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Hermann Keller begleitet Jürgen Vagts (li.) in den ersten Monaten nach der Installation © Dinah Urban

Zeit fürs Wesentliche

Ein Artikel von Dinah Urban | 12.05.2014 - 07:56
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Gebraucht? Der generalüberholten K2 sieht man ihr Vorleben nicht mehr an © Dinah Urban

2007 wandte sich das Familienunternehmen Fenstermann aus Großensee bei Hamburg zum ersten Mal an den Maschinenhersteller Hundegger, Hawangen/DE. Eine Abbundanlage sollte es sein, um Personal von der arbeitsintensiven manuellen Vorfertigung für andere, kundennahe Aufgaben freizusetzen.
Nun befindet sich die runderneuerte Anlage seit Mitte März in Betrieb. Verschleißteile wurden ausgetauscht und Mess- sowie Steuervorrichtungen überprüft. Optisch wurde die Anlage ebenfalls aufgewertet. Das halbe Jahr Garantie mit kostenloser 24-Stunden-Service-Hotline gibt dem Zimmereibetrieb die Gewissheit, dass die Neuanschaffung wirklich richtig läuft und anfänglich auftretende Probleme fachgerecht behoben werden können. Sechs Projekte mit 100 m3 Holz wurden bei Fenstermann mit der K2 – dem Vorgänger der Hundegger K2i – bereits erfolgreich abgewickelt.

Eine sichere Sache

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Hermann Keller begleitet Jürgen Vagts (li.) in den ersten Monaten nach der Installation © Dinah Urban

„Bis vor zweieinhalb Jahren agierte Hundegger lediglich als Vermittler, wenn Gebrauchtmaschinen weiterverkauft werden sollten“, berichtet Hundegger-Serviceleiter Hermann Keller. Die mittlerweile etablierte Möglichkeit, an funktionstüchtige Anlagen zu moderaten Preisen zu kommen, überzeugte auch das Familienunternehmen. „Im Internet werden auch Gebrauchtmaschinen angeboten“, erklärt Jürgen Vagts beim Holzkurier-Besuch. „Man ist als Zimmerer aber überhaupt nicht in der Lage, den technischen Zustand solch einer Maschine zutreffend zu beurteilen. Deswegen haben wir uns direkt an den Hersteller gewandt.“ Keller fügt hinzu: „Da die K2 ihrem Nachfolgermodell sehr ähnlich ist, braucht man sich in den nächsten Jahren auch nicht um die Verfügbarkeit von Ersatzteilen zu sorgen.“
58 Mitarbeiter im Service gewährleisten dabei eine gute Erreichbarkeit und kurze Wege zu den Kunden, wenn es irgendwo hakt.

Bestandskunden mehr bieten

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Ausgestattet mit einer Untertischkreissäge sowie vertikal und horizontal arbeitenden Werkzeugen, bietet die K2 viele Bearbeitungsmöglichkeiten © Dinah Urban

Die Zimmerei Fenstermann arbeitet hauptsächlich im Auftrag von Architekten und gewerblichen Bauunternehmen, die sich mit sehr individuellen Anforderungen an den Betrieb wenden. Vereinzelt treten auch Privatkunden an das Unternehmen heran. Eine gewerkeübergreifende Ausführung auch sehr unterschiedlicher Projekte ist das Kerngeschäft des Betriebs. Um vor allem ihre Bestandskunden noch umfangreicher bedienen zu können, wurde in Großensee gründlich auf die Umstellung hingearbeitet. Bis die passende runderneuerte Anlage zur Verfügung stand, war ihre Inbetriebnahme bereits gründlich durchgeplant. „Die Maschine wurde angeschafft, um unseren Kunden eine größtmögliche Flexibilität in der Holzbauplanung zu ermöglichen.“ Die Zimmerei Fenstermann wird durch die Nähe zu den Architekten und Baugesellschaften frühzeitig in deren Planungen einbezogen. Mit der neuen Anlage öffnen sich für Planer ganz neue Möglichkeiten in der Ausführung.
Etwa 500 m³ Holz verarbeitete das Familienunternehmen bisher jährlich ausschließlich in manueller Fertigung. „Wenn die Anlage im Zweischichtenbetrieb voll ausgelastet sein soll, kann man bis zu 3000 m³/J verarbeiten. Dann müssten noch drei Leute eingestellt werden, welche die Arbeitsvorbereitung und die Bedienung der Anlage übernehmen. Wir müssen sehen, wie sich die Nachfrage eventuell auch durch andere Zimmereien entwickelt. Danach werden Entscheidungen über mögliche zusätzliche Arbeitsplätze getroffen“, informiert Vagts.

Perfekt für norddeutsche Ansprüche

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Aus Süddeutschland zog die K2 in eine großzügige Halle in Großensee © Dinah Urban

Der Vorbesitzer der Abbundanlage mit Sitz in Süddeutschland musste sich anderweitig orientieren, weil in der massiven Holzbauweise inzwischen größere Bauteilquerschnitte verlangt werden. Das Unternehmen entschied sich somit für eine K2i mit Bearbeitungsbreite 1250 mm. In Norddeutschland ist der Holzbau durch den skandinavischen Einfluss eher von schlanken Holzquerschnitten geprägt. Dafür ist die K2 mit 625 mm Durchlassbreite ideal“, erklärt Jürgen Vagts, der seit 30 Jahren in seinem Beruf tätig ist. „Natürlich bedeutet die Maschine für mich eine Umstellung. Die Arbeitsvorbereitung an unserem Konstruktionsprogramm muss viel exakter ausgeführt werden als beim manuellen Abbund. Vorher habe ich diese Arbeiten einfach direkt am Holz ausgeführt, und das geht jetzt nicht mehr“, musste er feststellen. „Und vor allem kann die Maschine nicht nur von einer Person am Laufen gehalten werden. Für die Steuerung an sich reicht zwar ein Mitarbeiter aus, aber für die Arbeitsvorbereitung, Beschickung und Abnahme muss auch jemand vor Ort sein.

Anreißen überflüssig

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Mehr braucht es nicht: Von einem Bildschirm aus kann der gesamte Abbund überprüft und gegebenenfalls korrigiert werden © Dinah Urban

Die Architekten übermitteln ihre Planungen der Zimmerei. Diese konstruiert an speziellen Holzbauprogrammen unter Berücksichtigung der Statik das Bauvorhaben. Eine spezielle Schnittstelle übergibt die einzelnen Holzbauteile an das Maschinensteuerungsprogramm, welche kostenfrei von Hundegger mitgeliefert und gewartet wird. Das mindert das Risiko für Übertragungsfehler und spart Zeit, die zuvor für die manuelle Berechnung und das Anreißen benötigt wurde.

Holzbau hat Potenzial

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Die unterschiedlichen Abbundformen übermittelt die mitgelieferte Software automatisch an die Maschine © Dinah Urban

Aufstockungen und Erweiterungen bestimmen bei der Zimmerei Fenstermann die Auftragslandschaft. Reine Holzwohnbauten sind in Norddeutschland nach wie vor eher selten. Zu groß sind Fertighaus-Konkurrenz und Bedenken gegenüber Holz. Während in Süddeutschland aufgrund der größeren Holzbautradition anteilig erheblich mehr Holzwohnbauten erstellt werden, ist in Norddeutschland der Anteil geringer. Auch sind im Norden mehr große Bauträger vertreten, die aufgrund der hohen Stückzahlen äußerst günstig Massivhäuser anbieten können.