht, weil Rumänien mehr als alle anderen Länder von den MENA-Märkten abhängt. 62 % seiner Nadelschnittholzexporte gingen im 1. Halbjahr in diese Region.
Österreichs Mengen sind vom Rekordwert im Vorjahr wieder etwas zurückgegangen. 779.000 m³ in den ersten sechs Monaten sind ein Minus von 7,5 %. Mit Abstand wichtigster Handelspartner Österreichs ist Algerien. Über 50 % der rot-weiß-roten Levanteexporte landen im flächenmäßig größten Land des afrikanischen Kontinents. Das waren in den ersten sechs Monaten immerhin 402.000 m³ (–4,5 %). Deutliche Zuwächse erreichten österreichische Exporteure in Vorderasien: Die Menge nach Saudi-Arabien stieg um 60 % auf 133.000 m³, jene in die Vereinigten Arabischen Emirate um 87 % auf 24.400 m³. Der einst zweitwichtigste Exportmarkt, Libyen, ist dagegen um 62 % auf nur mehr 41.500 m³ eingebrochen. Längst ist die Levante als Absatzmarkt unverzichtbar. Im 1. Halbjahr landeten dort 31 % der österreichischen Nadelschnittholzexporte.
Deutschlands Nadelsägeindustrie verlässt sich wesentlich mit 14 % Anteil an den Exporten weniger auf die Region. Vielleicht ein Grund: Die Mengenentwicklung war in den vergangenen Jahren sprunghafter als in anderen Ländern. Nach 372.000 m³ (–22%) im 1. Halbjahr 2013 folgten 562.000 m3 (+51 %). Heuer waren es wieder 432.000 m³ (–23 %). Die Volatilität liegt vorrangig an Ägypten, das von Januar bis Juni 2014 noch 130.000 m³ Nadelschnittholz in Deutschland kaufte. Ein Jahr später waren davon keine 5000 m³ mehr übrig. Eine mögliche Erklärung dafür findet sich im „Kommentar der anderen“ (s. Link 1). Die Menge nach Algerien hat sich zudem im selben Zeitraum auf 63.900 m³ fast halbiert.
Zwei Jahre des Wachstums hat Lettland hinter sich. Nach +32 % 2014 und weiteren +17 % erreichte der Levanteexport im 1. Halbjahr 252.000 m3m³ Noch deutlicher (um 169 %) legte zuletzt Spaniens Nadelschnittholzexport zu. Diese Menge geht aber praktisch ausschließlich nach Marokko.
Außenhandel Levante | 1. Halbjahr /2015
von\nachÄgyptenSaudi-ArabienAlgerienMarokkoVAEIsraelIranTunesienAndereSumme
Schweden761250320248150661161.813
Russland1.023191103638341651.641
Finnland6242272411301239260291.554
Österreich61334021824839148779
Rumänien671479206261214670
Deutschland51296438020131431
Spanien268269
Lettland192812162391252
Chile1306836234
Kanada12813021143
Frankreich3029111778
Niederlande17777
Andere Länder173012471377168
Summe2.7061.1561.0828304394213851948968.109

Chile schickt knapp 10 % in die Levante

Selbst Überseeproduzenten haben die Levante entdeckt. Chile verschiffte im 1. Halbjahr mit 234.000 m³ schon 9,3 % seiner Nadelschnittholzexporte in die MENA-Märkte, vorrangig nach Saudi-Arabien.
Ebenfalls auf Vorderasien fokussieren sich Kanadas Levantelieferungen. Der Großteil der 143.000 m³ landete heuer in Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Allerdings geht dieses Volumen angesichts der riesigen kanadischen Export­-maschinerie unter. Kanadas Levanteanteil beträgt lediglich 0,7 % am Gesamtexport.