Wirtschaftswachstum Richtung 2% im kommenden Jahr

Ein Artikel von Gerd Ebner | 15.09.2015 - 09:06
Peter Brezinschek, Chefanalyst Raiffeisenbank International, eröffnete seinen Vortrag am 11. September am Holztag in Pörtschach mit: „Der tiefe Ölpreis ist eine große Steuersenkung, die von den Scheichs finanziert wird. Umgelegt kommt das in Deutschland einer Mehrwertsteuersenkung von 19 auf 17,1% gleich.“ Auch deswegen sieht er 2016 in der Eurozone Wachstumsraten von +2% voraus. In Europa erwartet Brezinschek eine konjunkturelle Zweiteilung. „Deutschland, Irland oder Spanien haben starkes Wachstum.“ Zu den Wachstumsnachzüglern zählt er Frankreich – und leider auch Italien und Österreich.
Italiens Bruttoinlandsprodukt könnte laut Brezinschek 2016 um 1,5% wachsen. Der heurige Leistungsbilanzüberschuss sowie die Exportentwicklung führt er als positiv an. Außerdem könnten die Investitionen von 1,1% in der 2. Jahreshälfte 2016 um 4,1% steigen.

Traurig schaut es laut dem Analysten für Österreich aus. Vor zehn Jahren noch als „besseres Deutschland gefeiert“, landet das BIP-Wachstum Österreichs heuer bei 0,7%, verglichen mit 2% in Deutschland. Die geringe Zuversicht der österreichischen Unternehmen (Investitionen nur 2009 im Plus) machen für ihn den größten Unterschied aus. Außerdem seien die Lohnnebenkosten seit 2008 um +18% gestiegen (DE +10%).
Die Probleme Chinas sieht Brezinschek nicht so dramatisch: „Das Land steckt mitten im Umbauprozess hin zum Dienstleistungsmarkt. Dort sind nicht mehr solche Wachstumsraten möglich“, lautet seine Erklärung.“ Künftig werde der Bedarf an Konsumgütern stark wachsen. Das biete Chancen für Europa.
In den USA ziehen die Baupreise an. In weiterer Folge erleben die Wohnbaubeginne eine starke Beschleunigung. Brezinschek: „In den kommenden drei Jahren entsteht eine Nachfrage von neun Millionen Wohneinheiten.“

In den USA werden die Zinsen steigen, während sie in Europa noch tief bleiben. Diese diametrale Geldpolitik hält den Euro gegenüber dem US-Dollar schwach. Brezinschek: „Es geht in den kommenden sechs Monaten Richtung Währungsparität. Leitzinserhöhungen sind in Europa frühestens 2017 wahrscheinlich. Im Bereich 1,28 bis 1,3 wäre die richtige, langfristige Kaufkraftparität.“