Das hätte anders kommen können. 2003 diskutierte der heutige Geschäftsführer, Lutz Schmelter, mit seinem Vater Hans-Josef über die Zukunft und Übergabe des Betriebes. „Eine Schließung wäre auch eine realistische Option gewesen“, erinnert er sich. Gut, dass er sich anders entschied, denn es folgten intelligente Expansion und engagiertes Unternehmertum.
Bauholzsägewerk auf engem Raum
„Wir schneiden nur nach Auftrag“, erklärt Schmelter beim Betreten des Bedienstands. Ein Monitor zeigt dem Mitarbeiter das Ergebnis der Vermessung und schlägt Kappstellen vor. Die daraus erzeugten Abschnitte sind bis zu 14 m lang. Verarbeitet werden die 12 bis 65 cm starken Stämme in einer Schwachholz-Spanerlinie oder einem Gatter. Ein halbes Dutzend Mitarbeiter stapelt Haupt- und Seitenwarenprodukte ab. Bis hier ist es ein eingespieltes, typisches Bauholzsägewerk. Doch Schmelters Betrieb wird nicht als Sägewerk, sondern als Holzindustrie des Jahres ausgezeichnet. Das liegt auch am 15 min entfernten zweiten Standort.
Kommissionen wie kaum ein Zweiter
Holzbauunternehmen haben heute den Anspruch, projektbezogen einzukaufen. Sie übermitteln eine Holzliste – etwa für einen Carport oder Dachstuhl. Die Ware soll am besten binnen ein paar Tagen beim Holzbauunternehmer oder im Abbundzentrum sein. Und zwar so, dass sie der Kran gleich in der richtigen Reihe abstapelt.
Schmelter erfüllt diese Ansprüche in einer Perfektion wie nur wenige in der Branche. „Ich glaube, dass wir in Bezug auf Kommissionen relevanter Massivholzprodukte weit vorne sind“, drückt es der 38-Jährige aus. Das lässt sich an konkreter Kundenorientierung festmachen. Schmelter achtet sehr genau auf Abbundoptimierung und Verschnittfreiheit. Die Holzprodukte passen ganz exakt für die gewünschte Anwendung.
Richtige und gute Beschriftung ist für die Verarbeiter ebenfalls wichtig. Schmelter setzt dies vorbildhaft um. Die Paketetiketten führen für jede Stange deren Dimension, Qualität und sogar die Abbundnummer beim Kunden an. Zudem ist jedes Element stirnseitig ein zweites Mal etikettiert.
Weitere Zutat für Schmelters Erfolg ist seine Liefergeschwindigkeit. „Unsere Kunden profitieren davon, dass wir unsere Produkte alle selbst erzeugen. Auf diese Weise vergehen zwischen Bestellung und Lieferung in der Regel nur fünf bis sieben Tage.“
Das Ergebnis präsentiert sich auf knapp zehn Lkw-Ladebrücken, die am Gelände beladen werden oder auf ihre Abholung warten. Dort sieht man, was Schmelter unter „kleinteiligen Listen“ versteht. Es sind wohl an die dreißig Pakete, die auf dem Anhänger verzurrt werden: einzelne BSH-Pfetten hier, Hunderte Dachlatten dort und obenauf zwei Dutzend KVH-Sparren.
Noch etwas zeichnet den Sauerländer in der Branche aus: professionelles Marketing. Die Homepage ist top. Die Verkaufsunterlagen treten im Corporate Design auf. Sogar auf Facebook ist der Betrieb aktiv.
Meilensteine
1955: Übernahme des Sägewerks der Gebrüder Gastreich durch Josef Schmelter und einen Partner 1969: Mittlerweile im alleinigen Besitz der Familie Schmelter, wird das Werk mit einem Gatter und einer Schwachholzsägelinie modernisiert. 1980: Investition in ein Gattersägewerk und einen automatischen Besäumer 1986: deutliche Kapazitätssteigerung mit Spaner-Kreissägenlinie1998: Erweiterung der Schwachholzlinie für effiziente Bauholzfertigung
2003: Lutz Schmelter steigt in dritter Generation ins Unternehmen ein.
2004/2005: Kauf des ehemaligen Kasernengeländes in Lennestadt-Oedingen und Aufnahme der KVH-Produktion
2006–2009: Investitionen in Trockenkammern, ein Blockheizkraftwerk, Lagerkapazitäten und eine BSH-Fertigung
2012: Erweiterung des Produktportfolios bei Brettschichtholz und erneuter Ausbau der Produktionskapazitäten in Oedingen
Beispielgebende Technik
Am Ende kommen die Produktionsstränge von BSH und KVH wieder zusammen. Jetzt kommt ein Schlüsselprozess – die Vereinigung zum Paket. Ein mit Saugbalken ausgestatteter Kran hebt Stück um Stück zusammen. Mehrere Pufferplätze nutzt er, um die Elemente zwischenzustapeln. „Das läuft automatisch, aber man kann jederzeit eingreifen“, sagt Schmelter. Gesagt, getan: Per Mausklick zwingt er den Rechner, ein Paket zu priorisieren. Das bringt zwar das austarierte System der Pufferplatzbelegung kurz in Probleme, aber schon nach wenigen Minuten hat das System den lästigen menschlich Eingriff überwunden und arbeitet wieder selbsttätig.
Fertige Pakete aus dem Leimholzwerk oder Bauholzpakete werden abschließend foliert, verladen und es geht ab zum Kunden.
Die ständige Frage: Was kommt nun?
Wohin der Weg führt, ist nicht klar. Schmelter denkt etwa darüber nach, Resthölzer zu veredeln oder weitere Hobelwarensortimente herzustellen, und fragt jeden offen, was er davon hält. Er hat sich sogar Know-how über Brettsperrholz angeeignet. Kurz: Man darf gespannt sein.
Schmelter Holz
Standorte: Lennestadt-Saalhausen (Sägewerk) und Lennestadt-Oedingen (Weiterverarbeitung)Geschäftsführer: Lutz Schmelter
Mitarbeiter: 70
Sortiment: KVH, BSH, Schnittholz