Zuerst positiv, …

Ein Artikel von Gerd Ebner | 02.06.2016 - 08:08
Da hat jemand einiges vor – aber dafür wurde er auch geholt: Seit September 2015 ist Hans Fraundorfer bei VM Holz in Vöcklamarkt am Ruder. Der Neo-Geschäftsführer kann auf 30 Jahre Sanierungserfahrung zurückgreifen. Mit der Holzbranche – und ihren Eigenheiten – kam er jetzt zum ersten Mal in Berührung.
„Reines Cost Cutting ist nur für den kurzfristigen Erfolg etwas. Wenn es nicht gelingt, die Wertschöpfung zu erhöhen, bringt das nichts“, ist seine Prämisse. Hans Fraundorfer sieht in der Holzbranche die Besten bei 8 % Umsatzrendite. „Dorthin will ich bis 2018 mit neuen Produkten, frischen Führungskräften und internen Optimierungen auch kommen. Primär müssen wir aber schauen, schwarze Zahlen zu schreiben.“
Gemeinsam mit dem Biomasseheizwerk und der Pelletsproduktion generierte VM Holz im Vorjahr 85 Mio. € Umsatz. 100 Mio. € sollen es laut seinen Vorstellungen bis 2018 sein. Dann will man auch die Umsatzrenditen der Topunternehmen erreicht haben.

Umsatzrendite hochschrauben

Wie kommt man zu dieser höheren Umsatzrendite? Hier hat Fraundorfer eine Unmenge an Ideen: Bauelementefertigung, Druckimprägnierung, Tanneneinschnitt, optimierte Wärmenutzung, Holzfassaden, Tiereinstreu statt Pellets, Abbundservices …
Doch der Reihe nach. VM Holz ist auch heuer ein Unternehmen, das um seine Liquidität kämpft. „Mit einem straffen Liquiditätsmanagement und einer flexiblen Bankfinanzierung haben wir seit Herbst 2015 echte Liquiditätsprobleme vermeiden können. Im Zweischichtbetrieb haben wir positive Ergebnisse“, erklärt Fraundorfer.
In den beiden Jahren, bevor Fraundorfer ans Ruder gestellt wurde, fuhr man hohe Verluste ein. Da kann man nicht einfach weitere Produktionsanlagen installieren, sondern muss die vorhandenen Mittel optimieren. So stellte Fraundorfer Friedrich Häupl als technischen Leiter ein. Häupl war es, der vor über zehn Jahren die komplexe, nicht standardisierte Sägelinie für den Voreigentümer entwarf. Seine Rückkehr soll nun helfen, die Einschnittsleistung von 150 fm/h auf über 200 fm/h zu steigern. „Wenn wir das einschichtig ein Jahr lang fahren, sind wir klar positiv. Dann wäre das Sägewerk einmal stabilisiert. Um langfristig gesichert Gewinne einzufahren, reicht das aber nicht“, sagt Fraundorfer voraus, der heuer etwa 470.000 fm in Vöcklamarkt schneiden will.

Selber forschen und entwickeln

Damit sind wir beim Hauptunterschied, den Fraundorfer zwischen der Holzbranche und allen ihm bisher bekannten Branchen sieht: „dem Mangel an Forschung und Entwicklung“. F & E sieht er zwar bei Großbetrieben gegeben, aber nicht bei den KMU-Unternehmen, zu denen er auch VM Holz zählt. „Ich leiste mir nun einen eigenen F & E-Mann. Mit diesem entwickeln wir eine spezielle, gerbstoffbasierte Druckimprägnierung, die wir unter anderem für Tannenprodukte einsetzen werden“, blickt Fraundorfer über den reinen Einschnitt hinaus. „Damit könnten wir dauerhafte Holzfassaden anbieten, die nach 30 Jahren noch so ausschauen wie neu.“ Da es etwas Ähnliches aus seiner Sicht noch nicht gibt, entsteht für den Holzbau eine fatale Schere:
Über zwei Drittel der Bauherren wollen Holz als Baustoff, …
… aber deutlich weniger verwenden dann tatsächlich Holz.
„Die Sägewerke verkaufen überhaupt nicht mit Emotion. Wir müssen die Kunden viel besser abholen“, erkennt Fraundorfer Marketingmängel. Er wünscht sich Top- \>\>fotos von Häusern mit VM Holzfassaden. Das behandelte Schnittholz sollten Kunden dann im Internet ordern können.

Neue Leute, neue Märkte

Faktisch das gesamte Führungsteam wurde von Fraundorfer ausgewechselt – zuletzt etwa der Einkaufsleiter. „Jetzt habe ich mein Team“, ist er überzeugt und erwähnt als Erstes einen neuen Vertriebsleiter, der ihm neue (Teil-)Märkte bringen soll: seien es welche in der Levante oder neue Sparten am Stammmarkt in Italien. Friedrich Häupl ist, wie erwähnt, der neue Technikchef, den Einkauf hat nun Stefan Stöbich über.

Von Stahlbranche lernen: anarbeiten

Fraundorfer war auch in der Stahlbranche als Sanierer tätig. Da lernte er das Voest-Alpine System der kundenspezifischen Anarbeitung kennen. „Warum macht man das bei Holzbauelementen noch nicht?“, fragt sich Fraundorfer. Er kann sich etwa vorstellen, für Objektbauer Holzbauelemente zu fertigen. „Passen Auslastung und Schnittstellen, kann ich unserem Partner selbst Halbzüge liefern. Wir wären dann der industrielle Zulieferer der Bauindustrie“, denkt er voraus. Die Abbundanlagen kämen aber „eher nicht“ nach Vöcklamarkt, sondern würden unweit davon installiert werden.

Mitten im Einschnittzentrum

Das Hausruckviertel gilt unumstritten als das Epizentrum der mitteleuropäischen Sägeindustrie. Mehrere Großsägewerke sind hier faktisch Nachbarn. Sicher ist aber auch, dass Vöcklamarkt der logistisch und platzmäßig „beste“ Standort ist. Fraundorfer möchte den vorhandenen Bahnanschluss dazu nutzen, mit einem Starkholzsägewerk zu kooperieren, das ebenfalls an Schienen liegt.