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Dr. Nikolaus Lienbacher (li.) mit Willibald Ehrenhöfer © Andreas Fischer

Wald muss Freude bereiten

Ein Artikel von Andreas Fischer | 31.12.2014 - 08:05
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Dr. Nikolaus Lienbacher (li.) mit Willibald Ehrenhöfer © Andreas Fischer

„Es ist mir eine ausgesprochene Ehre, den Vorsitz des Kollegen Wolfgang Loidl übernehmen zu dürfen. Ich wünsche ihm auf diesem Weg gute Besserung und baldige Genesung“, eröffnete Willibald Ehrenhöfer vom Forstbetrieb Franz Mayr-Melnhof Saurau die Adventtagung der Land & Forst Betriebe Steiermark am 16. Dezember in Graz. Während die Forstwirtschaft überschaubar am Nachhaltigkeitshiebsatz arbeite, stelle sich auf der Nachfrageseite die Situation wesentlich komplexer dar. 2014 war von Unsicherheiten, Turbulenzen und kaum standhaften Aussagen geprägt. „Die Kesselexplosion in Pöls war für uns herausfordernd. Die Industrieholz-Lieferungen reduzierten sich in dessen Folge um 700.000 fm, 2015 werden es 1 Mio. fm weniger sein. Die Forstwirtschaft hat ihren Vornutzungsanteil in der Holzernte daher deutlich abgesenkt. Mit einer Entspannung ist erst im 2. Halbjahr 2016 zu rechnen“, bekundete Ehrenhöfer.

Preis auf gutem Niveau

Für das I. Quartal sieht Ehrenhöfer die Nachfrage nach Sägerundholz ähnlich gut wie Anfang 2014. Die preisliche Delle in der Jahresmitte habe sich aufgrund der guten Nachfrage bereits wieder vollständig „ausnivelliert“.
Wie zuletzt in der Schweiz sollten die heimischen Brandschutzverordnungen bald auch in Österreich überarbeitet werden und es sollte noch mehr in Forschungsmaßnahmen investiert werden. „Das würde sich auch auf den Rundholzpreis niederschlagen“, zeigte sich der Vorsitzende überzeugt. Eine Bestätigung für mehr Holzeinsatz im Bau sieht er in der Drei-Jahres-Vorschau von Euroconstruct. 2015 und 2016 rechnet man mit einer leichten Steigerung der Bautätigkeiten.

Mit neuen Produkten punkten

Ehrenhöfer hat es 2004 nicht für möglich gehalten, dass Brettsperrholz (BSP) einmal einen solchen Stellenwert am Markt erreichen werde. Es gibt aber noch weiteres Potenzial: „Alleine in der steirischen Produktion werden 2,5 Mio. fm zu 1,4 Mio. m³ Schnittholz verarbeitet. Zieht man hier nur die Ausstöße von BSH und BSP heran, beträgt der Anteil an der Hauptware bereits rund 44 %, das sind rund 430.000 m³. Hätten wir diese Produkte nicht, wäre auch die Nachfragesituation eine andere.“

Bibel für Waldbesitzer

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Veranstalter Carl Prinz von Croÿ, Obmann der Land&Forst Betriebe Steiermark © Andreas Fischer

„Wenn Sie sein Buch ,Waldeigentum und seine Beschränkungen‘ am Lokus lesen, dann werden Sie es wahrscheinlich wegen seines anstrengenden Juristendeutschs beiseitelegen. Wenn Sie es aber im Wald studieren, werden Ihnen die Augen aufgehen und Sie das Werk in Ihrer täglichen Lektüre manifestieren“, leitete Carl Prinz von Croÿ, Obmann der Land & Forst Betriebe Steiermark, dem Autor und Fachreferenten der Tagung, Dr. Nikolaus Lienbacher, Kammeramtsdirektor für Land- und Forstwirtschaft Salzburg, ein.

Dem Wald verschrieben

„Als kleiner Bergbauer habe ich vor acht Jahren das elterliche Erbe mit 3 ha Wald und 1,8 ha Wiesen angetreten und damit auch viel an Verantwortung für die nachfolgenden Generationen übernommen“, meinte Lienbacher.
„Land- und forstwirtschaftliches Eigentum ist heute so stark öffentlich-rechtlich verpflichtet, dass die Frage zu stellen ist, ob nicht zumindest in manchen Bereichen in Summe die verfassungsrechtliche Grenze des Wesensgehaltes des Eigentumsrechtes schon überschritten sei“, hinterfragte Lienbacher. In die Freiheit des Agrareigentums wird zum Beispiel durch das Forstrecht, Wasserrecht, Naturschutzrecht, Fischereirecht, Jagdrecht, Tierschutzrecht, Energierecht, Bodenschutzrecht, Veterinärrecht, Pflanzenschutzrecht, Konsumentenrecht, Grundverkehrsrecht bis hin zum Gebühren- und Steuerrecht immer stärker eingegriffen.
Heute nehmen auch internationale und völkerrechtliche Rechtsbereiche, wie das ITTA (Tropenholzübereinkommen), die Klimarahmenkonvention, die Alpenkonvention, die Berner Konvention, die Ramsar-Konvention, die Biodiversitätskonvention und vieles mehr, Einfluss auf das Waldeigentum. Hinzu kommen europarechtliche Normen, wie die EU-Grundrechtecharta, das EU-Umweltrecht, Natura 2000 oder die Wasser-Rahmen-Richtlinie.

Wald für alle?

Nachdem 2015 Änderungen des Forstgesetzes im Raum stehen (Stichwort: zweijährige Forstwartausbildung), ist auch das generelle Öffnen aller Forststraßen für Mountainbiker noch nicht vom Tisch. „Sind die Straßen erst einmal für Radfahrer freigegeben, werden auch E-Biker oder Reiter ihre Ansprüche kundtun.“