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Schadholzmengen durch Borkenkäfer je Bundesland für den Zeitraum 1988 bis 2014 © BFW

Waldschutzsituation 2014

Ein Artikel von DI Gottfried Steyrer, Dr. Thomas Cech, Ing. Alfred Fürst, DI Dr. Gernot Hoch, Dipl.-Biol. Ute Hoyer-Tomiczek, DI Hannes Krehan, DI Bernhard Perny | 31.03.2015 - 15:50
Besonders massiv waren die Auswirkungen von Schnee und Eisanhang, denen in Österreich insgesamt über 2 Mio. fm zum Opfer fielen. Sturmschäden blieben zwar klar hinter den Katastrophenjahren zurück, sind aber mit annähernd 1 Mio. fm sehr hoch. Ausfälle durch Borkenkäfer nahmen ab und nähern sich mit rund 750.000 fm erstmals wieder dem Niveau vor 2003. Lokal traten Blattschäden, wie durch die Frostspanner-Fraßgesellschaft oder den Buchenspringrüssler, auffällig in Erscheinung. Auch die Kronen der Lärchen waren durch eine Reihe von Insekten beeinträchtigt. Dem im Herbst 2013 entdeckten Befall durch den Asiatischen Laubholzbockkäfer wurde weiter mit intensiven Bekämpfungsmaßnahmen begegnet. Das Eschentriebsterben war auch 2014 im ganzen Bundesgebiet häufig.

Witterung und Folgen

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Schadholzmengen durch Borkenkäfer je Bundesland für den Zeitraum 1988 bis 2014 © BFW

Das Jahr 2014 hatte mit meteorologischen Besonderheiten aufzuwarten: Es war laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) das wärmste Jahr seit Messbeginn vor 247 Jahren, mit 1,8 °C über dem langjährigen Mittel. Ungewöhnlich war die lang anhaltende Überschreitung der Durchschnittstemperaturen. So waren zehn Monate wärmer als im Mittel, sieben davon um mehr als 2 °C. Zugleich war es aber auch ein überdurchschnittlich nasses Jahr mit einem Plus von 14%. In den östlichen und besonders in den südlichen Teilen Österreichs fielen bis zu 75% mehr Niederschlag, nördlich der Alpen war es gebietsweise auch weniger.

Aufgrund dieser Kombination kam es trotz milder, teils extrem trockener Winter- und Frühjahrsmonate und späterer kurzzeitiger Extremtemperaturen kaum zu Hitze- und Trockenschäden. Sehr hohe Schäden durch andere abiotische Faktoren wurden von den Bezirksforstdiensten innerhalb der Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren (DWF) gemeldet: So fiel durch Schneebruch und Eisanhang Kalamitätsholz im Ausmaß von 2,04 Mio. fm an, durch Lawinen weitere 10.000 fm. In Summe haben sich mit knapp 2,1 Mio. fm diese Schäden gegenüber 2013 (2012 waren es 470.000 fm) mehr als verdoppelt.

Diese Schäden wurden hauptsächlich durch drei überregionalen Extremereignissen verursacht: Anfang Februar 2014 Schnee und Eisanhang von Osttirol bis ins Burgenland, ein Nassschnee-Ereignis Ende Oktober in den westlichen Bundesländern und zuletzt Schäden durch Eisanhang in Nieder-, Oberösterreich, den Burgenland und der Steiermark Ende November/Anfang Dezember.

Ebenfalls im Oktober führte der Sturm Gonzalo zu großen Schäden in ganz Österreich. Mit weiteren Stürmen im November sowie Gewitterstürmen belief sich 2014 das Sturmholz auf insgesamt 930.000 fm. Durch abiotische Ursachen fielen in Summe über 3 Mio. fm Schadholz an, das entspricht nach den Orkankatastrophen 2007 und 2008 sowie dem Föhnsturm 2002 der vierthöchsten Schadensmenge seit 1995.

Borkenkäferschäden geringer

Der Winter 2013/14 verlief sehr mild und – abgesehen vom Süden Österreichs – gebietsweise extrem trocken. Es folgte ein sehr früher phänologischer Frühling mit ebenfalls überdurchschnittlich warmer, großteils trockener Witterung und einem frühen Flugbeginn bei Borkenkäfern (Buchdrucker ab Mitte/Ende März). Folglich war zu befürchten, dass die Borkenkäferentwicklung 2014 begünstigt sein würde, und nach einem Anstieg der Käferschäden von 2012 auf 2013 musste daher mit einer Verschärfung gerechnet werden.

Die beiden einzigen Monate mit unterdurchschnittlich kühler Witterung waren Mai und August und zugleich waren sie auch sehr niederschlagsreich (teilweise auch April, Juli und September). Dass der Witterungsverlauf gerade in diesen entscheidenden Phasen der Borkenkäferentwicklung von jenem des gesamten Jahres abwich, hatte sicherlich einen günstigen Einfluss auf die Borkenkäferschäden: Nach den Ergebnissen der DWF setzte sich – nach einer kurzen Unterbrechung 2013 – der Abwärtstrend 2014 weiter fort, insgesamt wurden 750.000 fm Käferholz gemeldet. Damit haben die Schäden den niedrigsten Wert der letzten zwölf Jahre erreicht, vergleichbar mit dem Schadensniveau von 2002. Der Großteil entfiel auf den Buchdrucker (Ips typographus) mit rund 530.000 fm, was einer Abnahme um 220.000 fm entsprach. Ebenfalls abnehmend ist die Schadenshöhe beim Kupferstecher (Pityogenes chalcographus). Nach dem Anstieg im Vorjahr sank die Kalamitätsholzmenge um 30% auf rund 180.000 fm. Wie bei den Fichtenborkenkäfern war auch bei anderen Nadelhölzern (Lärche, Kiefer, Tanne) die Tendenz der Borkenkäferschäden rückläufig.

Andere Schadinsekten

Das Auftreten des Großen Braunen Rüsselkäfers (Hylobius abietis) ging auch heuer wieder zurück. Ein Grund könnte sein, dass nach den sturmärmeren Vorjahren der Käfer für einen Großteil der Kulturen keine Gefahr mehr darstellt. In den betroffenen Gebieten sind die Schäden nach wie vor gravierend. Seit einigen Jahren wurde eine Zunahme des Buchenspringrüsslers (Rhynchaneus fagi), oft gemeinsam mit der Buchenblattgallmücke (Mikiola fagi), festgestellt. 2014 folgte eine sehr starke Ausdehnung der Befallsfläche auf rund 4000 ha. Der oft massive Befall – Blattminen der Larven und der charakteristische Lochfraß der Käfer – verursacht allerdings außer geringfügiger Zuwachsverluste keine weiteren Schäden.

In einem Bestand im Waldviertel, Niederösterreich, wurde 2013 ein Fraß der Fichtengespinstblattwespe (Cephalcia abietis) auf einer Fläche von rund 10 ha festgestellt. Zur Dichteerhebung der Nymphen wurden im Frühjahr 2014 Bodengrabungen durchgeführt. Diese ergaben im Befallszentrum über 1000 Ruhelarven/m², alle jedoch im Eonymphen-Stadium, weshalb es 2014 zu keinem Fraß kam. Bei weiteren Grabungen im frühen Herbst 2014 wurden aber schon rund 10 % der Ruhelarven als Pronymphen vorgefunden. Für 2015 sind daher wieder Fraßschäden zu erwarten. Die Schäden durch die Kleine Fichtenblattwespe (Pristiphora abietina) nahmen auch 2014 weiter ab, sie wird in den letzen Jahren im Alpenvorland häufig von der Fichtengebirgsblattwespe (Pachynematus montanus) abgelöst.

Die Massenvermehrung der Frostspanner-Fraßgesellschaft setzte sich fort. Im gesamten östlichen Bundesgebiet, aber auch in Oberösterreich wurde starker Blattfraß festgestellt. Regional verursachten der Kleine Frostspanner (Operophtera brumata), der Große Frostspanner (Erannis defoliaria), der Federfühler-Herbstspanner (Colotois pennaria) und weitere Schmetterlingsarten massive Schäden bis hin zum Kahlfraß. Erwartungsgemäß fand 2014 wieder ein starker Maikäferflug in Niederösterreich im Tullnerfeld und in der Region Wagram sowie im Weinviertel statt (Herrnbaumgarten). Weiters wurden Maikäfer auch aus Kärnten und Tirol gemeldet.

Komplexkrankheiten

Das Absterben von Erlen hat laut DWF 2014 gegenüber 2013 an Bedeutung zugenommen. Dies betraf sowohl Grauerlen wie Schwarzerlen. Bei der Schwarzerle dominiert als Ursache die Wurzelhalsfäule der Erle (Phytophthora alni), bei der Grauerle spielt dieser Krankheitserreger zwar eine Rolle als Primärpathogen, es treten jedoch zusätzlich zahlreiche andere Schadfaktoren in unterschiedlicher Häufigkeit auf. Aus dem Koralpengebiet wurde wieder vom Grünerlen-Zurücksterben berichtet.

Kronenschäden bei der Lärche haben 2014 zugenommen. Auf etwa 30.000 ha verursachten Lärchennadelläuse (Adelges geniculatus, u.a.), Lärchennadel-Miniermotte (Coleophora laricella), in geringem Maße der Graue Lärchenwickler (Zeiraphera diniana), die Lärchenknospen-Gallmücke (Dasineura kellneri) und Lärchen-Schüttepilze oft schon im Frühjahr beginnende Verfärbungen und Nadelverluste.

Pilzkrankheiten

Parallel zur Zunahme des Buchenspringrüssler-Befalles an Buchen fand sich 2014 auch die Buchenblattbräune (Apiognomonia errabunda) an vielen Standorten. Auch die Lindenblattbräune (Apiognomonia tiliae) war 2014 witterungsbedingt häufig, vor allem im westlichen Oberösterreich. Im selben Gebiet kam es lokal wieder zu verstärktem Feinzweig- sterben der Linden durch Stigmina pulvinata. Im gesamten Verbreitungsgebiet der Eiche wurde ein starkes Auftreten des Eichenmehltaus (Erysiphe alphitoides) sowie der Eichenblattbräune (Apiognomonia quercina) festgestellt. Von den Nadelpilzen war Meria laricis (Meria-Nadelschütte der Lärche) im Vorjahr vor allem im westlichen Niederösterreich (Kalkalpengebiet) häufig. Das von 2012 auf 2013 stärker in Erscheinung getretene Diplodia-Kieferntriebsterben (Diplodia pinea) im Osten Österreichs ist dagegen 2014 etwas zurückgegangen.

Akute Fälle von Wurzelhalsnekrosen bei Rotbuchen, bei denen Phytophthora plurivora als Ursache nachzuweisen waren, wurden aus Salzburg, Oberösterreich und Kärnten gemeldet. Eschentriebsterben (Hymenoscyphus fraxineus) betraf 2014 das ganze Bundesgebiet, DWF-Angaben zeigen eine weitere Ausdehnung des Befallsareals.

Sonderkulturen

Auch 2014 waren Tannentriebläuse und Gallmilben bedeutende Schädlinge in Christbaumkulturen, ein erwartetes stärkeres Auftreten von Grauschimmelbefall blieb jedoch aus. Dafür traten vermehrt Wurzelschäden in Kulturen auf, die auf massiven Wasserüberschuss – vor allem auf dichten Böden – zurückzuführen waren. In einer Kultur in Tirol wurde im Januar 2014 erstmals in Österreich das Auftreten der Coloradotannen-Rindenlaus (Cinara curvipes) an Coloradotannen nachgewiesen.

Invasive Schädlinge

Seit November 2013 ist eine neue Befallsfläche des Asiatischen Laubholzbockkäfers (Anoplophora glabripennis; ALB) in Gallspach, Oberösterreich, bekannt. Bis Ende 2014 wurden 124 befallene Bäume gefunden. Eine Ausdehnung des Befalles in die Pufferzone konnte jedoch nicht nachgewiesen werden. Das intensive Monitoring mit Baumsteigern, Bodenpersonal und Spürhunden sowie das Fällen und Verhäckseln von befallenen Bäumen werden permanent weitergeführt. Die Edelkastanien-Gallwespe (Dryocosmus kuriphilus) hat sich 2014 in den Bundesländern mit natürlichen Edelkastanienvorkommen (Kärnten, Steiermark) offensichtlich etabliert. Die Befallsmeldungen häuften sich und es waren auch Waldbestände betroffen. Die Untersuchung zum Kiefernholznematoden Bursaphelenchus xylophilus brachte keinen Nachweis dieses Quarantäneschädlings in Holzproben aus dem Wald, dem Nahbereich von möglichen Eintrittsstellen und Holzverpackungsmaterial. Auch 2014 erstmals untersuchte Proben von Vektoren und Bockkäfern der Gattung Monochamus blieben ohne Nachweis.

Die jährlich durchgeführte Untersuchung hinsichtlich der Quarantänepilzarten Phytophthora ramorum sowie Phytophthora kernoviae ergab 2014 keinen Befall von Pflanzen im forst-, landwirtschaftlichen oder städtischen Bereich. Auch der Pitch-canker der Kiefer (Gibberella circinata) wurde in Österreich 2014 nicht nachgewiesen. Bei Mycosphaerella dearnessii (Lecanosticta-Krankheit der Kiefer) wurde 2014 ein weiterer Fall in Tirol im urbanen Bereich (öffentliches Grün) konstatiert.

Die Thousand Canker-Krankheit der Nuss (Geosmithia morbida), die sich seit 2013 in Norditalien massiv ausbreitet, führt sowohl bei Schwarznuss wie Walnuss zum Absterben von Beständen. In Österreich ist die Krankheit, die derzeit noch keinen Quarantänestatus hat, bislang nicht nachgewiesen. Es besteht aber ein hohes Ausbreitungsrisiko, weshalb Fällen von akutem Zurücksterben von Nussbäumen besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte.

Ausblick 2015

Die Witterungsextreme des Jahres 2014 führten zu 3 Mio. fm Schadholz, hauptsächlich durch Schneebruch und Eisanhang. Besonders von dem Dezemberereignis im Norden und Südosten Österreichs gibt es Mitteilungen und Beobachtungen, dass das Bruchholz bei weitem noch nicht aufgearbeitet sei und daher im Frühjahr 2015 viel bruttaugliches Material in den Beständen vorhanden sein werde.

Obwohl das gesamte Jahr 2014 ein überdurchschnittlich feuchtes Jahr war, blieb es doch im Oktober südlich der Alpen, im November nördlich der Alpen und im Dezember in ganz Österreich teilweise viel zu trocken. Nach einem niederschlagsreichen Januar wurden im Februar wiederum sehr hohe Niederschlagsdefizite – im Großteil des Bundesgebietes (deutlich) unter 50% – registriert. Der Niederschlagsverlauf in den nächsten Monaten wird zeigen, ob die Bäume bezüglich der Wasserversorgung in Stress geraten werden.

Die Käferholzmenge nahm 2014 mit knapp 30% deutlich ab. Zu beobachten gilt es aber, ob nicht im August und September 2014 befallene Bäume aufgrund der guten Wasserversorgung als Käferbäume schlecht zu erkennen waren. Ein weiterer Aspekt ist, dass voll entwickelte Borkenkäfer aufgrund der für sie ungünstigen Witterung im Sommer 2014 häufig in den Stämmen geblieben sind und so im Frühjahr 2015 ein großes Gefährdungspotenzial darstellen.

Trotz abnehmender Tendenz bei den Borkenkäferschäden kann aus diesen Gesichtspunkten heraus nur dringend empfohlen werden, die Borkenkäfersituation nicht außer Acht zu lassen und in Gebieten, in denen einer oder mehrere der oben genannten Faktoren zutreffen, die Situation besonders sorgfältig zu kontrollieren und rechtzeitig Maßnahmen zu setzen.