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Globale Übersichtskarte mit einer Auswahl aktueller Projekte von USNR und Söderhamn Eriksson © Hannes Plackner

Weltumspannend

Ein Artikel von Hannes Plackner | 12.06.2015 - 15:00
Es war ein Aufreger kurz vor der Ligna. USNR übernimmt Söderhamn Eriksson. Der weltgrößte Hersteller von Sägewerksausrüstung kauft einen schwedischen Maschinenbauer mit langer Erfahrung in der Holzbearbeitung. Damit entsteht erstmals eine Gruppe, welche die nordamerikanische Technik ebenso anbieten kann wie Methoden, die sich in Europa bewährt haben. Trotzdem sorgt so ein Deal immer für Unsicherheit. „Unsere Kunden werden mit dem bewährten Service und Sortiment weiterbedient“, stellte Vertriebsleiter Fredrik Bergström am Ligna-Messestand in Hannover klar. Oder genauer: auf einem von zwei Messeständen, denn die Zeit war zu kurz, um noch einen gemeinsamen Auftritt vorzubereiten. Macht aber nichts. Die zahlreichen Anlagen und Maschinentypen hätten ohnehin nicht an einem Stand Platz gefunden. Folgen wir Bergström bei einem Rundgang durch das enorme neue Sortiment von Söderhamn Eriksson und USNR.

Projekte um den Globus verteilt

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Globale Übersichtskarte mit einer Auswahl aktueller Projekte von USNR und Söderhamn Eriksson © Hannes Plackner

Die ausgestellten Anlagen waren großteils schon verkauft. Auf Schildern war zu lesen: „Thank you, Vida Borgstena“, „Thank you, Weyerhaeuser Mississippi“ oder „Thank you, IBV Belgium“. Der schwedische Schnittholzhersteller Vida erhält einen Catech-Hochleistungsbesäumer von Söderhamn Eriksson. Der US-Schnittholzkonzern Weyer-haeuser wird mit einer automatischen Brettpositionierung vor dem Trimmer ausgestattet. IBV hat für das Sägewerk im belgischen Vielsalm einen Cambio-Entrinder geordert. Kurz nach der Ligna wurde sogar bekannt, dass Söderhamn Eriksson ein komplettes 100.000 fm/J-Sägewerk nach Fidschi liefern wird.
Zwischen den Anlagen standen zahlreiche Vertreter von USNR und Söderhamn Eriksson Rede und Antwort. Die Ligna war aber gleichzeitig ein großes Kennenlernen. Erstmals trafen sich die Belegschaften der beiden Unternehmen. Da wurden nicht nur neue Bekanntschaften geschlossen, sondern es wurde auch sofort das Sortiment des neuen Partners beäugt.

Vom Entrinder bis zum Furnierwerk

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Die ausgereifte Technik der Cambio-Entrinder ist auch in Amerika gefragt © Hannes Plackner

Söderhamn Eriksson steht für Hochleistungs-Reduzierbandsägen. Mit Catech-Besäumern und Cambio-Entrindern gehören weitere bekannte Marken zu den Schweden. Technologie und Produktnamen werden ebenso beibehalten wie die Unternehmensbezeichnung. Wer Söderhamn Erikssons Produkte erwerben will, kann weiterhin bei den Schweden anrufen. Die Interessenten bekommen dann aber auch USNR-Equipment made in Sweden.
Künftig soll die US-Technik im schwedischen Städtchen Söder­hamn gebaut werden. Das 200-Mitarbeiter-Unternehmen mit voll ausgestatteter Werkstatt ist dafür bestens gerüstet, wie sich der Holzkurier bereits vor Ort überzeugte (s. Holzkurier Heft 32/11, S. 14–15).
Das Sortiment von USNR ist noch deutlich umfangreicher. Es umfasst komplette Sägewerke ebenso wie Furnier- und Sperrholzproduktionen. Praktisch alles wird selbst gefertigt. USNR bietet Scannertechnik aus eigener Hand ebenso an wie Trockenkammern, Blockbandsägen oder Spaneraggregate. Lösungen gibt es für Nadel- und Laubholzverarbeiter. Aufgrund des breiten Sortiments bietet USNR passende, sägewerksüberspannende Optimierungssysteme. Manche Methode sieht für europäische Augen fremd aus. Zahlreiche Referenzen – darunter die größten Holzkonzerne der Welt – beweisen aber die Praxistauglichkeit.
Während Mitteleuropas Sägewerke mit Investitionen noch zurückhaltend sind, geht in Nordamerika die Post ab. Dort interessiert man sich auch zunehmend für die Technik aus dem alten Kontinent. Flexible Querschnitte, Top-Ausbeute und hoher Vorschub resultieren in vergleichsweise niedrigeren Einschnittkosten. Stolz wurden im jüngsten USNR-Magazin etwa der Catech-Besäumer oder die Cambio-Entrinder vorgestellt.
Es überrascht nicht, dass USNR die schwedische Technik auch im amerikanischen Markt einführen will – und darüber hinaus. Gemeinsam haben die beiden Unternehmen Niederlassungen in Kanada, Russland, Polen, Estland, Deutschland und Norwegen. Chile, Neuseeland, Australien, Japan und Südafrika werden von Agenten betreut. Das globale Ersatzteil- und Servicegeschäft wird damit für Söderhamn Eriksson wesentlich vereinfacht. Gleichzeitig ist USNR in Europa nun stark vertreten. Bislang gab es hier fast einen weißen Fleck – nun kann der Unternehmensslogan „millwide – worldwide“ wörtlich genommen werden.

Strategisch gut aufgestellt

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Der Catech-Besäumer wird von den Ligna-Besuchern genau unter die Lupe genommen © Hannes Plackner

Das Engagement muss zudem strategisch gesehen werden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich der Investitionsstau auch hierzulande in einen Investitionsschub wandelt. Dann sind die Strukturen da, um die US-Technik – wo sinnvoll – auch in Europa einzusetzen. Interessant werden sollte auch die Kompetenz bei Furnier- und Sperrholz. Dieser altbekannte Holzwerkstoff hat zuletzt mit mehreren Großinvestitionen wieder Auftrieb erhalten. Bis vor Kurzem wäre es noch undenkbar gewesen, dass Söderhamn Eriksson für so ein Werk mehr als einzelne Rundholzplatz-Komponenten liefert. Heute kann Bergström aus dem kompletten Leistungskatalog inklusive Schälmaschinen, Trocknern und Presssystemen von USNR wählen.
Zusammen haben die beiden Unternehmen eine Fertigungsfläche von 6,5 ha und sprechen neun Sprachen. Bergström etwa ist Schwede, kommuniziert aber auch fließend in Deutsch. Wenn also Holzkurier-Leser Interesse an USNR-Technik für ihre Sägewerke haben, muss man die Infos zum ersten Mal nicht auf Englisch einholen.
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Fredrik Bergström, der unter anderem für den Vertrieb in deutschsprachigen Ländern zuständig ist, war ein viel beschäftigter Gesprächspartner © Hannes Plackner