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Eine Bank aus Zischkas Werkshalle beweist dessen Kompetenz bei der Fertigung von gekrümmtem BSH © Holzleimbau Zischka

Willkommen in der Familie

Ein Artikel von Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 24.11.2014 - 16:49
Holzleimbau Zischka in Böblingen ist vermutlich Deutschlands kleinster Leimholzhersteller. Nur 800 bis 1000 m3/J BSH verlassen die 13 mal 52 m große Werkhalle. Logisch, dass es sich dabei zumeist um Sonderbauteile handelt. Besondere Kompetenz hat das Unternehmen bei Leimholzbögen, die ab 70 cm Radius angefertigt wurde. Es geht auch ganz groß: Zischka kann bis zu 30 cm breite Lamellen keilzinken und in Folge bis zu 24 m lange Leimbinder mit einem Querschnitt von 30 mal 110 cm ohne Blockverleimung erzeugen.

Maschinen sind wie Familienmitglieder

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Eine Bank aus Zischkas Werkshalle beweist dessen Kompetenz bei der Fertigung von gekrümmtem BSH © Holzleimbau Zischka

Ralph Zischka führt einen Familienbetrieb mit nur fünf Arbeitsplätzen. So ein Betrieb überlegt lange, bevor eine neue Anlage angeschafft wird. Der Maschinenpark ist schon älter, aber tadellos gepflegt. „Bei uns werden die Maschinen zu Familienmitgliedern“, schildert Zischka. Jüngster Teil der Familie ist die Abbundanlage. Seit Jahren stand die Anschaffung einer solchen Maschine im Raum. Aber erst mit der Einführung des Typs Robot-Drive von Hundegger, Hawangen/DE, war ein Anlagentyp erhältlich, der die Anforderungen Zischkas alle erfüllte: große Flexibilität, wenig Platzbedarf und vertretbare Anschaffungskosten.

Abbund? Machen wir selbst!

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Eine Besonderheit ist diese Hundegger-Robot-Drive in zwei Gesichtspunkten: Sie wurde auf einem 1,2?m hohen Sockel montiert und auf Kundenwunsch gelb lackiert © Hannes Plackner

Der Gang durch die Produktionshalle belegt die Vielfalt des Sortiments eindrücklich. Einzelne Stiele von vorgestrichenem BSH für Wintergärten liegen neben Leimholzbögen für einen Spielplatz und massiven Leimholzpfetten. Zischka arbeitet ausschließlich auf Auftrag. Die Kunden sind nicht nur regional. In Kiel wurde Zischkas Produkte aber ebenso verbaut, wie in Tokio und Madagaskar.
Jeder Auftrag ist anders. Doch eines stellte sich heraus: Immer häufiger wird der Abbund dazu bestellt. Regelmäßig sah Zischka, wie sein Leimholz direkt in ein Abbundzentrum transportiert wurde, und erst dann zum Kunden ging.
Der Wunsch, diesen Wertschöpfungsschritt ins eigene Unternehmen zu holen, ist nachvollziehbar. Die Abbundanlage musste dementsprechend für alle Bearbeitungen geeignet sein. Vier- oder Fünfachsmaschinen, welche Dachstühle effizient abarbeiten können, war für Zischka nicht genug. Er brauchte einen Roboter.

Ein Sechsachsarm – sonst nichts

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Auf der Hallenrückseite ragt die Abbundanlage in einen eigens gebauten Holzkobel © Hannes Plackner

Im Lastenheft stand: Die Maschine muss flexibel sein, in die Halle passen und qualitativ einwandfreie Arbeit abliefern. Besonders schnelles Abbinden war hingegen nicht nötig. Dieses Anforderungsprofil schreit förmlich nach einer Robot-Drive von Hundegger. Das grundlegende Funktionsprinzip wurde im Holzkurier bereits vorgestellt (etwa im Heft 6/13, 22–23).
Zischka orderte die Ausführung für Durchmesser bis zu 30 mal 62,5 cm. Die Hölzer werden über präzise Antriebsrollen in die Bearbeitungszone eingefahren. Die kompakte Maschine führt die Bearbeitungen mit einem Sechsachsarm durch. Der erreicht alle Bauteilseiten. Per Wechselstation holt sich das Aggregat immer das richtige Werkzeug für die nächste Aufgabe. Die 12 kW-Spindel erreicht bis zu 12.000 Upm. Späne und Abschnitte fallen nach unten, das fertige Element wird ausgefördert.
Hundegger-typisch lässt sich die Robot-Drive modular aufrüsten. Automatische Abstapelung, eine zusätzliche Fünfachssäge, Markier- oder Druckaggregate oder einen Vierseitenhobelautomaten führen die Hawanger im Katalog. „Das brauchte ich alles nicht“, wehrt Zischka ab. Abbund ist für ihn kein Flaschenhals. Diesen Arbeitsschritt ist ohnehin Chefarbeit. Der Zimmermeister und studierte Bauingenieur hat sich schnell mit der Maschine angefreundet. Abgebunden wird oft nach Feierabend, wenn die Belegschaft schon zu Hause ist. Er mag die Arbeit. Sie ist auch eine willkommene Abwechslung. „Den ganzen Tag dasselbe machen, mag ich nicht.“

Dreimal so schnell … und besser

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Geneigter Schwalbenschwänze erledigt der CNC-Abbund vollautomatisch und präzise © Hannes Plackner

Während des Gesprächs gesellt sich der Seniorchef, Hans Zischka dazu. Die breiten Schultern und gegerbten Hände des 75-jährige erzählen von einem arbeitsamen Leben. Er hat den Betrieb selbst vom Vater übernommen. Es gab lukrative Jahre mit der Produktion von Kirchenbänken, womit man sich den Einstieg in die Leimholzherstellung finanziert hat und großes Know-how in der Verleimung erwarb. Zischka senior verkörpert ein Handwerk, das sich mit der zunehmenden Automatisierung ändert. Doch das stört ihn gar nicht. Er ist ein Fan der Robot-Drive: „Die arbeitet dreimal so schnell und viel genauer, als ein Zimmermann das könnte“.

Abgebunden wird auf am Podest

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Drei Generationen-Bild: Neben Hundegger-Geschäftsführer Walter Fahrenschon posieren Ralph, Moritz und Hans Zischka (v. li.) © Hannes Plackner

Zischkas Holzleimbau wurde 1950 gegründet. Über die Jahre ist das Böblinger Gewerbegebiet herum gewachsen. Raum für Expansion gibt es kaum. Die neue Maschine sollte in die bestehende Halle integriert werden. Nun ist Bearbeitungszone der Robot-Drive zwar nur 3 m lang – mit je 9 m Rollenbahn davor und danach war sie trotzdem zu groß. Zischka löste das Problem, indem er sie auf Stützen über der Rollenbahn der Keilzinke montieren wollte. Die Bearbeitungskabine hätte bloß anderthalb Meter überkragen müssen. Doch das ist leichter gesagt als getan.
Bei Hundegger wurde ihm davon abgeraten. Man befürchtete Vibrationen und wollte das Risiko zunächst nicht eingehen (Hundegger übernimmt stets die Verantwortung, eine voll funktionstüchtige Anlage zu liefern). Es war die Intervention von Unternehmensgründer Hans Hundegger selbst nötig, um das Projekt doch zu realisieren. Der Aufbau wurde in Hawangen getestet – das funktionierte – und dann in Böblingen umgesetzt. Dieses Engagement des Eigentümers findet Zischka toll. „Ich war vorher skeptisch, aber jetzt bin ich wirklich überzeugt von diesem Unternehmen.“
Nun hat Zischka also seine Robot-Drive, die 1,2 m in der Höhe sitzt und damit praktisch keinen Platz beansprucht. Zudem ist der Abtransport der Späne viel einfacher, weil alles auf den Hallenboden fällt. Auf- und Abladen der Abbundteile ist ebenfalls kein Problem. Dem Brückenkran ist es einerlei, ob er die Hölzer auf eine 1,2 oder 2,4 m hohe Rollenbahn hievt. Bauliche Änderungen waren dann doch nötig. Die Hallenwand wurde durchbrochen, weil der Sechsachsarm bis zu 1,5 m nach hinten ausfährt. Dafür baute Zischka aus selbst gemachten BSH-Deckenelementen einen hölzernen Kobel. Mit Einsatz von Rollenböcken kann der Baden-Württemberger sogar selbst erzeugte Leimbinder bis zu 24 m Länge abbinden.

Rasch eingearbeitet

Wie bei einem neuen Familienmitglied hat sich Zischka auch auf seine neue Robot-Drive intensiv vorbereitet. Mit dem vorab installierten CAD/CAM-System Cambium machte er sich lange vertraut, bevor die Anlage geliefert wurde. Das geschah schlussendlich am 13. Oktober. Die Inbetriebnahme geschah rasch. Zischka freundete sich schnell mit seiner – auf besonderen Wunsch in gelb lackierten – Robot-Drive an. Seitdem wird fleißig abgebunden. Stabförmige Elemente sind längst kein Problem mehr. Selbst bei bogenförmigen Elementen kommt die Abbundanlage zum Einsatz.

Betrieb, der in die Zukunft denkt

Zum Gruppenfoto versammeln sich drei Generationen. Der 75-jährige Seniorchef, der 39-jährige Unternehmer und sein 2-jähriger Sohn Moritz.
Der Junge ist übrigens ein weiterer Grund, warum die Robot-Drive nach tatsächlich angeschafft wurde. „Wenn ich meinen Sohn als Nachfolger aufbauen will, dann muss ich auch hin und wieder in moderne Maschinen investieren. Sonst hat der keinen Spaß daran“, erklärt Zischka.

Holzleimbau Zischka – Facts

Gründung: 1950
Standort: Böblingen/DE
Geschäftsführer: Ralph Zischka
Mitarbeiter: 5
Produktion: Brettschichtholz bis 30 cm mal 1,1 m, 24 m lang, auch gebogen (ab 70 cm Radius), alternative Holzarten (Lärche, Tanne astrein, Eiche, Buche, Kiefer, Exotenholz), inklusive Abbund