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Wer folgt dem Ölpreis?

Ein Artikel von Günther Jauk | 09.09.2015 - 14:20
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Immer wieder wird von unterschiedlichen Seiten propagiert, dass der Pelletspreis dem Ölpreis folge – und jedes Mal wird dieses Argument von Branchenvertretern glaubwürdig und nachvollziehbar widerlegt. Nun wurde von Dr. Christian Rakos, proPellets Austria-Geschäftsführer, ein anderer, dem Ölpreis folgender Parameter unter die Lupe genommen.

Im Rekordjahr 2012 wurden in Österreich fast 12.000 Pelletskessel (<100 kW) installiert. Zwei Jahre später war es nur noch etwas mehr als die Hälfte (6200 Stück). Doch nicht nur der Kesselabsatz, auch der Heizölpreis erreichte 2012 seinen absoluten Spitzenwert. Seither befindet auch er sich auf einer beständigen Talfahrt. Rakos hat die beiden Kurven aufeinandergelegt und ist zu einem bemerkenswerten Ergebnis gekommen: Bis auf ein paar Ausreißer stimmen die Entwicklung des Heizölpreises und die Anzahl der verkauften Kessel gut überein (s. Grafik).

Der Holzkurier hat diesen offensichtlichen visuellen Zusammenhang mithilfe eines linearen Modells nachgeprüft und ist auf einen Korrelationskoeffizienten von r= 0,61 gekommen. Rein statistisch lässt sich die Entwicklung der Kesselverkäufe somit nicht durch die Ölpreisentwicklung erklären, was vermutlich den Ausreißern geschuldet ist. Ohne die Ausreißer in den Jahren 2007, 2014 und 2015 liegt der Korrelationskoeffizient bei r= 0,9, was bedeuten würde, dass die Anzahl der verkauften Kessel sehr wohl mit den Heizölpreise in Verbindung gebracht werden kann.

Rakos geht davon aus, dass viele Ölkesselbesitzer eine anstehende Ersatzinvestition hinausgeschoben und ihre Tanks mit billigem Öl wiederbefüllt haben. „In jenen Kunden, die von einer Öl- auf eine Pelletsheizung umsteigen, sehe ich das größte Potenzial. Früher oder später muss jeder seine Heizung tauschen. Wenn man den Ölpreis der vergangenen Jahre betrachtet, ist es unwahrscheinlich, dass er auf so tiefem Niveau verweilt.“

Geringere Investitionskosten

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Zwar sind Pelletskessel in der Anschaffung wesentlich teurer als Ölheizungen, doch konnte man diesen Preisunterschied in der Vergangenheit mit deutlich niedrigeren Brennstoffkosten rechtfertigen. Jetzt, wo sich der Ölpreis immer mehr dem Pelletspreis nähert, verliert dieses Argument zunehmend an Gewicht. „ Die Kesselhersteller stehen unter massivem Preisdruck und bringen neue, kostengünstigere Modelle auf den Markt. Dabei greift man vielfach auf das Konzept Heizkessel plus Wochenbehälter zurück, der mit Sackware gefüllt wird. Das mindert zwar den Komfort, ist aber wesentlich kostengünstiger“, meint Rakos.

Steigende Kapazitäten, stagnierende Absätze

Trotz stagnierender Absatzmengen nehmen die Pelletsproduktionskapazitäten weiterhin zu. Mit 945.000 t produzierten Presslingen wurden 2014 in Österreich nur rund zwei Drittel der vorhandenen Produktionskapazität von über 1,4 Mio. t ausgeschöpft. Rakos weist darauf hin, dass für die wirtschaftliche Bilanz der Pelletierung nicht in erster Linie die Auslastung der Anlagen verantwortlich ist, sondern die Differenz zwischen Rohstoff-und Pelletspreis. Die Kapitalkosten für die Anlagen stellen nur einen relativ geringen Anteil der Produktionskosten dar. „Sehr negativ auf das Pelletsgeschäft haben sich die beiden vergangenen warmen Winter ausgewirkt, die zu einem markanten Rückgang der Nachfrage geführt haben und die Preise unter Druck gesetzt haben“, erläutert Rakos.

Steigender Importdruck

In puncto Import sieht Rakos in den kommenden Jahren hauptsächlich Mengen aus dem Osten auf uns zukommen: „Am Balkan wurden unlängst Kapazitäten von 300.000 t/J geschaffen. Russland drängt ebenfalls auf den Markt und das Euro-Rubel-Verhältnis ist für russische Exporte in die EU gerade günstig.“ In den USA sieht Rakos aufgrund ungünstiger Währungskursverhältnisse keine große Konkurrenz für den heimischen Pelletsmarkt in den kommenden Jahren.