14302045106739.jpg

Dr. Rudolf Freidhager © Gerd Ebner

Zufriedenstellend

Ein Artikel von Gerd Ebner | 07.12.2016 - 08:25
Das feuchte Wetter kam zum richtigen Zeitpunkt und sorgte dafür, dass man phytosanitär mit einem „blauen Auge“ davonkam. Die Schadholzmenge wird sich mit 50 bis 55% etwas unter der 2015er-Quote einpendeln.

Eiserner Bestand hoch, Gefahr weiterhin

14302045106739.jpg

Dr. Rudolf Freidhager © Gerd Ebner

„Wir dürfen uns aber nichts vormachen: Der eiserne Bestand der Käferpopulation ist immer noch sehr hoch. Wir hatten heuer enorme Käferfangquoten. Die Gefahr ist also noch nicht ausgestanden“, warnt Freidhager vor einem Laissez-faire beim Forstschutz.
Zufrieden war Freidhager mit der Entwicklung der Nadel- und Laubholzpreise. Während Erstere leicht nachgaben, zogen Letztere etwas an. „Der Durchschnittspreis ist relativ konstant“, liest Freidhager aus den internen Reportings heraus. „Es war meistens genug Holz am Markt.“

Genug Frischholz?

Jetzt wäre die Schlüsselfrage, ob das Frischholzangebot ausreiche. „Wir haben mit 1,52 Mio. fm jeden Festmeter auf den Markt gebracht, den wir nachhaltig ernten konnten“, betont er ein Arbeiten an der Hiebssatzgrenze. Davon gab es 880.000 fm Blochholz.
Freidhager: „Diese Größenordnungen bleiben bis 2020, dann erfolgt eine grundsätzliche Prüfung unseres Nachhaltigkeitshiebsatzes.“ Dieser wird wohl davon beeinflusst sein, dass die ÖBf-Wälder insbesondere in den Nullerjahren im Zwei-Jahres-Rhythmus von Kalamitäten zerzaust wurden. „Da gab es riesige Kahlflächen und Jahre mit fast 100% Schadholzanteil.“
Geringere Endnutzungsmengen und viel Durchforstungsholz werden die kommenden Jahrzehnte prägen. Die Mengen könnten also sogar steigen, weil stark wüchsige Altersklassen an Fläche zunehmen.
Zu einem Baumartenwechsel wird es auch in den ÖBf-Wäldern kommen – wenngleich dieser nicht so dramatisch ausfallen dürfte wie in Deutschland. „Hier sind unsere höheren Lagen ein Vorteil“, erkennt Freidhager. „In Tieflagen wollen wir Fichte durch möglichst viel passendes Nadelholz ersetzen. Der Laubholzanteil wird auch steigen.“

Zuerst lokale Unternehmen fragen

Einmal mehr bekennt sich Freidhager zum Prinzip der kurzen Lieferwege. „Die angrenzenden Kunden werden immer zuerst gefragt. In Salzburg haben wir exemplarisch nahezu jeden Säger kontaktiert. Erst das Holz, das hier übrig blieb, ging über die Landesgrenzen“, verweist er. In der Steiermark wurde man mit dem dortigen Leitbetrieb nicht einig, „weil wir unsere Frei-Waldstraßen-Basiskalkulation haben. In diesem konkreten Fall könnten wir uns jederzeit eine fünfstellige Liefermenge vorstellen.“
Freidhager erkennt ein funktionierendes Kundenbetreuungssystem bei den ÖBf. „Die Betreuer sind vor Ort. Es gibt also keinen zentralistischen Verkauf, gesteuert von Pur-kersdorf.“

Eiche, Eiche, Eiche, …

Beim Laubholz bräuchten auch die ÖBf derzeit „mehr Eiche“. Buche erlebe nur einen geringen Aufschwung. In einem eigenen China-Export erkennt Freidhager keinen Sinn. Sondersortimente verkaufe man über die eigene Internet-Auktionsbörse.
Das Biomasse-Heizkraftwerk Simmering wurde heuer durch eine längere Turbinenrevision gebremst und erreicht somit nicht die gewünschten 8000 Betriebsstunden. „Dafür haben wir andere Arbeiten vorgezogen und werden 2017 umso mehr produzieren“, sagt Freidhager voraus. Simmering erwirtschaftete schon in den Vorjahren gute Zahlen.
Angesichts der derzeitigen Strompreise ist es aber für die Biomassebranche nicht leicht, positiv zu performen. „Das wird sich aber wieder ändern. Die Strompreise werden weiter steigen.“

Wildeinfluss klar definiert

Bei der Jagd hat sich Freidhager den Kernsatz der „Mariazeller Erklärung“ zur Unternehmensstrategie gemacht: „Die standorttypischen Baumarten müssen sich ohne Schutzmaßnahmen verjüngen können. Dieser Paradigmenwechsel wird vom Eigentümer voll mitgetragen.“ Wo Monitoringdaten zeigen, dass es echte Probleme gibt, setzt Freidhager auf eigenes Jagdpersonal „quer durch alle Bundesländer“.
Die ÖBf-Forsttechnik wurde im Vorjahr etwas verkleinert. Derzeit zählt man noch 130 Mitarbeiter. „Im kommenden Jahr werden wir nochmals evaluieren, ob das so passt“, sagt Freidhager voraus.