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Brennstoffkosten: Kaufkraftparität zwischen Heizöl und Hackgut - bei Heizölpreis von rund 70 Cent/l könnte Festmeterpreis schon deutlich dreistellig sein © Landwirtschaftskammer Österreich

Während Öl zu Ende geht,

Ein Artikel von DI Gerd Ebner | 08.03.2010 - 08:33
Österreich hat sich innerhalb der EU zu einem hohen Zielwert an erneuerbaren Energien verpflichtet: 34 % bis 2020. Die Anforderung ist also hoch, aber auch die Möglichkeiten der Ressource Wald - doch noch gibt es viele Unabwägbarkeiten. So kann man derzeit nicht exakt sagen, wie viel vom Holzstrom in die energetische und in die stoffliche Nutzung geht. „In Deutschland addiert man die Verwendungszwecke und berechnet dann die Prozentanteile. Das ist problematisch, denn man schätzt die thermische Verwertung falsch ein. Schließlich endet fast jedes Stück Holz - von sehr kurzer bis langer Verweildauer - im Feuer”, meint DI Kasimir Nemestothy, Landwirtschaftskammer Österreich.
Ein besserer Ansatz wäre aus seiner Sicht eine detaillierte Analyse der Holzströme. Eine solche sollte unbedingt im Zusammenhang mit der Energiestrategie der österreichischen Bundesregierung mit den Daten von 2009 neu erstellt und jährlich aktualisiert werden. Das Vorgängermodell mit Daten aus 2005 erregte großes Aufsehen.

Fast 5 Mio. fm/J mehr benötigt

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Ölreserven und Holzvorräte in der EU 27: Die Holzvorräte haben im vergangenen Jahrzehnt nochmals deutlich zugenommen, der Ölvorrat nahm ab © Landwirtschaftskammer Österreich

Wie sich die Holzströme seit 2005 verändert haben, dokumentiert die Tatsache, dass die Bioenergie in Österreich 2008 schon 46 % der inländischen Rohenergie-Erzeugung ausmachte. „Davon sind 80 % Holzenergie. Neben biogenen Treibstoffen stieg vor allem der Energieholzeinsatz um weitere 2,5 Mio. fm/J“, rechnet Nemestothy vor.
Dass es aufgrund der zahlreichen Kalamitätsnutzungen in den Vorjahren leichter war, diese zusätzliche Holzmenge auf den Markt zu bekommen, lässt Nemestothy nicht unerwähnt. In den Jahren vor 2008 verblieben zunehmend mehr Sägenebenprodukte in den Sägewerken, die daraus Wärme und Strom – zum Teil auch Pellets – produzierten. Außerdem hätte die Plattenindustrie reagiert und Hackgut und Sägemehl durch den vermehrten Einkauf von Rundholz kompensiert, meint Nemestothy.

Überschusszeiten sind vorbei

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Brennstoffkosten: Kaufkraftparität zwischen Heizöl und Hackgut – bei Heizölpreis von rund 70 Cent/l könnte Festmeterpreis schon deutlich dreistellig sein © Landwirtschaftskammer Österreich

Man hat sich auf unseren Rohstoffmärkten an Überschusssituationen gewöhnt. „Wird Öl knapper, werden sich alle Rohstoffe merklich verteuern”, so Nemestothy. „Bei einem Heizölpreis von etwa 70 Cent/l würde die Kaufkraftparität zum Hackgut schon rund 135 €/fm entsprechen.” (s. Grafik)
„Die Ölvorräte der EU betragen umgerechnet nur noch 5 Mrd. fm - der Holzvorrat liegt aber bei über 23 Mrd. fm”, erläutert Nemestothy. Trotz der intensiven Nutzungen der europäischen Wälder hätten die Vorräte von 1990 (18,8 Mrd. fm) nochmals deutlich zugelegt. „Unsere Aufgabe wird es sein, wie man diese Mengen in den Markt bringen kann. Es sollten Systemkonzepte entwickelt werden, die eine kaskadische Nutzung priorisieren. Etwa könnte man bei Möbeln schon mitberücksichtigen, wie man am Ende der Lebenszeit ein möglichst einfaches Recycling machen kann.” Von Teilen der Wissenschaft - in Österreich etwa von Univ.-Prof. Dr. Alfred Teischinger - würde dafür zurecht mehr Forschung gefordert.

2 Cent zusätzlich für hocheffiziente KWK

In der Ökostromtarif-Verordnung 2010 hätten sich laut Nemestothy für feste Biomasse die Tarife gesenkt. „Schon unter dem Regime 2009 wurde nicht mehr investiert, daher wird nun auch wenig Neues hinzukommen. Es ist aber auch gar nicht das Ziel, außerhalb des Holzsektors große KWK auszubauen – das wäre hinsichtlich der Versorgung schon problematisch“, argumentiert Nemestothy, der aber bei Sägewerken noch berechtigten Ausbaubedarf sieht. „Ein wärmegeführter Betrieb, wie in Sägewerken üblich, ermöglicht die Erfüllung der Kriterien für hocheffiziente KWK. Dann gibt es 2 Cent/kWh zusätzlich.“
Den Betreibern von bestehenden Biomasse-Heizwerken rät Nemestothy, zu einer sehr vorausschauenden Einkaufspolitik. „Es wird enger. Wer sich über Spotmärkte schnell einzudecken gedenkt, wird es schwer haben. Die Produktion von Sägenebenprodukten sinkt, der Bedarf der Pelletierer und der KWK-Anlagen steigt – da gibt es kurzfristig nichts zu holen“, lautet seine Analyse.
Bei der Übernahme rät Nemestothy auf die in Skandinavien schon längst übliche Verrechnung nach Energieinhalt (€/MWh) umzustellen. „Das Gewicht und der Wassergehalt sollten erfasst werden“, fordert er. „Ein fairer Handel muss die Energieeinheit berücksichtigen.“ GE