1447255615228.jpg

Angelika Morgenroth, Nina Knöß, Ulrich Mergner, Dr. Andreas Knorr, Dietmar Reith, Wolf-Christian Küspert, Manfred Amon, Bernd Wögerbauer und Clustersprecher Univ.-Prof. Gerd Wegener (v. li.) diskutierten über die Probleme der Wertschöpfungskette © Lorenz Pfungen

Wahrnehmung verbessern

Ein Artikel von Lorenz Pfungen | 11.11.2015 - 16:30
1447255615228.jpg

Angelika Morgenroth, Nina Knöß, Ulrich Mergner, Dr. Andreas Knorr, Dietmar Reith, Wolf-Christian Küspert, Manfred Amon, Bernd Wögerbauer und Clustersprecher Univ.-Prof. Gerd Wegener (v. li.) diskutierten über die Probleme der Wertschöpfungskette © Lorenz Pfungen

„Wir müssen uns immer rechtfertigen, wie wir unseren Wald bewirtschaften und warum wir Holz nutzen. Die Bedeutung der privaten Waldwirtschaft muss wesentlich mehr honoriert werden – von der Gesellschaft, der Wirtschaft und der Politik“, forderte Angelika Morgenroth, Waldbesitzerin und 1. Vorsitzende der Waldbesitzervereinigung Bamberg. Wichtig sei, verstärkt in den Medien präsent zu sein, um die Leistungen der Waldbesitzer hervorzuheben. „Unerträglich ist, dass Leute, die keine Ahnung vom Forst haben, mündigen Waldbesitzern Vorschriften machen“, sagte Morgenroth weiter. Dies traf den Nerv der Anwesenden.

Kiefer vor Eiche und Buche

Nicht die Buche ist die häufigste Holzart im Steigerwald, sondern die Kiefer, gefolgt von der Eiche. „Die Buche, welche die meisten mit dem Steigerwald verbinden, ist gar nicht so stark vertreten. Von diesen Buchenflächen bewirtschaftet der Forstbetrieb Ebrach 70 bis 80 %“, erklärte Ulrich Mergner, dortiger Betriebsleiter der Bayerischen Staatsforsten. Für ihn zeichnet sich der Forstbetrieb durch drei Besonderheiten aus. Im Steigerwald leben 480 Käferarten, wovon 40 erst in den vergangenen Jahren entdeckt wurden und zwei schon als ausgestorben galten. Rund ein Drittel des Holzeinschlages, 20.000 bis 25.000 fm/J, wird als Brennholz verkauft. Als dritten Punkt führte er die Anzahl der Sägewerke im Steigerwald an. 60 Unternehmen sind dort angesiedelt, hauptsächlich kleinere und mittlere, wovon der Ebracher Forst 25 beliefert. Die Hälfte davon sei auf Laubholz spezialisiert. Für Mergner sind große Flächenstilllegungen kein Thema. Vielmehr sind einzelne Biotopbäume und kleine Flächen zielführender. Der Ebracher Forst zeige, wie schützen und nutzen auf kleiner Fläche vereint werden können. Dies müsse stärker kommuniziert werden. Dabei setzt man im Forstbetrieb unter anderem auf Exkursionen, deren Teilnehmer auch Waldbesitzer sind.

Flächenstilllegung im Steigerwald

Für Emotionen sorgte die Verordnung des Landratsamtes Bamberg über den geschützten Landschaftsbestandteil „Der Hohe Buchene Wald im Ebracher Forst“. Diese Verordnung vom April 2014 führte zu einer Flächenstilllegung auf 750 ha. In der Bayerischen Biodiversitätsstrategie, der Bayerischen Staatsregierung und im Waldpakt zwischen Regierung und Waldbesitzern sei festgelegt, dass es keine großflächigen Flächenstilllegungen im Wald geben werde, erläuterte Dr. Andreas Knorr, Behördenleiter und Bereichsleiter Forsten des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bamberg. „Mittlerweile ist die Verordnung zurückgenommen worden – mit der Begründung, dass der § 29 des bayerischen Naturschutzgesetzes „Geschützte Landschaftsbestandteile“ – zum Beispiel eine herausragende Baumgruppe – nicht erfüllt werde.
Es ist ein Schutzgebiet ausgewiesen worden, weil man eines gebraucht hat, und nicht, weil etwas schützenswert war. Unabhängig davon ist der gesamte Steigerwald ohnehin nach Natura 2000 geschützt“, sagte Knorr. Schritt für Schritt sollte so die Fläche vergrößert werden, um am Ende daraus einen Nationalpark zu machen, vermutete der Behördenleiter. Ein Schutzgut sei nur bei Gefährdung zu schützen. Für ihn sei weder eine Gefährdung noch ein ausreichend großes Schutzgebiet vorhanden. Der Ebracher Forst ist für Knorr vorbildlich bewirtschaftet.

150.000 pro Tag regionale Wertschöpfung

„Die Menschen brauchen den Baustoff Holz, deshalb müssen wir alle an einem Strang ziehen“, forderte Wolf-Christian Küspert, Geschäftsführer der Gelo Holzwerke. Er schätzte, dass die Wertschöpfungskette Forst und Holz 150.000 € pro Tag in der Region umsetze. Dies sichere Arbeitsplätze und erhalte die Kaufkraft in der Region. Flächenstilllegungen erhöhen den Rohstoffdruck, war sich Küspert sicher. „1,4 Millionen Mitarbeiter sind in der Wertschöpfungskette Holz beschäftigt, in der Automobilindustrie 780.000. Dennoch haben wir keine Lobby“, zeigte sich Manfred Amon, Zimmerer und Obermeister der Zimmerinnung Bamberg, enttäuscht.
In der Diskussion über die Holzarten war für ihn klar, dass Fichte gebraucht werde. „Der Kunde will die helle Fichte sehen und keine Kiefer“, führte Amon weiter aus. Bei Buche sei Feuchtigkeit ein Problem. Architekt Bernd Wögerbauer fügt hinzu, dass Buche einen anderen Umgang erfordere und dafür Erfahrung nötig sei. Nach Einschätzung von Wögerbauer ist die Grundausbildung der Architekten bei Holz besser als früher.
„Es muss auch möglich sein, die zurückgegangenen Fichtenbestände mit Douglasie und Tanne aufzuforsten“, plädierte Univ.-Prof. Reinhard Mosandl von der Technischen Universität (TU) München. Die Schlussworte sprach die oberfränkische Regierungsvizepräsidentin Petra Platzgummer-Martin, die ankündigte, die Botschaften mitzunehmen. Clustersprecher Univ.-Prof. Gerd Wegener von der TU München moderierte die Diskussion. Veranstalter waren der regionale Cluster Wald, Forst und Holz Oberfranken, der Cluster Forst und Holz in Bayern sowie proHolz Bayern.